Er
fragt: Was ist eigentlich gestern zwischen uns beiden abgegangen, als du
unser Telefonat so schnell beendet hast? Es wirkte schroff auf mich.
Irre ich mich? Hatte meine Stimmung etwas mit mir oder mit deinen Sorgen
um deine kranke Mutter zu tun?"
Der Begriff „Metagespräch“ beschreibt z. B. die Situation, dass sich
zwei oder mehrere Personen darüber unterhalten, wie ein bestimmtes
Gespräch verlaufen ist, insbesondere wie man dabei miteinander umging.
„Meta“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „höher“ oder „darüber“.
Man schaut praktisch wie ein Unbeteiligter „von oben auf die Situation“.
Dazu bekommt man Distanz zur eigenen Person und zu vorher nicht
bewussten Emotionen, die die Situation (meist ungünstig) beeinflusst
haben. Man kann auch sagen, dass ein Gespräch oder ein
Gesprächsverhalten rückblickend analysiert wird, um daraus
Schlussfolgerungen ziehen und künftige Gesprächsverläufe optimieren zu
können. „Metagespräche“ befassen sich vor allem mit der Art und Weise,
wie Menschen miteinander kommunizieren, also mit ihrer Beziehung.
Außerdem geht es fast immer darum herauszufinden, ob beim anderen auch
genau das angekommen ist, was man ihm oder ihr mittels Sprache und
Verhalten vermitteln wollte. Metagespräche verringern deshalb
Missverständnisse und verbessern die „Gesprächskultur“. Sie sind ein
ausgezeichnetes Instrument, um gute Beziehungen herzustellen und zu
pflegen.
Im Erleben vieler Menschen steht der
Informationsaustausch („Du hast einen Fleck auf der Hose“) im
Vordergrund eines Gesprächs (so genannte Sachebene). Tatsächlich wird
mit jedem Satz, den man spricht, eine Fülle zusätzlicher Botschaften
gesendet. Über deren Inhalt entscheidet letztlich aber immer der
Empfänger. Er hört heraus oder entscheidet, ob es sich um Kritik handelt
(„Du bist wieder mal schmuddelig“), ob er sich anders verhalten soll
(„Nun wasch endlich die Hose aus“), ob er sich wie ein kleines Kind
behandelt fühlt („Alles muss man dir sagen“) oder ob der andere selbst
etwas über sich verrät („Ich schäme mich als dein Begleiter“). Je nach
ausgesuchter Bedeutung wird dann die Reaktion des Empfängers
unterschiedlich ausfallen. Entspricht die gewählte Bedeutung nicht der
Absicht des Senders der Botschaft (was eher die Regel als die Ausnahme
ist), sind Konflikte vorprogrammiert. Konflikte sind jedoch nicht das
einzige Haupterschwernis einer guten Kommunikation. Dazu gehören auch
einseitige Monologe, ständiges Unterbrechen des anderen und fehlendes
gegenseitiges Aufeinandereingehen. Solche Verhaltensweisen lassen sich
ebenfalls in „Metagesprächen“ thematisieren und dann künftig
(hoffentlich) ändern.
Tipps für Metagespräche:
1.
Einigen Sie sich mit Ihrem Gesprächspartner
darauf, dass Sie ein reines Metagespräch führen wollen. Dabei soll es
vor allem darum gehen herauszufinden, auf welche Art und Weise Sie beide
miteinander sprechen und welche Auswirkungen das Gesprächsverhalten des
einen auf den anderen hat. Davon ausgehend können dann „Regeln“
entwickelt werden, die die weitere Kommunikation dahingehend
erleichtern, dass die Wahrscheinlichkeit gegenseitigen Verstehens
künftig zunimmt (z. B. senden so genannter Ich-Botschaften anstelle von
Kritik und Angriff, häufiges Einholen von Feedbacks, um herauszufinden,
was beim anderen letztlich angekommen ist).
2.
Legen Sie zwischen das „analysierte
Gespräch“ und das darauf bezogene „Metagespräch“ eine deutliche Pause,
in der sich erhitzte Gemüter beruhigen können. Verdeutlichen Sie sich,
dass es bei Metagesprächen nicht nur um ein völlig anderes Thema,
sondern auch um eine ganz andere Perspektive geht. Dies fällt manchmal
leichter, wenn man die bisherigen Plätze verlässt und sich auf völlig
neuen Sitzgelegenheiten niederlässt oder sich zumindest hinter den
bisherigen Sitzplatz stellt. Sie können auch gemeinsam den Raum wechseln
und sich im neuen Zimmer – also auch mit der nötigen emotionalen
Distanz! - fragen „Was ist da drüben gerade wieder zwischen uns
abgegangen?“ Die Technik, zu sich selbst oder zu einer Situation auf
Abstand zu gehen und das Ganze aus einer neutraleren Position von außen
zu betrachten, nennt man auch „Dissoziieren“ oder „einen exzentrischen
Standpunkt einnehmen“.
3.
Analysieren Sie das betreffende Gespräch so,
als wären Sie zwei neutrale Theaterkritiker, die sich gemeinsam ein
Theaterstück angesehen haben. Versuchen Sie im konstruktiven Dialog mit
Ihrem Gesprächspartner herauszufinden, was da auf der Bühne abgelaufen
ist, wie es zwischen den Beteiligten zu Missverständnissen kommen konnte
und wie man das Drehbuch umschreiben könnte, so dass es bei künftigen
Neuaufführungen des gleichen Stückes zu besseren Abläufen kommt.
Benutzen Sie bei der Analyse möglichst nicht die Worte „du“ oder „ich“,
sondern beschreiben Sie es mit „der eine von uns“ und „der andere von
uns“ oder ähnlich. Damit sorgen Sie für eine ausreichende Distanz zum
früheren Geschehen und beugen Sie der Gefahr vor, dass Aussagen über die
Teilnehmer des analysierten Gespräches als ein persönlicher Angriff im
hier und jetzt erlebt werden.
Beschreiben Sie im
Rahmen eines Metagespräches, was in Ihnen während des analysierten
Gespräches vorgegangen ist und welche (hoffentlich) aufrichtigen
Absichten Sie damals verfolgt haben. Übernehmen Sie Verantwortung für
alles, was eigentlich unter Ihrer Kontrolle war. Teilen Sie sich
gegenseitig mit, was an Botschaften bei Ihnen angekommen ist und wie
Verhaltensweisen des anderen auf Sie gewirkt haben. Entwickeln Sie
Verbesserungsvorschläge und kleiden Sie diese in die Form eines
Wunsches. |