Abwehrmechanismen
Dieser Begriff beschreibt
Maßnahmen, mit denen der seelische Apparat (das „Ich“) verhindern will,
dass unerträgliche Unlustgefühle (wie Angst, depressiver Affekt,
aggressiver Affekt) und die damit verbundenen Konflikte ins Bewusstsein
treten. In der Literatur wird eine große Zahl von Abwehrmechanismen
beschrieben, wie
Je nach
psychotherapeutischer "Schule" werden diese Abwehrmechanismen
unterschiedlich gewertet und anerkannt.
Erläuterungen und
Beispiele der einzelnen Abwehrmechanismen finden sich in diesem Lexikon
unter dem jeweiligen Begriff.
Agieren
Man spricht von
„Agieren“, wenn ein Mensch verdrängte kindliche Wünsche und Gefühle durch
Handeln in der Gegenwart auslebt. Beim "Agieren" ist der Schritt vom
verdrängten Wunsch zur Handlung sehr kurz. In der Folge kommt es oft zu
destruktiven Verwicklungen.
Beispiel:
Eine Patientin wurde von ihrer Mutter abgelehnt und wandte sich deshalb
frühzeitig dem Vater zu. Dieser fühlte sich durch die Wünsche des Kindes
nach mütterlicher Versorgung zu sexuellen Übergriffen verlockt. Gebahnt
durch diese Erfahrung kam es im weiteren Leben der Patientin immer wieder
zu missbräuchlichen Beziehungen zu Männern. Es überrascht daher nicht,
dass die Patientin auch während einer stationären Psychotherapie durch ein
verführerisches Verhalten zu Mitpatienten auffiel. Dabei ging sie eine
sexuelle Beziehung ein, bei der sie sich erneut ausgenutzt fühlte. Erst
nach einer längeren Behandlung wurde ihr bewusst, was sie durch ihr
Verhalten ausdrückte: Indem sie sich unbewusst „ausbeuterische“ Partner
suchte und mit diesen sexualisierte Beziehungen einging, versuchte sie
vergeblich, sich den unerfüllten kindlichen Wusch nach mütterlicher
Zuwendung zu erfüllen. Da die Patientin bislang unfähig war, diesen Wunsch
bewusst zu spüren und in Worte zu fassen, geriet sie unweigerlich immer
direkt ins Handeln.
Alexithymie
Gefühle können nicht adäquat wahrgenommen und
in Worten beschrieben werden. Ein Zusammenhang mit psychosomatischen
Krankheiten liegt nahe, ist aber je nach wissenschaftlicher Ausrichtung
umstritten.
Beispiel:
Ein türkischer Migrant, sehr leistungsorientiert und erfolgreich im Beruf,
hat zahlreiche psychosoziale Risikofaktoren: Einen aggressiven,
alkoholabhängigen Vater, der früh gestorben ist, zahlreiche Belastungen
durch Anpassungsleistung im Rahmen der Migration, aufsässige pubertierende
Kinder, den Unfalltod des ältesten Sohnes vor kurzem und eine klagsame
Ehefrau. Er gibt an, Wut, Ärger, Neid, Trauer und Angst nicht zu spüren.
Auffällig ist bei fehlenden organischen Befunden ein quälender
Ganzkörperschmerz, der sich manchmal in anfallsartige Schmerzattacken
steigert, "als wenn ich Schläge auf den gesamten Körper bekäme".
Agieren
Man spricht von
„Agieren“, wenn ein Mensch verdrängte kindliche Wünsche und Gefühle durch
Handeln in der Gegenwart auslebt. Beim "Agieren" ist der Schritt vom
verdrängten Wunsch zur Handlung sehr kurz. In der Folge kommt es oft zu
destruktiven Verwicklungen.
Beispiel:
Eine
Patientin wurde von ihrer Mutter abgelehnt und wandte sich deshalb
frühzeitig dem Vater zu. Dieser fühlte sich durch die Wünsche des Kindes
nach mütterlicher Versorgung zu sexuellen Übergriffen verlockt. Gebahnt
durch diese Erfahrung kam es im weiteren Leben der Patientin immer wieder
zu missbräuchlichen Beziehungen zu Männern. Es überrascht daher nicht,
dass die Patientin auch während einer stationären Psychotherapie durch ein
verführerisches Verhalten zu Mitpatienten auffiel. Dabei ging sie eine
sexuelle Beziehung ein, bei der sie sich erneut ausgenutzt fühlte. Erst
nach einer längeren Behandlung wurde ihr bewusst, was sie durch ihr
Verhalten ausdrückte: Indem sie sich unbewusst „ausbeuterische“ Partner
suchte und mit diesen sexualisierte Beziehungen einging, versuchte sie
vergeblich, sich den unerfüllten kindlichen Wusch nach mütterlicher
Zuwendung zu erfüllen. Da die Patientin bislang unfähig war, diesen Wunsch
bewusst zu spüren und in Worte zu fassen, geriet sie unweigerlich immer
direkt ins Handeln.
