Seit der letzten Sitzung
sind einige Wochen vergangen. Es hat sich vieles getan in meinem Leben,
sowohl beruflich, als auch privat. Meine Freundin ist zu mir gezogen, was
mit einer größeren Aktion verbunden war, dann habe ich beruflich mein
Arbeitsumfeld wechseln müssen, zur gleichen Zeit hat man mich beruflich
zusätzlich mit einer anderen größeren Aufgabe bedacht, so dass ich
wirklich sehr viel um die Ohren hatte und auch noch habe.
Dabei habe ich
festgestellt, dass ich doch sehr belastbar bin, wenn ich gefordert werde.
Schwierigkeiten habe ich eigentlich meist vorher, weil bei mir schnell die
Angst entsteht, überfordert werden zu können. Oder wenn ich in ruhigen
Phasen zu viel Zeit habe, mich mit meinen Gedanken zu beschäftigen. Dabei
habe ich mein ganzes Leben lang erfahren, dass mir die Aufgaben eigentlich
immer viel leichter gefallen sind, als ich das vorher befürchtet habe. Es
ist schon komisch, dass ich trotzdem immer wieder darauf reinfalle, den
negativen Stimmen in mir Glauben zu schenken.
Ich war eigentlich immer
sehr bemüht, meine Gefühle einzuordnen, zu bewerten und auf eine klare
Linie zu bringen. In der letzten Zeit versuche ich immer mehr, dazu
überzugehen, das nicht zu tun.
Es lohnt sich nicht, jede Befindlichkeit zu
zerpflücken, es macht keinen Sinn. Dr. Mück hat immer versucht, mir klar
zu machen, dass das Leben voller Dynamik und Veränderungen ist und dass es
viele Einflüsse gibt, auf die ich nicht einwirken kann. So wird mir auch
in den Sitzungen häufig klar,
dass es kein Patentrezept für meine Probleme
gibt und dass ich schlechte Gefühle einfach auch anerkennen und zulassen
sollte.
Ich versuche, eine
gewisse Gelassenheit und Leichtigkeit zu erreichen, um schöne Dinge
genießen zu können und auch weniger gute Stimmungen nicht so schwer in mir
wirken zu lassen. Ich weiß, dass ich mir da sehr viel vorgenommen habe,
denn es ist sehr schwer, meine Emotionen zu kontrollieren. Dr. Mück meinte
sogar, dass es teilweise unmöglich ist, das zu tun und dass ich einige
Dinge einfach hinnehmen muss.
Er verglich es damit, dass mich auch damit
abfinden müsste, wenn ich zum Beispiel mit nur neun Zehen auf die Welt
gekommen wäre.
Dr. Mück gab mir jedoch
einen Hinweis auf etwas, auf das ich sehr wohl einen großen Einfluss habe
und dass sich sehr gut verändern lässt. Es betrifft mein
inneres
Gesetzbuch.
Wir haben in der Sitzung
angefangen,
ein paar meiner mir selbst auferlegten Gesetzte
aufzuschreiben. Mir sind spontan neun davon eingefallen und Dr. Mück
meinte, dass es mir sicherlich leicht gelingen wird, drei Seiten davon
aufzuschreiben. Ich musste ihm Recht geben. Obwohl mir meine starren
Verhaltensmuster sicherlich vorher schon bewusst waren, hat Dr. Mück mir
sehr deutlich vor Augen geführt, wie sehr mein eigenes Regelwerk mein
Handeln bestimmt.
Es fängt zum Beispiel
damit an, dass ich meist alles perfekt machen will, und auch, dass ich
anderen gegenüber immer stark und souverän wirken will und keine Schwäche
erkennen lassen möchte. Mir ist auch aufgefallen, dass es mir immer gut
gehen muss, und dass ich ein „normales“ Mich-unwohl-fühlen gar nicht
kenne.
Entweder es geht mir gut, oder ich habe „psychische Probleme“. Es
ist eine ganz schöne Falle, in die ich da oft hineinstapfe.
Dr. Mück hat mir die
Aufgabe gestellt, all meine mir selbst auferlegten Gesetze aufzuschreiben
und gleichzeitig eine alternative Denkweise dazu zu notieren.
Ich glaube, das ist ein
guter und wichtiger Ansatz, den ich sicherlich sehr intensiv verfolgen
werde.
Zu Sitzung 9
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