Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Zusätzliche Praxisempfehlungen

 
  1. Auch wenn noch viele Erkenntnisse teilweise widersprüchlich erscheinen oder sich auf Tierexperimente stützen, zweifeln „Experten“ nicht mehr am grundsätzlichen Nutzen von Bewegungsprogrammen für Menschen mit Depressionen und Angststörungen. In psychosomatischen und psychiatrischen Kliniken ist „Sport- bzw. Bewegungstherapie“ längst ein fester Bestandteil des Gesamtbehandlungsplanes. Auch im ambulanten Bereich sollten den Betroffenen vergleichbare Angebote unterbreitet werden. Hier wäre zu prüfen, ob Sportverordnungen nicht auch bei diesen Krankheitsbildern möglich sind, wie es z.B. „Herzsport“ oder dem Sport für Krebskranke längst zum Alltag gehört. Einen solchen Sport könnte man als „Regenerationssport“ bezeichnen.
     
  1. Vor allem für Ausdauer- und Kraftsport sind günstige Effekte auf Angststörungen und Depressionen bislang wissenschaftlich belegt. Dies heißt nicht, dass andere Sportarten nicht weniger effektiv sein können. Kraft- und Ausdauersport lassen sich nur besonders gut unter kontrollierten Laborbedingungen untersuchen und erzeugen so viele wissenschaftliche Publikationen. Bevor man einen Patienten gegen seine Neigung zu einer „bewährten Sportart“ drängt (zu der er nicht motiviert ist), sollten vorrangig seine sportlichen Neigungen berücksichtigt werden (sofern solchen vorhanden sind).
     
  1. Sport und Bewegung sollten bei Angststörungen und Depressionen möglichst nicht als einziges Behandlungsangebot genutzt werden. Dabei beschränkt sich Sport selbst ja auch keinesfalls auf bloße Bewegung, sondern ist immer ein „komplexes Erlebnisangebot“. Wie die Erfolge von „Studien“ vermuten lassen, scheint die Begleitung durch einen Fachmann oder Fachfrau und dessen Interesse am Patienten eine wesentliche Rolle für den Behandlungserfolg zu spielen. Als Arzt oder Trainer macht es Sinn, diese Erkenntnis zu nutzen. Wo es möglich ist, sollten aus dem Umkreis des Patienten auch solche ihm nahestehende Menschen einbezogen werden, die ihrerseits den Betroffenen zu mehr Bewegung motivieren und seine Fortschritte wertschätzen können.
     
  1. Der Erfolg einer „Sporttherapie“ hängt – wie bei allen Behandlungsmaßnahmen! – wesentlich davon ab, wie überzeugt der Patient vom Sinn der Maßnahme ist und mit welchem Erfolg er selbst rechnet. Daher lohnt sich der Aufwand, dem Betroffenen die vielfältigen Wirkungen von Bewegung auf seelische Gesundheit zu erläutern und möglichst konkrete positive Beispiele anzuführen (Verstärkung positiver Erwartungen).


     

  1. Möglicherweise profitierten ältere depressive oder ängstliche Menschen ganz besonders von einer Sporttherapie. Ihnen fällt der Zuwachs an Fitness und Kraft eventuell mehr auf als jüngeren Menschen. Dies motiviert zur Beibehaltung des Sporttreibens, stärkt das Selbstvertrauen, erweckt Optimismus in die Gestaltbarkeit des Lebens („Selbstwirksamkeit“) und kann gerade älteren Menschen eine besondere Attraktivität verleihen. Je nach Sportart werden auch soziale Kontakte gefördert und damit Gefühle von Einsamkeit verringert.
     
  1. Zur Frage nach der empfehlenswerten Bewegungsdosis gilt: Soweit es möglich ist, sollte man sich täglich vermehrt bewegen. Wo dies nicht möglich ist, kann man sich im Hinblick auf die „wöchentliche Gesamtdosis“ an den offiziellen Empfehlungen für „Gesundheitssport“ orientieren (wenigstens drei- bis fünfmal pro Woche 30 bis 60 Minuten „Training“, das zu zwei Dritteln aus Ausdauerelementen und zu einem Drittel aus Kraftelementen bestehen sollte, inklusive Dehnübungen). Ungeübte sollten mit deutlich geringerem Pensum einsteigen, wobei dieses dann schrittweise gesteigert wird. Mehrere Studien sprechen für einen Dosis-Wirkungs-Effekt, demzufolge intensiveres Training (insbesondere Krafttraining) nicht nur die Fitness erhöht, sondern auch Angst und Depression deutlicher verringern kann als weniger intensives Training. Bei der oberen Dosis sind Grenzen gesetzt, da sonst ein Übertraining droht, das einer Depression ähneln kann.
     
  1. Die Anwendung von Antidepressiva (die ja oft auch gegen Ängste wirken) schließt, wie viele Studien zeigen, gleichzeitigen Sport nicht aus. Vielmehr scheint Bewegung den günstigen Einfluss von Antidepressiva auf die Zellneubildung im Gehirn zumindest im Tierexperiment sogar zu verstärken. Riskante Sportarten, bei denen Antidepressiva das Reaktionsvermögen beeinträchtigen können, sollten insbesondere depressive Menschen ohnehin nicht ausüben (mangelnde Konzentrationsfähigkeit, Verlangsamung, Suizidgefahr!).
     
  1. Vermehrte bzw. tägliche Bewegung sollte allein schon aus allgemein gesundheitlichen Gründen lebenslang auch dann fortgeführt werden, wenn eine Angststörung oder Depression abgeklungen ist. Bei Depressionen ist es heute selbstverständlich, dass das bis dahin angewandte Antidepressivum auch nach dem Verschwinden der Depression noch über eine gewisse Zeit als „Erhaltungstherapie“ eingenommen wird (bei wiederkehrenden Depressionen mitunter sogar auf Dauer, dann spricht man von „Langzeittherapie“). Auch diese Überlegung spricht dafür, nach der „Heilung“ mit Sport fortzufahren. Sollte es zu einem Rückfall kommen, kann man  davon ausgehen, dass das, was einmal gewirkt hat, vermutlich erneut greifen wird.     Weiter