Dass der Weg in den
Sport mitunter einem Hürdenlauf ähnelt, zeigt folgende Aussage
(„Originalton“) eines Mannes, der wegen einer Dysthymie ausgeprägter
Burnout-Symptomatik psychotherapeutische Hilfe aufsuchte (der Patient
ist zudem übergewichtig):
Anfangs wollte ich
nicht so recht da dran. Ich hatte Schwierigkeiten mir vorzustellen, dass
Sport einen positiven Effekt auf meine Burnout-Probleme haben könnte.
Sport erschien mir als zusätzlich zeitraubende Belastung in meinen
ohnehin vollkommen überladenen Arbeitstagen. Zu Beginn des letzten
Jahres erzählte ein guter Freund mir seine Idee, einen kleinen Triathlon
mitzumachen. Schlagartig wurde mir klar, dass das der Weg ist, mein vor
sich hin dümpelndes Sportprogramm auf Vordermann zu bringen: da war ein
herausforderndes Ziel, für das ich mich begeistern und das ich gemeinsam
mit meinem Freund angehen konnte. Also begannen wir zusammen zu
trainieren. Am Anfang war besonders das Laufen wirklich schwer; ich
hatte sehr schmerzhafte Muskelverhärtungen in den Waden, weil ich seit
Jahrzehnten nichts mehr getan hatte. Irgendwann einmal sagte ich mir:
warum machst Du Dir eigentlich solchen Druck? In dem Moment passierte
etwas Unglaubliches: ich begann es zu genießen, durch die Landschaft zu
traben, meinen Körper, meinen Puls, meinen Atem zu spüren. Ich begann
den Schmerz in meinen Waden anzunehmen und einfach zu gehen oder
langsamer weiter zu trotten in der Gewissheit, dass er irgendwann
vorbeigeht. Und plötzlich, eines Nachts, trabte ich schmerzfrei volle
zehn Kilometer ohne Pause über Berg und Tal. Da fühlte ich mich wie der
König der Welt, und es machte Schnapp und alles andere, was früher so
belastend war, erschien mir plötzlich nicht mehr so wichtig.
Mein Freund und ich
trainierten immer häufiger, je näher der Triathlon kam. Mein Körper
schien irgendwie aus einem Tiefschlaf aufzuwachen, er freute sich auf
jede neue Trainingseinheit und ich freute mich über jedes bisschen mehr
Fitness, das ich gewann. Dann, kurz vor dem Triathlon, kam eine sehr
belastende Arbeitssituation über mich, und ich ließ in meinem Training
nach. Aber ich sagte mir: Du startest auf jeden Fall, egal was passiert.
Als der Tag kam, war ich zum Bersten aufgeregt, begeistert und
motiviert.
Leider musste ich
früh aufgeben und war für einen Moment völlig am Boden zerstört, aber
dann kam unser Fanclub, der sich während unseres Trainings gebildet
hatte, und munterte mich wieder auf. Ich fühlte nun die Atmosphäre von
außen, als Zuschauer, und kurioserweise begriff ich gerade nach dem
Moment des Scheiterns: Wow, das ist genau mein Ding! Kaum einen Monat
später war ich für den Triathlon dieses Jahres angemeldet.
Wieder begannen wir kurz nach Jahresanfang
mit dem Training, und es war genauso wie das Jahr zuvor. Schwimmen,
Radfahren und Laufen wurde zum Kontrapunkt meines Arbeitsalltags, es
umrahmte meinen Arbeitstag und sorgte dafür, dass ich wach und ausgeruht
war, denn nachts war ich viel zu müde, um mir wie früher sorgenvolle
Gedanken zu machen. Ich nahm die Arbeit nicht mehr so schwer, denn ich
hatte ein weiteres Ziel: in diesem Jahr den Triathlon zu beenden. Ich
war mir vollkommen sicher, dass ich das schaffen würde - bis ich zwei
Monate vor dem Triathlon mit dem Rad stürzte und mir die Kniescheibe
brach.
Ich kann gar nicht sagen, wie sehr es mich
frustrierte, wochenlang mit einem geschienten Bein auf einem Fleck zu
hocken. Den Start habe ich abschreiben müssen.. Es geht nur langsam
aufwärts, aber inzwischen schwimme ich wieder fast einen Kilometer, und
das Treppensteigen geht langsam besser. Mit Physiotherapie zweimal die
Woche bin ich dabei, mich wieder hochzupäppeln. Ich möchte schließlich
in ein paar Monaten wieder trainieren, denn mein Ziel ist klar: der
Triathlon im nächsten Jahr.
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