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Persönlicheres
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Im Oktober 2006 habe ich mich entschlossen, noch ein wenig mehr von mir zu
"veröffentlichen". Dies ist in unserem Beruf eher ungewöhnlich.
Normalerweise sind die meisten Psychotherapeuten immer noch so "geschult",
dass sie möglichst wenig von sich selbst mitteilen. Diese Haltung zielt
darauf ab, für Patienten wie ein unbeschriebenes Blatt zu wirken. Sie soll
es den Patienten erleichtern, auf den Therapeuten Erwartungen und
Rollenangebote zu projizieren bzw. zu übertragen. Dieses Prinzip ist
sicherlich für das älteste psychotherapeutische Verfahren, die
Psychoanalyse, weiterhin angebracht, obwohl auch hier die Experten
zunehmend der Ansicht sind, dass es unmöglich ist zu verhindern, dass der
Therapeut auch für den Patienten als individuelle Person sichtbar und erlebbar wird.
Im Lauf der Jahre habe ich immer häufiger von Patienten die Rückmeldung
erhalten, dass sie solche Momente als wohltuend erlebten, in denen sie
beobachten konnten, dass auch ihr Therapeut ein Mensch wie jeder andere
ist. Da ich vor dem Hintergrund der Bindungsforschung überzeugt bin, dass
die therapeutische BEZIEHUNG der mit Abstand mächtigste Wirkfaktor in
Psychotherapien ist, will ich an dieser Stelle einige wenige persönliche
Schlüsselerlebnisse mitteilen, soweit mir diese für meine therapeutische
Arbeit relevant erscheinen. Dabei gehe ich davon aus, dass ein Therapeut
immer auch Vorbildfunktionen ausübt: Denn wie soll ein Patient etwas Neues
ausprobieren, wenn ihm noch nie jemand vorgemacht hat, wie dies geht? Hier
folgen nun drei "Beispielsgeschichten": |
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So machte ich vor vielen Jahren während meiner therapeutischen Ausbildung
eine für mich und meine weitere Arbeit sehr wichtige Erfahrung, als meine
damalige Ehe in die Brüche ging. Ich war nicht nur über diesen von mir
nicht gewollten Vorgang tief betroffen (traurig und zugleich wütend),
sondern schämte mich auch vor meinen Ausbildern: Wie sollte ich in Kürze
als Psychotherapeut arbeiten, wenn es mir nicht einmal selbst gelang, die
eigene Ehe zu "retten"? Damals halfen mir zwei von mir sehr geschätzte,
weil kompetente Ausbilder: Der eine enthüllte vor unserer gesamten Gruppe,
dass auch er geschieden sei (was mir sofort die Scham nahm) und der andere
wies darauf hin, dass mich diese Erfahrung zu einem besonders kompetenten
Berater in Beziehungsfragen machen kann. Durch beide Hilfestellungen
gewann ich schlagartig eine wichtige Einsicht, die mich bis heute
begleitet: Über die Qualitäten eines Menschen entscheiden selten
Ereignisse oder vermeintliche Defizite, sondern seine Fähigkeiten, mit
diesen Herausforderungen zum Besten aller Beteiligten umgehen zu können.
Und solche Fähigkeiten lassen sich lebenslang weiterentwickeln. Auch
erlebte ich am eigenen Beispiel, wie wohltuend es sein kann, wenn sich der
Therapeut "wohl dosiert" (also im passenden Augenblick und im richtigen
Maß) als ganz normaler Mitmensch zeigt und damit verzerrte Maßstäbe (z.B.
Perfektionismus) zurechtrückt. |
Als zweiten Aspekte möchte ich an dieser Stelle noch
erwähnen, dass zu den
vielen mich prägenden Erfahrungen der Verlust zweier geliebter
Lebenspartnerinnen durch Krebs gehört (2001 und 2015). Ich spreche dies an, um all jenen
Menschen Mut zu machen, die auf eine ähnliche Erfahrung zurückblicken,
aber noch nicht zu einem normaleren Leben zurück gefunden haben. Vor dem
Hintergrund dieser Erfahrungen habe ich von Januar 2016 bis Juni 2017 an
einer Ausbildung zum Notfallseelsorger teilgenommen.
Und hier noch der dritte persönliche
Einblick in mein Leben, den ich seit September 2015 leider in der
Vergangenheitsform ausdrücken muss: Bis zum Tod meiner Frau durch eine
leider unheilbare Krebserkrankung war ich zum zweiten Mal glücklich
verheiratet, wobei ich mich in innerem Frieden und zugleich in Dankbarkeit
auch immer wieder an meine früheren wichtigen Beziehungen erinnerte. In
dieser zweiten Ehe war es mir wichtig - weise geworden durch viele Erfahrungen -, meine Frau
in all ihren Eigenschaften anzunehmen und nicht nur unter den Aspekten,
die mir besonders gut gefallen. Wir beide bemühten uns gleichermaßen darum,
unvermeidbare Konflikte in Form von "Metagesprächen"
so zu besprechen und zu klären, dass wir uns anschließend sogar deutlich
näher fühlten als vor dem Konflikt. Dadurch wurde unsere Beziehung
unvermeidlich immer besser. Ich erwähne diese Gesichtspunkte, weil sie
auch in meinen Paarberatungen eine Rolle spielen und "Beziehungskompetenz"
bei fast allen psychischen Problemen hilfreich ist.
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