Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Beispiel:
"Training des inneren Coaches" (Begleiters)
per Email
 



Lieber Herr Dr. Mück,

ich hoffe, Sie hatten ein schönes Wochenende.

Danke für die hilfreiche Anmerkung, dass es Hänger geben darf. Dadurch fällt mir das momentane Aufwachen mit negativen Gedanken leichter, denn spätestens nach dem ersten Kaffee sind diese fast immer verschwunden.

Ein wenig komme ich mir von Ihnen ausgetrickst vor. Dies ist aber 100% positiv gemeint.

Durch die Geburt des inneren Coach kann ich mich nicht mehr verstecken. Diese Ehrlichkeit fällt mir nicht ganz leicht. Zum Umgang mit Hilflosigkeit sage ich irgendwann einmal mehr. 

In der länger zurückliegenden Vergangenheit war es manchmal eine Entlastung, die Verantwortung abzugeben. Jetzt ist es so, dass ich das Werkzeug habe und nicht mehr behaupten kann, dass ich es nicht kenne. Vielleicht ist es wie mit dem Fahrradfahren. Wenn ich es einmal gelernt habe, kann ich nicht mehr behaupten, dass ich es nicht kann. Was mich tröstet, dass ich das Fahrradfahren auch nicht von Beginn an beherrschte und es auch mit großem Können noch zu Unfällen kommen kann.

Noch nie habe ich mich so auf die Spritzen gefreut. Da noch größere Komplikationen befürchtet werden, kommt es nicht zu einer Kurznarkose. Prof. F. meinte, dass ich es auch ganz ohne Medikamente probieren könnte. Mit der Vorstellung geht es mir nicht gut. Letzte Nacht hatte ich sogar einen Alptraum.

Wenn ich nicht mit Ihnen darüber gesprochen hätte, würde ich mich wahrscheinlich genau wie die letzten Male verhalten. Ich gebe zu, dass diese Alternative noch immer in meinen Gedanken ist. Es erscheint mir die einfachste Lösung. Nun möchte ich Ihnen aber auch nicht das nächste Mal gegenübersitzen und sagen, es ist eben wieder passiert, sondern ich will etwas anders machen. Zerrissen ist wohl der treffendste Ausdruck für meine Gedanken- und Gefühlswelt. Ich weiß, dass Sie mir auch nicht die Lösung liefern können. Die Spannung baut wird sich über die nächsten Tage aufbauen. Erst ist es die Angst, ob und wie viele Eizellen sich entwickelt haben, dann die OP, die Ergebnisse der Befruchtung gefolgt von der Entwicklung, schließlich der Transfer und die Wartezeit auf das Endergebnis. Ich habe Angst vor der Belastung, momentan spüre ich diese sehr real.

Eigentlich möchte ich Sie um etwas bitten, möchte Sie aber nicht noch mehr beanspruchen, als ich dies bis jetzt schon gemacht habe. Auch auf die Gefahr hin, dass Sie es ablehnen, möchte ich es versuchen. Ich möchte gerne gezielt den inneren Coach in der Zeit der Behandlung einsetzen. Dies möchte ich machen, indem ich mir Zeit dazu nehme mich auf einen extra freigeräumten Stuhl setze und die Situation von Frau X. vorstelle. Dazu brauche ich kein Feedback von Ihnen, nur die Gewissheit, dass ich es nicht nur für mich mache. Ich möchte dadurch sicherstellen, dass ich nicht ohne nachzudenken wieder "etwas" mache. Würde ich es nur für mich niederschreiben, hätte es keine Konsequenzen für mich, denn dann habe ich das Wissen nur mit mir geteilt. Ihnen werde ich aber irgendwann gegenübersitzen und auch wenn Sie mich dafür nicht verurteilen oder bestrafen würden, so würden Sie es aber wissen. So, jetzt ist es raus und es geht schon etwas besser.

