Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Beispiel einer
"freien" Therapie-Zwischenbilanz
(Patientin, 10x2 Sitzungen)

 

Jetzt sitze ich hier also und soll meine persönliche Zwischenbilanz ziehen. Vor mir ein weißes Blatt Papier. Die Gedanken wirbeln durcheinander und ich versuche sie mal zu fixieren. Früher wäre das jetzt ein echtes Problem gewesen, da ich es gewohnt bin, anderer Leute Gedanken zu übersetzen, ich selbst aber in dem Sinne keine Gedanken übersetzen bzw. in passende Worte packen musste.

Bei diesem Stichwort fallen mir die automatischen Gedanken ein, die bei mir in meinen tiefen Phasen dominant negativ waren. Gelernt habe ich positive Alternativen zu formulieren, die mittlerweile genauso wie früher die negativen nun auch automatisch kommen bzw. meistens halte ich mir schon direkt das gedankliche Stopp-Schild vor Augen, so dass negative (lärmende Gedanken) erst gar nicht aufkommen können.

Dabei hilft mir auch das Schlüpfen in die Rolle meines persönlichen Coaches, der so viele alternative Ansichten und Betrachtungsweisen aufzählt (Ich bin tatsächlich viele!) wie ich sie vorher durch meine eingeengte Betrachtung und Fixierung auf mich selbst nicht sehen konnte und damit einhergehend auch andere Gefühle erzeugt, u. a. Verständnis für Andere, deren Bedürfnisse, aber auch die eigenen zu erkennen hilft.

Ich horche viel öfter in mich hinein, da es in der Vergangenheit meist die Nichterfüllung oder gar Nichtbeachtung meiner Bedürfnisse war, die mich unzufrieden, selbstunsicher gemacht hat. Früher hätte ich mir eine Zufriedenheit aus übertriebenem Ehrgeiz aber auch nicht gegönnt. Jetzt, wo ich erkannt habe, wie essenziell es für mich ist, versuche ich alles zu machen, von dem ich mir verspreche, dass es Spaß macht und mir Befriedigung verschafft (Sport, Schlagzeug spielen, mal wieder lesen, mich mit Freunden treffen).

Ich erfahre immer wieder die Interdependenz der Gedanken, dass die Art der Gedanken mein Gefühlsleben, aber auch der mit mir lebenden Menschen massiv beeinflusst, was mir hier und da Verantwortung aufbürdet, die ich aber gerne übernehme.

Als ich meinen tiefsten Punkt hatte, an dem ich mich völlig zurückzog und nur noch auf dem Sofa saß, habe ich mich über das von Ihnen „verordnete“ Aktivitätsprogramm herausgezogen und bin dieser Depression davon gelaufen. Eine Erfahrung, die mich motiviert, mit meinem Sportprogramm weiter zu machen und die mir gezeigt hat, wie ich selbst meinen Gemütszustand positiv stimmen kann. ICH hab's in der Hand, wie ich mich fühlen möchte. Das ist ein unglaubliches gutes Gefühl der Kontrolle und positiven Macht über sich selbst. Ich bin meines eigenes Glückes Schmied. Andere sind nicht für meine schlechten Gefühle verantwortlich, weil ich selbst dafür zuständig bin.

Besonders beruhigend fand ich Ihre Aussage, dass ich selbst die Herrin über die Zeit bin, die ich meinem Haus, das mir so viele Probleme bereitet(e), verbringe.

Eines meiner Hauptprobleme in der Vergangenheit war die Diskrepanz zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung und die mangelnde Deutungskompetenz. Dass ich viel zu oft negative Dinge in Gesagtes hinein interpretiert habe, die von meinem Gesprächspartner gar nicht so gemeint waren. Hier hat mir sehr geholfen, Feedbacks einzuholen, was meine "Gesprächskultur" sehr verbessert hat. Aber eben auch meine Empfindungen und auch die meines Gesprächspartners. Zurzeit habe ich oft den Eindruck, dass man mich bewusst als Gesprächspartner sucht, weil ich laut Feedback anderer als „gesprächs-kompetent“ gelte, was mir wiederum ein Gefühl der Anerkennung verschafft, die ich mir früher immer gewünscht habe. Ich muss also mit meinem „Tanklastwagen“ z. B. nicht mehr bei meinen Schwiegereltern vorfahren, um Anerkennung zu "tanken".

