Um sich selbst besser kennen zu
lernen und sich kontinuierlich im Auge zu behalten, hat es sich bewährt, während
der Psychotherapie ein Tagebuch zu führen. Regelmäßige Eintragungen regen dazu
an, sich selbst genauer zu beobachten und sich der eigenen Gefühle bewusst zu
werden. Wer fragt sich im Alltagsstress schon, wie es ihm geht? Außerdem
vergisst man mitunter viele wertvolle Erfahrungen, Erkenntnisse und Pläne - es
sein denn, man hat sie notiert. Dazu sind keine langen Aufsätze erforderlich,
oft genügen wenige Stichworte. Ein weiterer Vorteil ist, dass einem Erkenntnisse
klarer werden, wenn man sie formulieren muss. Die folgenden Hinweise erläutern,
worauf es ankommt, damit Sie möglichst viel von Ihrem Therapietagebuch haben.
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Notieren Sie
regelmäßig, wie es Ihnen im Laufe eines Tages geht, insbesondere auch nach
einer Therapiesitzung. Beschreiben Sie möglichst genau Ihre Gefühle,
welche Gedanken Sie besonders bewegen, welche Erinnerungen Ihnen
seit langem wieder einmal gekommen sind und wie Sie den Verlauf des Tages
beurteilen. Entlarven Sie „anklagende Stimmen“ (Lehrer, Eltern), auf die Sie
nicht mehr hören wollen.
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Versuchen Sie
besonders Ihren Gefühlen nachzuspüren. Vor allem, wenn Sie spüren, dass
es solche sind, die Sie bisher lange unterdrückt haben. Lassen Sie diese zu
und „versöhnen“ Sie sich mit ihnen, indem Sie akzeptieren, dass diese Gefühle
zu Ihnen gehören.
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Widmen Sie
Ihren Beziehungen zu anderen Menschen besondere Aufmerksamkeit. Wie
haben Sie auf andere reagiert? Wie gut können Sie bereits mit Ihren
Mitmenschen umgehen?
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Schreiben Sie
Ihre Träume auf. Welche Gefühle kamen durch den Traum hoch? An welche
Situation erinnert Sie der Traum? An wen erinnern Sie Personen, Dinge oder
Tiere im Traum?
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Schreiben Sie
alle Fragen auf, die Sie Ihrem Therapeuten oder anderen Personen
stellen möchten.
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Wenn es
Irritationen zwischen Ihnen und Ihrem Therapeuten gibt, schreiben Sie auch
diese bitte auf und sprechen Sie ihn darauf an.
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Halten Sie
wichtige neue Erfahrungen und Erkenntnisse, Ihre neuen Pläne,
Wünsche und Vorhaben fest. Schreiben Sie auf, wann
Sie mit etwas, das Sie sich vorgenommen haben, beginnen wollen.
Schließen Sie gleichsam einen Vertrag mit sich selbst.
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Vermerken Sie
alles, was Sie erstmalig neu geschafft haben (Ihre „Erfolge“) und über
welche neuen Verhaltensmöglichkeiten Sie jetzt verfügen.
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Führen Sie Ihr
Tagebuch nicht wie einen Kalender, in dem Sie Minute für Minute
vermerken, was Sie getan haben.
Wenn Sie
begleitend zur Psychotherapie mit Sport begonnen haben:
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Notieren Sie
insbesondere alle neuen körperlichen Erfahrungen, z.B. welche bislang nicht
wahrgenommenen Körperpartien Sie erstmalig spüren, wo Sie bislang übersehene
Verspannungen registrieren, ob Sie sich "aufrechter" fühlen im Gleichgewicht
sind und wie Sie sich im Raum oder inmitten einer Gruppe bewegen.
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Halten Sie
fest, an welche körperlichen Grenzen Sie sich heran getastet haben, woran Sie
während des Sports denken und wie es Ihnen mit den anderen Sporttreibenden
geht.
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Beobachten
Sie, welche weiteren Folgen das Training hat, wie es zum Beispiel Ihren
Schlaf, Ihren Appetit, Ihre Sorgen und Ängste, Ihre Unternehmungslust sowie
Ihre Kontaktfähigkeit beeinflusst.
Wichtiger Hinweis: Das Psychotherapietagebuch ist Ihr ganz
persönliches Dokument. Verwahren Sie es an einem sicheren Ort. Der Inhalt geht
keinen anderen etwas an, auch nicht Ihren Therapeuten.
Zum Schema eines Therapietagebuchs
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Zur Idee eines "Reha-Tagebuchs"
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