Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Beispiel einer Selbstanalyse (8)
- Therapie-Zwischenbilanz (Patientin, 29x2 Sitzungen) -

(zum zugrunde gelegten Formular)

 

Im Verlauf einer Psychotherapie ist es immer wieder sinnvoll, kritisch Bilanz zu ziehen und sich - im Falle einer tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie - unter anderem folgende Fragen zu stellen:

1.   Warum hatte ich mich ursprünglich entschlossen, eine Psychotherapie zu beginnen? Was wollte ich für mich erreichen?

Erste Motivation für eine Therapie (nicht bei Herrn Dr. Mück): Probleme in der Beziehung. Fragestellung: Warum schaffe ich es nicht, mich von meinem Freund zu trennen, meinen Freund loszulassen?

Bewältigung der häufigen traurigen Stimmungen, Unzufriedenheiten, der Situationen, bei denen ich das Gefühl hatte, in die Ecke gedrückt zu werden (Wurmrolle)

Dann: große Angst vor einer neuen Situation, Veränderung → stationäre Behandlung;

Beginn der Therapie bei Dr. Mück: Nachbetreuung der stationären Behandlung; Wunsch, mit meinem Selbstwertproblem besser umgehen zu können, meine negativen Gefühle verstehen und dadurch bewältigen bzw. ak­zeptieren zu können.

2.   Was habe ich durch die bisherige Therapie für mich erzielt? Was erlebe ich jetzt anders und was mache ich bereits anders? Welche neuen Verhaltensmöglichkeiten und Sichtweisen stehen mir jetzt zur Verfügung?

Ganz besonders spielt das Thema „Erwachsen werden“, sich erwachsen geben, fühlen, handeln immer wieder eine Rolle; durch die vielen Übungen habe ich die Opferrolle/ Wurmrolle ein Stück bewältigt, weniger Ängste, abgelehnt bzw. nicht gemocht zu werden. Das gibt mir mehr Han­dlungsspielraum. Ich vertrete meine Meinung in der Regel selbstbewusster und auch für andere klarer verständlich, was mir die Interaktion mit anderen leichter macht

Was ich als sehr schön empfinde ist, die Tatsache, dass ich es jetzt viel leichter und selbstverständlicher schaffe, anderen beim Gespräch in die Augen zu schauen. Ich werte das Wegschauen der Anderen auch i.d.R. nicht mehr als Ablehnung mir gegenüber, sondern sehe oft auch die Unsicherheit der anderen. Insgesamt gelingt es mir, Dinge viel seltener persönlich zu nehmen oder selbst wenn unangenehme Aussagen persönlich gemeint sind, sie nicht als Wahrheit, sondern als Meinung eines einzelnen zu empfinden.

Eine weitere positive Entwicklung ist die, dass ich mich nicht mehr ständig schuldig fühle (v.a. in der Beziehung zu meinem Freund). Ich gebe mir nicht mehr ständig selbst die Schuld, wenn wir Streit haben, sondern sehe aus dem Abstand, dass mein Freund eben auch seine Probleme hat und darauf mit Aggressionen reagiert, die er oft an mir ablässt.

Weitere Thematik: Loslassen – kann ich schon besser, fällt mir aber immer noch schwer. Gut waren die Übungen, dass ich mich einfach mal von einigen sachlichen Dingen getrennt habe. Insbe­sondere aber der Aspekt, dass ich auch meine Probleme, kreisenden Gedanken loslassen kann wie einen Gegenstand hat mir sehr geholfen, in vielen Situationen souveräner zu agieren.

Neue für mich zentrale Thematik: Achtsam sein – heißt insbesondere auch: auf mich selbst aufpas­sen; im Zusammenhang mit dem sich entwickelnden Gefühl „ich bin etwas wert“ ergänzt sich das gut; „Ich bin es wert, mit mir selbst achtsam zu sein.“ Das überträgt sich dann automatisch auch auf andere.

Schön ist, dass ich mich in vielen Situationen mittlerweile selber coachen kann.

Zum selbst Coachen gehört dabei ein riesiges Verhaltensrepertoire oder eher „Bilderrepertoire“; jedes hat zu seiner Zeit seinen Stellenwert:
- das Bild mit den Spiegelnervenzellen (hier fehlt mir noch der zweite Textteil.. wollten Sie mir geben, wenn ich so weit bin… Bin ich das jetzt?) – hierfür war es wichtig, Situationen aus der Vergangenheit genauer zu beleuchten, um das Anspringen der Spiegelnervenzellen in der jeweiligen Situation identifizieren zu können.
- das Bild mit den blauen und den roten Gehirnzellen – die blauen als Pferde, die roten als Kut­scher
- das Spiel mit dem Ball: „Sprich von Herzen und fasse dich kurz.“ – hilft besonders in Situationen, bei denen ich Gefahr laufe, zuviel zu reden…
- das innere Parlament, das ich aber immer weniger bewusst befleißige
- das Bild mit den Wachtürmen – erst mal nachschauen, prüfen, ob die andere Person Dinge wirklich so sieht wie ich das meine…. Hierbei hat natürlich das Anti-Scham-Training besonders geholfen. Durch dieses Training traue ich mich jetzt insgesamt öfter nachzufragen….