Letztes Wochenende habe ich mir unsere bisherige Korrespondenz angesehen und war sehr positiv überrascht, was sich verändert hat. Was ich auch gesehen habe, dass ich Sie sehr gefordert habe. Ich möchte, dass Sie wissen, dass ich Ihr Engagement keinesfalls als selbstverständlich ansehe, sondern mir dessen immer wieder aufs Neue gewahr werde.

Viele Grüße

X.Y.


Liebe Frau X.,

danke für das hervorragend ergänzte Sitzungsprotokoll, das jetzt aus sich heraus (also ohne besondere Vorkenntnisse) verständlich erscheint. Danke für Ihre Mühe.

Sie haben richtig verstanden, dass ich Sie mit dem "inneren Coach" nicht "austricksen" wollte - die Zeit war einfach reif für seine Geburt (das ist auch ein wenig die Kunst der Psychotherapie: den richtigen Moment für die richtige Intervention zu finden). Ich froh, dass Sie mir dies auch erleichtern.

Warum muss sich denn eine Spannung über die nächsten Tage aufbauen? So mag es ja in der Vergangenheit gewesen sein, aber das heißt nicht, dass es erneut so sein muss: Sie und Ihr Coach haben die Entwicklung durchaus in der Hand. Nach wie vor gilt mein (therapeutischer) Wunsch: Setzen Sie sich an Ihre Dissertation und schreiben Sie weiter erste Anläufe, wann immer ein Schatten oder Zweifel sich im Horizont zeigen will. 

Bei unserem nächsten Treffen, sollten wir unbedingt das Thema "Vertrauen" vertiefen (auch wenn es dafür keine so geniale Intervention wie den inneren Coach gibt). Hier lautet die Lösung: Vertrauensvolle neue Erfahrungen, die mit den alten nicht nur in Konkurrenz treten, sondern irgendwann diese auch "in Pension schicken" können.

Und vielleicht das Wichtigste: Gerne nehme ich Ihre Bitte an, mir Ihre Dialoge mit dem inneren Coach schicken zu dürfen. Ich werde diese alle sorgfältig lesen und Ihnen zumindest den Eingang bestätigen, so dass Sie sicher sein können, dass der Coach "nicht umsonst" arbeitet.

Sehr gefreut hat mich, dass Sie unsere Korrespondenz noch einmal durchgelesen haben (das machen viel zu wenige meiner Patienten, obwohl in dieser Korrespondenz Schätze stecken). Wenn Sie möchten - und vielleicht motiviert das sogar mehr als die Einladung zum Schreiben an der Dissertation - können Sie sich jetzt schon an eine Aufgabe machen, die ich Ihnen ohnehin in nächster Zeit anbieten würde: Verfassen Sie eine erste "Zwischenbilanz" unserer Zusammenarbeit oder genauer gesagt Ihrer Entwicklung. Stellen Sie sich dabei vor, Sie wären der innere Coach, der bei der Versicherung einen Verlängerungsantrag stellen und dabei die Entwicklung der Patientin beschreiben und den noch zu bewältigenden Weg skizzieren muss. Bei dieser Übung würden Sie unsere rund 9-monatige "Leistung" (auf die Sie wirklich stolz sein können) auf den Punkt bringen. Schreiben Sie lieber mehr als weniger. Dieses Dokument wird Sie lebenslang begleiten und kann Teil eines "Notfallplans" werden (= wichtige Information zum Nachlesen).

So viel für heute. Zum Umfang unserer Korrespondenz: Ich glaube auch, dass Sie die Patientin sind, mit der ich bislang die intensivste schriftliche "internetgestützte Psychotherapie" realisiert habe. Ich bin mir fast sicher, dass es eine Ausnahme bleiben wird, weil sich ein derartiger Einsatz nur beschränkt neben der "Standardarbeit" leisten lässt. Jedenfalls engagiere ich mich gerne für Sie, weil ich Sie sehr schätze.