Überhaupt hat sich die Bandbreite der Gesprächsthemen, vor allem mit meinem Mann, sehr erweitert. Wir reden viel offener über unsere Gefühle und Bedürfnisse. Wir haben wieder Respekt für einander und Achtung voreinander. Ich brauche kein Symptom mehr als Freund und Helfer, da ich mein Bedürfnis klar formuliere und keiner mehr Rätsel raten braucht. Mit der Erkenntnis, dass hinter Kritik ein unerfülltes Bedürfnis steckt, kann ich auch viel besser mit Kritik umgehen. Die Anzahl der Streits mit meinem Mann hat sich auf ein Minimum reduziert, weil wir beide uns bemühen, die Grundregeln der gewaltfreien Kommunikation zu beachten. Anders als früher werfen wir uns nicht "olle Kamellen" vor, um den anderen aus einem Rachgefühl heraus zu verletzen, weil man sich selbst durch den anderen verletzt, gekränkt gefühlt hat, sondern wir versuchen, für beide Parteien eine Lösung für die Zukunft zu finden, indem wir unsere Bedürfnisse und unseren Wunsch zur Erfüllung klar äußern.

Besonders beeindruckend fand ich, welche starke Wirkung authentische Wertschätzung, die ich anderen gegenüber offen ausdrücke, hat. Alle Gespräche, die ich so eröffnete, sei es mit Familienmitgliedern, Freunden oder Kunden, verliefen für beide Seiten äußerst positiv.

Ich bin mir heute der Magie der Worte bewusst, vor allem im Umgang mit meiner Tochter. Teilweise erschrocken musste ich feststellen, wie oft ich früher einfach etwas dahingeplappert habe und was es wohl in dem einen oder anderen angerichtet haben muss.

Ich selbst musste mal die Erfahrung machen, dass eine Ferndiagnose mit den Worten "wenn Du einmal erst über Monate Tinnitus hast, ist er chronisch und Du wirst ihn nie wieder los", mich in lange Verzweiflung und Angst stürzte.

Besonders faszinierend finde ich nach wie vor das Thema „Authentisch leben“. Seitdem ich immer mehr versuche, zu mir selbst zu stehen, meine Gefühle und Bedürfnisse nicht mehr verstecke, sondern entsprechend handele, geht es mir besser. Dadurch, dass ich die Dinge direkt und klar ausdrücke, muss sich nichts mehr aufstauen, was irgendwann, wenn das Fass übergelaufen ist, zur Explosion kommt. Ich bin nicht mehr so oft die tickende Zeitbombe.

Früher hatte ich oft Probleme mich für oder gegen etwas zu entscheiden. Ich sehe jetzt klarer, weil ich viel eher auch auf meinen Bauch höre und mein Bedürfnis klarer ausdrücken kann.

Auch im Zusammensein mit meinen Eltern fühle ich mich heute viel wohler. Ich spüre keinen Druck mehr, mich für etwas rechtfertigen zu müssen und wirke laut Feedback meiner ...... dadurch souveräner. Dieses Gefühl, sich nicht mehr rechtfertigen zu müssen, hat sich auch auf meinen Mann übertragen, der immer das Gefühl hatte, von ihnen nicht akzeptiert bzw. anerkannt zu sein.

Ich falle zwar hin und wieder immer mal in alte Muster zurück, aber wichtig fand ich die Erkenntnis, dass ich überhaupt gewisse Verhaltensmuster habe. Sobald ich erkannt habe, dass ich mal wieder einem alten Muster folge, kann ich es nun hinterfragen und entsprechend reagieren und handeln. Aus diesen Mustern auszusteigen, empfinde ich als sehr spannend und das Leben bereichernd. Allerdings wurde ich dadurch für einige Mitmenschen, die mich schon länger kennen, unberechenbarer, was mir hier und da allerdings ein leichtes Schmunzeln verursachte, da ich wohl offensichtlich nicht mehr in die Schublade passte, in die sie mich schon hineingesteckt hatten.

Insgesamt habe ich dank der therapeutischen Sitzungen, die mir immer neue Erkenntnisse gebracht haben, viel öfter ein positives Lebensgefühl, versuche viel öfter, die Gegenwart und den Moment dankbar zu genießen und positiv zu gestalten, habe Pläne für die Zukunft und schaue viel weniger mit Wehmut in die Vergangenheit, die ich ja doch nicht mehr ändern kann.