3.   Inwieweit hat sich mein Befinden geändert?

Insgesamt grübele ich viele weniger; hänge nicht mehr so oft durch, gehe negative Stimmungen of­fensiver und konstruktiver an und fühle mich viel seltener traurig

Außerdem gehe ich öfter offensiv auf Menschen zu, lächele Sie an, ohne das Dauergefühl, dass meine Sympathie nicht auf „Gegenliebe“ stößt. Ich gebe mich in Beziehungen „gleichberechtigter“, ordne mich seltener unter… Leider sind die alten Verhaltensmuster noch (auch so ein Wort, das ganz wichtig für mich geworden ist) ein wenig vorhanden, aber das nimmt beständig ab und ich schaffe es leichter, diese zu identifizieren, zu benennen und damit die negativen Gefühle zu beeinflussen

4.   Wie erkläre ich mir mittlerweile, warum und wie ich zu dem Menschen geworden bin, der ich heute bin?

Mein geringes Selbstwertgefühl resultiert aus ganz vielen Erfahrungen von Ablehnung und Abwertung; trotzdem habe ich das große Glück, dass ich mich durch meine Eltern geliebt fühle, wenn auch nicht immer akzeptiert. Ich glaube, daher habe ich ein grundlegendes Gespür dafür entwickelt, was mir gut tut und kann das jetzt auch einsetzen, wenn ich mich selber coache.

Meine Kind- und Opferrolle war für mich jahrelang ein Rückzugspunkt. Ich glaube, dadurch musste ich keine Verantwortung für mein Verhalten übernehmen oder viel mehr dafür, was mit mir gemacht wurde. Ich habe das dann einfach akzeptiert. Außerdem war das Verhalten gestützt durch die verschiedenen Sorgen v.a. meiner Mutter; Verlustängste, Berührungsängste mit Neuem/ Unbekann­tem

5.  Welche Ereignisse und Personen haben im Rückblick eine besondere Rolle in meinem Leben gespielt ( Kindergarten, Schule, Beruf, Unfälle, Krankheiten, Geschwister, Großeltern, Tanten, Onkels)? Warum waren diese für mich so bedeutsam?

Als erstes fällt mir da immer mein Bruder ein, der mit seinen jahrelangen Entwertungen sicherlich ei­nen großen Effekt auf mein Selbstbewusstsein hatte. Zusätzlich habe ich ihn dabei auch immer noch bewundert, wollte ihm nacheifern statt mich abzugrenzen.

Meine Mutter hat durch ihr ständigen Sorgen, was alles passieren könnte, wenn … viele mir wichtige Bedürfnisse nicht unterstützt und wahrgenommen. Ich glaube, sie hat ihre eigenen Vorstellungen, wann eine Frau glücklich ist und vergisst dabei die Individualität…. Insbesondere im sportlichen Bereich/ Bewegungsbereich war sie immer besorgt, wir könnten uns was brechen….

Mein Opa war für mich lange Zeit eine Person, die mich getröstet hat, wenn ich traurig war.

Insgesamt habe ich mich über lange Strecken sehr allein und unverstanden gefühlt, was sicherlich typisch ist in der Pubertät. Trotzdem hatte das auf mich wohl eine selbstbewusstseinsmindernde Auswirkung

Eine Freundin, die ich seit Kleinkindzeiten kenne und zu der  immer eine „Konkurrenzfreund­schaft“ bestanden hat. Diese Freundin hat mit ihrer älteren Schwester ähnliche Erfahrungen wie ich mit meinem älteren Bruder – wir haben damals wohl beide unsere Strukturen in diese „Freundschaft“ mitgebracht und eine Art „Hassliebe“ aufgebaut. Bekanntes Muster……

Eine Mitschülerin, die durch ihre Art „Gift zu versprühen“ (zumindest nach meinem Empfinden) viel dazu beigetragen hat, dass ich mich in vielen Kreisen unwohl und gänzlich unattraktiv gefühlt habe.

Eine Schulfreundin, mit der ich dann auch im Studium zusammengewohnt habe, war eine der ersten, von der ich mich dann mal verstanden fühlte – leider hat das direkt zu einer Art „Abhängigkeit“ geführt, v.a. da meine Mutter aus Angst um mich alles daran gesetzt hat, dass ich weiter in einer Wohnung mit ihr zusammen wohne.