Biographische Anamnese
Vorgeschichte einer
Krankheit; sie befasst sich nicht nur mit den Krankheitszeichen und
Beschwerden, sondern berücksichtigt auch ausführlich deren Verknüpfung mit
der Lebensgeschichte und der sozialen Situation.
Durcharbeiten
Psychoanalytische
Bearbeitung innerer Widerstände, die Änderungen des Patienten verhindern,
die dieser aufgrund neu gewonnener Einsicht innerhalb der Therapie
umsetzen möchte . Durcharbeiten bedeutet, dass Widerstände in der Therapie
immer wieder beharrlich bearbeitet werden.
Beispiel:
Eine
junge Frau bearbeitet in einer Psychoanalyse die immer wieder in
Privatleben und Beruf auftretende Tendenz zur altruistischen Abtretung.
Letztlich werden diese Widerstände auch in der Übertragung zum Therapeuten
deutlich und bearbeitet. Als der Therapeut unter einer Erkältung, versucht
sie, im Sinne einer Rollenvertauschung sich besorgt und altruistisch um
ihn zu kümmern. Diese Konstellation wird dann in der Therapie angesprochen
und bearbeitet.
Empathie
Fähigkeit, die
Erlebniswelt eines anderen zu verstehen und sich durch Einfühlen
vorzustellen, wie der andere denkt, fühlt, erlebt und körperlich
empfindet.
Fehlerfreundlichkeit
(bitte anklicken)
Fixierung
Verhaftetsein in
Vorstellungen (Phantasien, Erfahrungen, Annahmen), die vergangenen
Entwicklungsstadien entsprechen und damit den Umgangstil mit anderen
Menschen, eigenen Trieben, und die Wahrnehmung bestimmter Affekte prägen.
Beispiel:
Fixierung
auf die anale Phase: Jemand ist, wie ein kleines Kind, das die eigenen
Ausscheidungen wie einen wertvollen Schatz betrachtet, kaum fähig etwas
her zu geben also besonders geizig. Ständig meint er von anderen unter
Druck gesetzt zu werden, etwas hergeben zu müssen. Auch seine Affekte
werden kontrolliert zurückgehalten.
Flashbacks
Wiederholtes Erleben
eines Traumas in sich aufdrängenden Erinnerungen, die oft wie ein Film
ablaufen.
Beispiel:
Eine
aus einem Bürgerkriegsgebiet stammende Patientin erlebt wie in einem Film
immer wieder neu, wie ihr Vater und ihre Brüder erschossen und sie selbst
von Soldaten vergewaltigt wurde. Diese Bildern sind mit den gleichen
quälenden Gefühlen verbunden wie die ursprünglichen Erlebnisse. Schon
geringe Alltagsreize (z. B. Soldaten und Uniformierte auf der Straße)
reichen aus, um die qualvollen Erinnerungsbilder erneut ins Bewusstsein zu
rufen.
Frühe Störungen
Dieser Begriff
beschreibt charakterologisch als besonders „schwierig“ geltende Patienten,
denen typische Züge gemeinsam sind. Patienten mit frühen Störungen
reagieren leicht mit Wut. Gegenüber Verlassenwerden und Kränkungen sind
sie sehr verletzlich. Sie tendieren zum Abwehrmechanismus der „projektiven
Identifikation“ (d. h. sie versuchen, einen abgespaltenen Teil ihres
inneren Lebens auf einen anderen Menschen zu projizieren und mit diesem zu
verbinden; dies ist oft mit dem Versuch verbunden, den betreffenden
Menschen zu kontrollieren). Als Auslöser „früher Störungen“ vermutet man
schwerwiegende Probleme in den ersten Lebensjahren. Meist fehlen den
Patienten innerliche Vorstellungen von beruhigenden und tröstenden Eltern.
