Die Aufgabe, eine Geschichte
von sich selbst zu schreiben ("Wie ich mir den Ablauf einer Woche in fünf
Jahren vorstelle"), erleichtert es, Lebensziele und Lebenssinn zu
entwickeln. Herr E. F. (Name
geändert) hat mir gestattet, als Beispiel einer solchen Phantasie seine
Erzählung hier zu veröffentlichen. An dieser Geschichte besticht, dass sie
sehr konkret formuliert ist und durch Beschreibung eines neuen Umgangs mit
Alltagsschwierigkeiten realitätsnah wirkt. Herr E.F. litt unter
"Hypochondrie"
– Eine Woche im Leben von E. F. im Jahre 2012 –
Heute musste ich nicht so früh
raus – dafür hatte ich heute einen langen Tag im Weiterbildungkolleg. Am
Morgen habe ich erst mal in Ruhe Zeitung gelesen und ge-frühstückt und bin
dann noch mal an den Schreibtisch. Frau und Tochter waren schon um halb
acht aus dem Haus. Die „Kleine“ ist jetzt schon in der zweiten Klassse und
überaus selbständig.
Trotz meiner vielen Stunden ist der Tag gut verlaufen. Die drei Stunden am
Mittag mit den Mechanikern waren anständig vorbereitet - die Truppe ist
jedoch von der übelsten Sorte. Zwei Minuten Unterricht ohne blöden
Kommentar grenzen fast schon an eine Offenbarung. Als Wladimir – der Typ
ist 1,95 groß und hat den IQ eines Schimpansen – zum dritten Mal nach
zweimaliger Ermahnung seinen neuen Handy-Klingelton ausprobieren musste,
ist es mir spontan und recht zynisch herausgerutscht. „Naah Wladimir,
arbeitest du heute wieder mit Hochdruck daran, in die „Hartz IV Gruppe“
hineinzukommen? Nach allgemeiner Heiterkeit und einem ziemlich sauer bis
geschockt dreinschauenden Wladimir habe ich mich dann vor allen für die
zynische Form der Ansprache bei ihm entschuldigt. Daran schloss sich eine
durchaus ernsthafte Diskussion an, die uns weg von den Druckverlusten in
Bremsleitungen direkt zum ausbildungsadäquaten Verhalten leitete. Das
Beste daran: Die Diskussion und der anschließende Fachunterricht liefen
gesittet und durchaus konzentriert ab. Nachmittags sprach mich der Chef
an, ob ich mir nicht vorstellen könne – da ich ja ohnehin schon Informatik
in der Gruppe für Zerspannungstechnik geben würde – auch die Informatik in
deren Fachschule zu übernehmen. Ich sagte ihm, ich könne es mir nicht
vorstellen und blieb auch nach seinem wie immer penetranten Beharren bei
meinem Nein! In der ersten Pause des Abendunterrichts kam es mal wieder
zum Eklat. Die Kollegen Lohse und Feinbein hatten sich mal wieder bzgl.
der durchzuführenden schriftlichen Facharbeiten lautstark zerstritten. Ich
gab meine üblicherweise hohe Zurückhaltung auf und schloss mich Lohses
Meinung an, dass eine Facharbeit mit fünf Seiten Umfang doch etwas zu
wenig sei und behauptete, man könne den Eindruck gewinnen, dass hier eine
Form von Arbeitsverweigerung vorliege.
Spät abends zurückzukommen war kein Problem, weil ich morgen frei habe.
Die Stundenreduktion auf 20 Stunden macht sich bemerkbar und der freie
Dienstag ist eine richtig schöne Erholungsinsel.
Meine Tochter war schon im Bett – für sie ist spätestens um halb neun
Feierabend. Meine Frau hatte in der neuen Küche gewirkt. Traditionell gibt
es Pfannkuchen – zweifellos eines meiner Leibgerichte.
Während des gesamten Tages hatten sich übrigens wieder die typischen
Verkrampfungen im Unterleib und Rücken gemeldet. Nach der kleinen
Auseinandersetzung unter Kollegen hatte sich das Ganze zu einem sehr
unangenehmen Gefühl ausgeweitet. Da ich im Kolleg weder Ruhe noch Sofa
hatte, musste ich die Entspannung auf den Abend verlegen. Nach ca. 20
Minuten autogenem Training ging es schon besser. Ich denke morgen früh
sind die Schmerzen weg.
Nach meiner kleinen Entspannung teilte mir meine Frau so ganz im
Vorübergehen mit, ich müsse morgen Mittag zum Elternsprechtag da sie nicht
könne. Nach einer kurzen Diskussion erklärte ich mich bereit, bei der
Lehrerin anzurufen und nach der Notwendigkeit eines Besuchs zu fragen.
Danach wurde noch ein wenig die Glotze angeschmissen und wir sind dann so
gegen Mitternacht ins Bett.
Eine halbe Stunde später ging der sieben Jahre alte zweibeinige Wecker an
und fragte, ob er in unser Bett kommen könne da er sonst nicht schlafen
kann. Da wir das Spiel schon öfters hatten, beschlossen meine Frau und
ich, der Sache einen Riegel vorzuschieben. Nein! Ich erklärte mich bereit,
noch eine Geschichte vorzulesen und die kleine Lampe anzulassen. Nach ca.
15 Minuten intensiven Heulens hatten wir dann zum Glück gewonnen.
Für Morgen habe ich mir den Vormittag für die Unterrichtsvorbereitung und
ein wenig Korrektur freigehalten und werde am Nachmittag mit Frau und Kind
mit dem Fahrrad zum Stausee radeln. Abends geht’s zum Fußballtraining mit
anschließendem kurzen Saunagang. |