Viele Grüße

Dr. H. Mück


Lieber Herr Dr. Mück,

vielen Dank für ihre aufbauende Mail. Klar mache ich mich an die Zwischenbilanz. Eigentlich hatte ich Angst davor, aber nachdem ich letztes Wochenende unsere Korrespondenz las, brauche ich die eigentlich nicht zu haben. In einer Situation sehr starker Anspannung habe ich heute den inneren Coach das erste Mal eingesetzt. Jetzt fühle ich mich leichter.

Viele Grüße

X. Y.


Bericht von inneren Coach

Frau X. hat mich heute zu Rate gezogen. Sie berichtet davon, dass sie sich derzeit nur schwer entspannen kann. Sie hängt teilweise in einem Grübelzwang fest und hofft, dass alles schon vorbei wäre.

Eigentlich kann sie heute stolz auf sich sein, denn sie konnte in einer schwierigen Situation mit einem Kunden durch Faktenkenntnis für das gesamte Team punkten. Sie wurde von Kundenseite mit sehr vertraulichen Daten bedacht und wurde bereits letzte Woche zu einer Strategiesitzung für das untersuchte Medikament eingeladen. Für dieses Projekt war es das höchste Ziel. Frau X. fällt es "noch" schwer, dies auf der Habenseite zu verbuchen, sondern sieht sich von der Angst der bevorstehenden OP gefangen. Insgeheim hat sie mir verraten, dass sich sehr auf das Gruppengespräch morgen freut, aber die Sorgen empfindet sie als übermächtig. Sie hat Angst und fühlt sich ausgeliefert. Sie hat Angst, dass sie wieder versagt.

Der lange Spaziergang brachte Erleichterung, doch die Anspannung kam schnell zurück. Ich habe ihr geraten, sich auf den morgigen Tag mit der Fokusgruppe und das Strategiegespräch am Donnerstag zu konzentrieren. Sie sollte sich möglichst viel beschäftigen und ihren Grübelzwang besser auf die Promotion richten. Ich hoffe, dass sie diese Tipps weiterbringen, denn die ansteigende Verzweiflung ist zu spüren. Mich erstaunt aber immer wieder, wie sie diese Sorgen bei den beruflichen Herausforderungen ausblenden kann.

Ich denke, dass das Gespräch mit dem inneren Coach geholfen hat - zumindest für den heutigen Tag.


Lieber Kollege-Coach,

Kompliment zu Ihrer feinfühligen Begleitung von Frau X. Worüber grübelt denn Ihre Klientin so dauerhaft? Haben Sie Ihr die Technik mit den Alternativgedanken noch nicht schmackhaft genug machen können?

Hat Frau X. denn auf Ihren Vorschlag angesprochen, sich lieber mehr mit der Promotion zu beschäftigen?

Aus meiner Sicht können Sie Ihrer Klientin ruhig noch mehr positive Rückmeldungen zu Ihren beruflichen Leistungen geben, denn auf diesem Auge ist sie wohl immer noch betriebsblind bzw. (völlig unnötig) defizitorientiert. Außerdem scheint Sie Ihre "Versagensangst" von privaten Erfahrungen (wo sie ihre Impulse in früheren Zeiten tatsächlich nicht so gut im Griff hatte) unverständlicherweise auf Berufliches zu übertragen, wo sie doch in vielen Jahren schon durchweg eindrucksvolle Leistungen erzielt hat und alle Welt mit ihr sehr zufrieden ist. Vielleicht sollten Sie morgen ein wenig mit Frau X. im Anschluss an das Z-Gruppengespräch feiern gehen.

Mit herzlichen kollegialen Grüßen

Ihr Dr. H. Mück


Hallo Coach-Kollegin,

wie lief die Z-Gruppensitzung? Wie entwickelt sich unser gemeinsamer Schützling?

Kollegiale Grüße

Dr. H. Mück


Lieber Herr Dr. Mück,

über Ihre Nachfrage freue ich mich ganz besonders. Die Technik der Alternativgedanken ist ihr leider „noch“ nicht so vertraut. Vorteilhaft ist, dass sie die letzten Tag sehr eingespannt war und deshalb kaum Zeit zum grübeln hatte. Jetzt auf das Wochenende hin könnte es wieder mehr werden. Ich werde ihr die Promotion noch einmal an Herz legen. Vielleicht sollte ich sie bitten, bis zur OP ein bestimmtes Ziel zu erreichen.