Diese Abhängigkeit ging dann bei meinem Freund weiter. Ihm verdanke ich einerseits ganz viele neue Impulse und Anregungen, die mein Selbstbewusstsein stärken/ gestärkt haben, andererseits gibt er mir durch seine Reaktionen aber auch immer wieder das Gefühl der Unzulänglichkeit.

Eine Freundin, die ich nach der Ausbildung kennengelernt habe. Auch von ihr habe ich mich irgendwie zeitweise abhängig gefühlt, habe alle meine Probleme mit ihr ausführlich besprochen und mich dabei im Kreis gedreht. Schön ist, dass ich im Laufe der Therapie dieses Verhalten innerhalb der Freundschaft ändern konnte. Diese Freundin hat mir immer das Gefühl gegeben, ihr auch wichtig zu sein und von ihr „wertgeschätzt“ zu werden.

Eine weitere Bekannte, die eine für mich ganz ungesunde Mischung von Eigenschaften in sich trägt – übertriebenes Pflichtbewusstsein, Kontroll“zwang“(→ sehe ich so…) aber auch im privaten etwas Umsorgendes. Dass der Einfluss so groß war, habe ich erst gemerkt, als der Kontakt nachließ und ich dieses als Befreiung wahrgenommen habe – ich befürchte, ich habe sie in eine Art „Mutterrolle“ gesteckt….. Dadurch habe ich mich selber aber dann auch immer blockiert….

Ich könnte noch viele weitere Personen nennen, aber ich stelle immer wieder ähnlich Mechanismen fest. Eigentlich ist das ja gut, da ich diese dann ja ganz konkret weiter angehen kann.

6.   Weshalb erscheint es mir sinnvoll, die Therapie fortzusetzen bzw. sie zu beenden? Was verspreche ich mir davon? Was genau möchte ich für mich selbst noch erreichen? Was möchte ich künftig können?

Ich möchte die Therapie noch fortsetzen, aber durchaus weiter im 4-Wochen-Rhythmus, da mir ihre Rückmeldung bzgl. meines Eigencoachings noch sehr gut tut. Ich befürchte, dass ich bei einer zu frühen Beendigung nicht gefestigt genug bin, um das Gelernte dauerhaft für mich zu behalten bzw. umzusetzen. Außerdem möchte ich in der Beziehung zu meinem Freund, aber auch zu Männern allgemein noch freier werden. Frei, selbst zu entscheiden, ob ich bleiben möchte, freier beim Flirten, ohne das Gefühl zu haben, evtl. abstoßend zu wirken (auch da habe ich als Teenie ja einige unangenehme Erfahrungen gemacht..)

Ein Ziel, dass ich noch nicht erreicht habe, ist in Diskussionen (v.a. mit meinem Freund) meine Mei­nung frei zu bilden (!!), äußern und zu vertreten. Es gibt natürlich immer auch noch andere Si­tuationen, bei denen ich meine Meinung nicht so vertrete wie ich mir das von mir selbst wünsche, aber insgesamt geht das schon immer besser.

Es ist mir ganz wichtig, dieses zu lernen, auch gegen emotionale Widerstände und die Angst vor dem Ende der Beziehung bestehen zu können. Ich denke, dass ich insgesamt schon gelernt habe, besser meine Meinung zu vertreten, aber irgendwie ist in stark „(Verlust)-Angst“(?) besetzen Situationen noch der Wurm drin…

Wahrscheinlich ist das mal wieder eine Wechselwirkung: in Situationen bestehen und Verschwinden der Angst. Lassen sich solche Situationen auch im Therapeutengespräch üben? Das wäre ein großer Wunsch meinerseits!!!

Wenn ich mir das so durchlese, stört mich immer noch, dass ich meine Gedanken immer noch so sehr auf „den einen Partner“ konzentriere, der in der Lage ist mein Gefühlsleben zu bestimmen, Eine noch größere innere Autonomie würde ich mir in dieser Hinsicht auch noch wünschen.

Ich würde mir für eine weitere Sitzung wirklich nochmals wünschen, über mein Verhältnis zu und mein Gefühl gegenüber Männern, die ich attraktiv finde, zu sprechen. Mir scheint bei näherem Überlegen, dass ich da immer noch nicht die erwachsene, selbstbewusste Frau bin, die auf vielen anderen Ebene schon einen großen Teil meiner Persönlichkeit ausmacht.

7.   Welche Stunden, Erlebnisse, Erkenntnisse und Sichtweisen in der Therapie waren besonders bedeutsam? Worauf bin ich besonders stolz? Wovon wünsche ich mir in der Therapie noch mehr?