Statt dessen überwiegen verinnerlichte Erfahrungen mit verlassenden,
vorenthaltenden und enttäuschenden Eltern.
Gegenübertragung
Der Begriff beschreibt
die (oft unbewusste) Gefühlsreaktion eines Therapeuten, Mitarbeiters des
therapeutischen Teams oder ganz allgemein einer beliebigen Person auf die
spezifische Art und Weise der Übertragung eines anderen
(Patienten/Klienten). Sofern die Gegenübertragung dem professionellen
Mitarbeiter reflektierbar wird, erleichtert sie es oft, sich klinisch ein
Urteil zu bilden. Eine nicht reflektierbare Gegenübertragung wird schnell
zum Störungsfaktor, der mit Hilfe von Analyse, Selbstanalyse oder
Supervision geklärt werden sollte. Handelt z.B. ein Therapeuten aufgrund
eines durch Gegenübertragung ausgelösten Affekts unbedacht
(„Gegenübertragungsagieren“), kann dies die Beziehung zerstören.
Krankheitsgewinn, sekundärer
(bitte anklicken, da langer Text)
Mimikry-Syndrom
Selbstmisshandlungen, die
heimlich und meist unbewusst vorgenommen werden und zu unsinnigen
medizinischen Maßnahmen führen. Mimikry -Patienten müssen leugnen, dass
sich selbst geschädigt haben. Denn sie möchten als organisch krank und
nicht psychisch gestört gelten. Der Aufdeckung ihrer Selbstschädigung
setzen sie starke und unbewusste Widerstände entgegen. Sehr häufig handelt
es sich bei Mimikry-Patienten um Angehörige medizinischer Berufe. Wenn man
sie unsensibel und/oder vorwurfsvoll mit ihrem Verhalten konfrontiert,
reagieren sie meist heftig (bis hin zum Suizidversuch!).
Fallbeispiel:
Bei einer
37jährigen Frau, die in ihrer Kindheit fortgesetzten sadistischen
Misshandlungen durch ihre Mutter ausgesetzt war, musste das Kniegelenk
wegen einer Unfalls operiert werden. In der Folgezeit entwickelten sich am
Kniegelenk die Symptome einer Artefakterkrankung: Erst nach verschiedenen
diagnostischen Interventionen stellte sich heraus, dass die Patientin in
Urin aufgeschwämmten Kot in das betroffene Kniegelenk spritzte und so dort
für eine dauerhafte Entzündung sorgte. Als der behandelnde Chirurg dies
aufdeckte, reagierte er wütend und konfrontierte die Patientin mit der
fortgesetzten "Sabotage" seines Therapieerfolges. Diese unternahm darauf
hin einen schweren Suizidversuch, indem sie sich an Krücken gehend in den
laufenden Straßenverkehr stürzte.
Münchhausen-Syndrom
Nach dem Lügenbaron
benanntes uneinheitliches Krankheitsbild, bei dem die Betroffenen
dramatisch ihre Krankheitszeichen demonstrieren, um so eine
Krankenhausbehandlung zu erreichen. Die jeweiligen Symptome werden
bildreich mit einer passenden Vorgeschichte verbunden. Die Patienten
stellen sich oft unter falschem Namen vor und berichten Lebensgeschichten,
die mit ihnen selbst wenig zu tun haben. Selbst vor schmerzhaften
Behandlungen (wie Operationen) scheuen die Patienten nicht zurück. Häufig
brechen sie eine Behandlung plötzlich ab und begeben sich in das nächste
Krankenhaus, wo sie erneut nach dem beschriebenen Schema vorgehen.
Neurasthenie (bitte anklicken)
Resilienz (bitte anklicken)
Simulationen
Ein psychisch Gesunder erfindet
oder unterhält körperliche Krankheitserscheinungen, um Vorteile zu
erlangen, z.B. Rente, Entschädigung, Vermeidung von Prüfungen etc.
Sozialanamnese
Erfragung und Beschreibung der
sozialen Verhältnisse, in denen ein Patient lebt. Im Unterschied zur rein
organischen Anamnese betrachtet die Sozialanamnese das Umfeld des
Patienten. Denn psychische Erkrankungen und Störungen werden auch
maßgeblich von dem Milieu beeinflusst, dem der Patient entstammt.
Spaltung
Abwehrmechanismus, bei dem zwei
oder mehrere miteinander im Konflikt stehende Ich-Zustände, die scheinbar
nichts miteinander zu tun haben, abwechselnd die Szene beherrschen.
