Ich hatte mich auf die Sitzung gefreut, es war
viel passiert in der Zwischenzeit, ich war im Urlaub und es haben sich
andere wichtige Veränderungen in meinem Leben ergeben.
Sowohl beruflich als auch privat stehen
gravierende Veränderungen an, was mich relativ stark belastet.
Ich kann
mit Veränderungen nicht gut umgehen, denke viel darüber nach und habe auch
Bedenken, ob ich den neuen Aufgaben gewachsen bin. Ich weiß, dass ich die
Arbeit von meinen Fähigkeiten her sehr leicht bewältigen könnte, ich
befürchte nur, dass ich mir durch Ängste und Unsicherheiten selbst im Wege
stehen könnte. Hinzu kommt, dass ich jetzt auf der Arbeit auch jetzt schon
sehr stark belastet bin. Mir fallen die Dinge im Moment nicht leicht, ich
fühle mich oft relativ schwach, manchmal überfordert und die alltägliche
Arbeit strengt mich sehr an.
Ich habe zwar nicht sehr viel mit Ängsten
oder Depressionen zu tun, aber ich fühle mich oft in bestimmten
Situationen sehr unwohl, habe oft nicht viel Spaß an der Arbeit. Von mir
aus würde ich sofort mit dem neuen Arbeitsbereich anfangen, um endlich zu
erleben, was mich erwartet und wie es läuft. Ich weiß, dass ich auch gut
mit den neuen Aufgaben klar kommen werde, vielleicht erst nach einer
gewissen Gewöhnungsphase aber vielleicht auch von Anfang an besser, als
ich jetzt denke. Mein Verstand sagt mir das, aber mein Gefühl und meine
automatischen Gedanken, die mich häufig begleiten, versuchen mir etwas
anderes weis zu machen.
Dr. Mück meinte, dass es keinen Sinn macht,
dass ich mich die ganze Zeit darauf konzentriere, diese schwierige Phase
hinter mich zu bringen, um mich besser fühlen zu können.
Das Leben ist
eine Anreihung von Schwierigkeiten und es wird niemals der Zustand
eintreten, dass alles problemlos verläuft. Sobald diese Hürde genommen
ist, wird die nächste vor der Tür stehen. Es ist besser, dass ich mich im
hier und jetzt bewege und die Herausforderungen der Gegenwart annehme und
versuche, sie zu meistern.
Der Gedanke war mir in der Tat vorher auch
schon gekommen und es war mir auch gelungen, mich eine Zeitlang mit den
Gegebenheiten besser anzufreunden.
In der Sitzung haben wir darüber
gesprochen, dass ich eine besonders
ausgeprägte Selbstbeobachtung habe und
dass mir auch das Wissen, das ich um all die Dinge inzwischen habe, nicht
unbedingt hilft.
Ich denke zwangsläufig sehr viel über mich nach, was auch
viele negative Gedanken auslöst und auch viele negative Erinnerungen
hervorruft. Bevor ich Ende letzten Jahres wieder seelische Probleme bekam,
hatte ich sehr lange all die Gedanken und den „kognitiven Müll“, der sich
bei mir angesammelt hatte, weit weg geschoben und mir auch ein recht gutes
Schutzpolster zugelegt. Ich hatte hier und da Tage, wo es nicht so gut
lief, aber
ich war nicht in diesem intensiven Kreislauf, in dem ich mich
jetzt befinde.
Ich frage mich, warum ich mich trotz der
ganzen Dinge, denen ich mir bewusst bin und die ich mir bei entsprechenden
Anlässen immer vor Augen führe, trotzdem noch so unsicher fühle. Bei und
nach der Sitzung kam es mir so vor, als könnte ich das alles nicht richtig
erfassen,
alles ist so umfangreich und so vielschichtig.
Ich merke auch, wie mich die schwierigen
Situationen im Alltag, in denen ich angespannt bin, Kraft und nicht
zuletzt auch Zuversicht kosten. Ich hoffe, dass ich genügend Reserven
habe, um die schwierige Zeit ohne größere Probleme zu überstehen.
Es hilft mir, dass ich solche seelischen
Probleme, die ich schon einmal viel schlimmer erlebt habe, bereits einmal
überwunden habe. Ich werde es auch dieses Mal schaffen, das muss ich mir
immer wieder vor Augen führen. Irgendwann werde ich es selbst nicht mehr
verstehen, dass ich so kraftlos und angespannt war.
Dr. Mück fragte mich, was ich glaube, wie
viele Therapiesitzungen ich in Anspruch nehmen möchte. Ich konnte mir die
Frage selbst nicht beantworten. Zum einen würde ich gerne wieder alles so
schnell wie möglich weit weg schieben, mein Leben leben und mich auch
nicht mehr mit der Therapie beschäftigen. Zum anderen hoffe ich, dass es
bei mir doch noch einige Ansatzpunkte gibt, um meine Probleme nicht nur
verdrängen oder nur zu akzeptieren, sondern dass ich auch in
schwierigen
Lebensphasen ein gesundes seelisches Fundament habe.
Zu Sitzung
6 |