Da gibt es so vieles – die ganze Therapie kommt mir vor wie ein großes Puzzle, wo eins zum anderen gehört und sich v.a. eins aus dem anderen entwickelt. Meine ganz spontanen Einfälle:

Bilder: blaue und rote „Gehirnzellen“; meine kleine Welt; Bild mit den Wächtern im Turm

Erkenntnisse: verstehen, was Erwachsensein und sich erwachsen verhalten bedeutet und damit be­wusst umzugehen und das auch umzusetzen

Erlebnisse: Anti-SchamTraining; Urkunde „Lizenz zum Verrücktsein“; Boxen; als Coach mit Ihnen über unsere gemeinsame Klientin zu sprechen (Distanz)

Sichtweisen: der innere Coach (für mich eine Weiterentwicklung des inneren Parlaments) und die Achtsamkeit

Ich frage mich gerade, worauf ich stolz bin… eigentlich vor allem darauf, dass ich es (mit ihrer Hilfe) geschafft habe, mich viel seltener gehen zu lassen, öfter meine Meinung zu sagen, von Ihnen die Lizenz bekommen zu haben… es sind aber die ganzen kleinen Alltagssituationen, die ich jetzt besser bewältige, auf die ich stolz bin und das mache ich mir auch immer wieder klar

Ich glaube, besonders stolz bin ich darauf, mich mittlerweile wirklich erwachsen zu fühlen und mich in der Regel auch so zu verhalten

Noch mehr…. ? – Besonders geholfen haben mir die praktischen Dinge (Boxen) – vielleicht gibt es da ja noch mehr…. Ansonsten sollte ich (unabhängig von der Therapie) vielleicht öfter mal Anti-Scham-Übungen in meinen Alltag einfließen lassen.

8.   Was hat mir an der Therapie bzw. dem Therapeuten missfallen? Was könnte man noch ändern? Worauf habe ich meinen Therapeuten noch nicht angesprochen?

Tja, ich komme mir jetzt ziemlich unkritisch vor…. Mir fällt nicht wirklich viel ein, was mir missfallen hätte. Zu Anfang hatte ich ja das Gefühl, sie machen mir zu viel Druck, aber selbst das war ja im Nachhinein betrachtet ganz gut, da mir dadurch klar wurde, dass diese Therapie auch Arbeit ist…. Außerdem haben Sie sich dann ja auch mit besserem Kennenlernen auf mich stärker eingestellt, so dass ich die ganze Therapie doch als sehr individuell empfinde bzw. empfunden habe….

Angesprochen habe ich Sie auch meistens auf alles… Ich glaube wirklich, dass ich mein Verhältnis zu Männern noch mal entkrampfen möchte. (s. unter 6.). Außerdem möchte ich die Betrachtung von Situationen von außen, das „mich selbst beobachten“ weiter üben. Und vielleicht geht das ja mit einem Konflikttraining noch mal …

9.      Was konnte ich in der Therapie darüber lernen, wie ich mich in Beziehungen verhalte? Inwieweit bin ich mit meinem Therapeuten ähnlich umgegangen, wie ich mit anderen Menschen umgehe?

GANZ neu in der Therapie war wirklich die Reflexion meines „Kind-Verhaltens“, das ich ja auch Ihnen gegenüber oft gezeigt habe, Leider ertappe ich mich immer noch manchmal bei der Anwendung meiner Piepsstimme, aber i.d.R. habe ich das ganz gut im Griff und merke es auch oft!

Vielleicht auch die nicht immer ganz pünktlichen Feedbacks ihnen gegenüber sind ein Zeichen, wie ich mich in Beziehungen allgemein verhalte. Es tut mir leid, wenn Sie sich Sorgen gemacht haben (wie z.B. beim letzten Mal) – da war ich dann wohl etwas gedankenlos; bin ich manchmal auch in anderen Beziehungen, z.B. bei Geburtstagsgratulationen… Ein bisschen anders möchte ich meine Prioritäten da noch setzen und bewusster entscheiden, statt mich in eine Situation zu stürzen.

Ich habe auch in der Therapie – vor allem am Anfang -  das Gefühl gehabt, dass ich von Ihnen ge­mocht werden möchte. Dadurch habe ich einige Situationen erstmal nicht erzählt, die mir unangenehm waren/ sind.

Ich glaube aber schon, dass ich Ihnen gegenüber immer ehrlich war. Das haben Sie mir aber auch immer leicht gemacht…. Das ist sicherlich in anderen Beziehungen manchmal schwieriger. Aber ich bemühe mich insgesamt schon sehr um Ehrlichkeit.

Im übrigen würde mich bei dieser Frage auch IHR Statement interessieren.