Bei fast jedem zweiten meiner Patienten
beobachte ich eines der folgenden Phänomene:
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dass die Betreffenden sich
"leer", "nutzlos" oder "hoffnungslos" fühlen,
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dass sie sich übermäßig
selbst beobachten,
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dass an ihrem Äußeren
zweifeln,
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dass sie sich selbst
hässlich oder nicht liebenswert finden
-
dass sie sich langweilen und
das Loch durch süchtiges Verhalten stopfen.
Meine Frage "Worin sehen Sie
den Sinn Ihres Lebens?" hat viele dieser Menschen ins Nachdenken gebracht.
Einigen wurde klar, dass sie sich selbst diese Frage schon lange nicht
mehr gestellt haben und dass sie -mangels besserer Alternativen - damit
begonnen haben, ihr "Leben mit Symptomen und Ängsten zu füllen". Wer
"herausfordernde Lebensaufgaben" hat, die motivieren und Erfolgserlebnisse
vermitteln, hat meist nur wenig Zeit oder Lust sich selbst misstrauisch zu
beäugen. Gefühle von Nutzlosigkeit und Hoffnungslosigkeit haben in einem
solchen Leben kaum Raum.
Zu meinem Konzept gehört es
daher, mit meinen Patienten "Therapieziele" zu vereinbaren und so
Aufmerksamkeit und Interesse für Zustände in der Zukunft zu erwecken, für
die ein Einsatz sich lohnt. Besonders Ziele, die nicht nur mit der eigenen
Person zu tun haben, sondern auch dem Wohl anderer dienen, können
"Lebenssinn" vermitteln. Sie fördern das (meist angenehme) Gefühl, in
diese Welt "eingebunden" bzw. mit dem Ganzen "verbunden" zu sein und
nützliche Beiträge zu leisten ("Kohärenzgefühl"). Wer "Visionen"
entwickelt hat, bahnt damit im Geist schon die ersten Pfade zu ihrer
Erreichung (vgl.
Nervenbahnung). Viele der unzähligen Entscheidungen, die wir
täglich mehr oder weniger bewusst treffen, werden künftig auch vor dem
Hintergrund eigener Ziele und Visionen (s.u.) getroffen werden. Über kurz
oder lang wird dies dazu führen, dass man sich allmählich auch auf das
Ziel (die Vision) zubewegt.
In der Psychotherapie gibt es
sogar eine eigene Therapierichtung, die sich schwerpunktmäßig mit dem
"Lebenssinn" befasst: die von Victor Frankl entwickelte "Logotherapie".
Wenn sich Patienten schwer
tun, für sich selbst Lebenssinn zu entwickeln, lade ich sie gerne dazu
ein, ein Sciencefiction-Kurzgeschichte über sich selbst zu schreiben mit
dem Motto: Eine Woche meines Lebens in fünf Jahren. Diese Aufgabe
erleichtert es manchmal, Zukunftsvorstellungen zu entwickeln.
Hier sind einige Beispiele von
Geschichten, die ich aufgrund ausdrücklicher Genehmigung der Betroffenen
veröffentlichen darf:
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