Beispiel:
Ein Patient gibt
sich distanziert freundlich, während er sich gleichzeitig nach Liebe
sehnt. Dabei schwankt er zwischen Verhaltensweisen, bei denen er sich
einerseits sadistischen Vaterfiguren unterwirft, während er andererseits
(z.B. durch Alkoholexzesse) gegen väterlich wirkende Personen protestiert.
Struktur, psychische (bitte
anklicken)
Strukturbezogene Psychotherapie (bitte anklicken)
Symbiotische Beziehung
Beziehung zwischen zwei Lebewesen,
die nicht ohne einander leben können. Bei Kindern handelt es sich um eine
normale psychische Entwicklungsphase, die im ersten Lebensjahr durchlaufen
wird. In dieser Phase ist das Kind von der Mutter abhängig. Das eigene
Selbst kann es nur undeutlich von der Mutter unterscheiden. In
pathologischem Sinne spricht man von „symbiotischer Beziehung“, wenn zwei
Menschen in extrem neurotischer Form von einander abhängig sind.
Symbiotische Beziehungen zwischen Eltern und älteren Kindern erschweren
einen altersgemäßen Ablösungsprozess oft erheblich.
Beispiel:
Zwei Partner
versorgen sich in ihrer Beziehung derart, dass sie sich gegenseitig
voneinander abhängig machen und die Grenzen zwischen beiden verschwimmen.
Im Fall einer Trennung entsteht das Gefühl, ohne den anderen nicht leben
zu können. In symbiotischen Beziehungen lebende Menschen verleugnen
beziehungsregulierende und abgrenzende Aggressionen. Bei einer Trennung
oder dem Tod eines Partners ist der Zurückbleibende kaum fähig zu trauern.
Trauma
Bei einem psychischen Trauma
erlebt der Betroffene schmerzhaft, dass ihm Möglichkeiten fehlen,
bedrohliche Situationen und Erlebnisse zu bewältigen. Indem er erfährt,
wie ohnmächtig, hilflos und schutzlos er ausgeliefert ist, werden sein
Selbstverständnis und sein Erleben der Außenwelt nachhaltig erschüttert.
Übertragung
Die "Übertragung" ist eine spezifische Illusion, die
sich nicht nur während einer psychotherapeutischen Behandlung, sondern
auch im Alltagsleben in der Beziehung zu einer anderen Person einstellt.
Hierbei stattet der "Übertragende" sein Gegenüber mit tatsächlichen oder
illusionären Eigenschaften einer Person aus, die für ihn in der
Vergangenheit oder Gegenwart bedeutsam war oder noch ist.
Beispiel: Ein Patient empfindet die Therapeutin wie
eine Mutter, Schwester, Geliebte usw. Im Laufe einer Therapie können die
Übertragungen wechseln, so dass ein Therapeut unabhängig von seinem Alter
und Geschlecht mehrere Übertragungsangebote bekommen kann.
Verleugnung
Abwehrmechanismus, bei dem
objektive Sinneseindrücke als unwahr oder nicht vorhanden hingestellt
werden, vor allem, wenn sie traumatisierend wirken.
Beispiel:
Da eine Patientin
in ihrer Kindheit traumatische Trennungen erleben musste, verleugnet sie
beharrlich die Untreue ihres Partners. Aufgrund der schlechten
Kindheitserfahrungen würde ihr eine Trennung vom Partner erneut wie eine
vernichtende Katastrophe erscheinen.
Wiederholungszwang
Von Wiederholungszwang spricht man, wenn jemand ein bestimmtes Erlebnis
(meist handelt es sich um eine Verletzung) immer wieder neu mit
verschiedenen Interaktionspartner in Szene setzt. Die Erinnerung an eine
Situation oder Beziehungskonstellation wird also ausgelebt und nicht im
herkömmlichen Sinne erinnert.
Beispiel: Der Betreffende erinnert sich nicht
bewusst an die früheren Konflikte mit seinem autoritären Vater;
stattdessen lehnt er sich unterschwellig gegen seinen Therapeuten auf,
gestaltet er die Beziehung zu männlichen Vorgesetzten durchweg
konflikthaft, provoziert er Konflikte mit dem Schwiegervater und lehnt er
sich generell gegen Institutionen auf (etwa indem er wegen Konflikten
häufig kündigt). |