Gerade habe ich mich mit Frau X. zusammengesetzt. Sie ist ziemlich erschöpft von der Strategiesitzung und auch das Z-Gruppengespräch mit anschießenden Abendessen ging sehr lange.

Es ist nicht ganz einfach, Details aus ihr herauszubekommen, vor allem wenn es um wertende Beschreibungen geht. Daraufhin habe ich sie gefragt, welches Feedback ihr Kollege der gegeben hat. Er meinte, dass er ohne sie ganz schön aufgeschmissen gewesen wäre. Ein wenig überrumpelt war sie angesichts der Tatsache, dass allen drei Ärzten ein Wirkmechanismus nicht bekannt war und sie diesen spontan erklären musste. Die drei Berater, davon ein PD, lauschten ganz gespannt und es gab anschließend sogar noch Nachfragen. Berührt war sie angesichts der Tatsache, dass Typen von Müttern beschrieben wurden und sie sich vorstellte, in welchen Typus sie irgendwann einmal eingeordnet wird. Der Gedanke, demnächst vielleicht Mutter zu sein, beschäftigte sie, aber angenehm.

Heute gab es zu Beginn des Tages wieder ein wenig Panik angesichts der näher rückenden OP und sie wünscht sich, dass sie zumindest ein wenig „nachhelfen“ darf angesichts ihrer Angst. Daher wünscht sie sich einen Vorschlag, wann und wie viel sie einnehmen dürfte. Ich kenne mich hier nicht so gut aus und weiß, dass Frau X. dazu neigt, in solchen Situationen viel zu viel zu sich zu nehmen. Hätten Sie hier vielleicht einen Rat?

Dennoch hat sie mir von Gedanken berichtet, dass sie sich zutraut, dass es nächste Woche nicht eskalieren wird. Morgen wird sie ein Gespräch mit dem Narkosearzt haben. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es keine Kurznarkose geben wird. Angst hat sie vor dem Kontrolltermin morgen, weil sich dann erst herausstellt, ob sie überhaupt genügend Einzellen produziert hat. Leider denkt sie noch immer, dass für das Ergebnis verantwortlich ist.

Zur Promotion ist sie aus Zeitgründen nicht gekommen, da für heute die Strategiesitzung anstand. Momentan ist sie sehr erschöpft und sie wollte sich garnicht dazu äußern, aber wieder habe ich sie um die Kommetare ihres Kollegen gebeten. Sie möchte sie eigentlich nicht weitergeben, weil sie nicht prahlen möchte und es ihr tendenziell leichter fällt, über Negatives als über Positives zu berichten. Durch das gute Vertrauensverhältnis berichtete sie mir schließlich doch von Aussagen ihres Kollegen: Er meinte, dass sie die einzige im Raum mit 12 Personen war, die so gut über das Medikament und die Stärken und Schwächen Bescheid wusste. Die Leiterin der Geschäftseinheit hatte bei ihren Ausführungen ungläubige, aber positive Blicke. Innerhalb von 3 Stunden wurde das gesamte Produkt besprochen und anschließend eine Positionierungsstrategie verabschiedet. Frau X. traute sich ohne Probleme, dem Außendienstleiter zu widersprechen, da sie selbst kleinste Details kannte, wie bspw. die Anwendungsbeschreibung, den Wirkungseintritt, die Halbwertzeit und die Vorteile zu anderen Präparaten. Dabei überrumpelte sie die Anwesenden nicht, sondern bezog jeden mit seinen Argumenten ein. Alle Substanzklassen hatte sie im Kopf, konnte sie problemlos aussprechen und sogar vergleichen. Ihr selbst ist das Wissen garnicht aufgefallen. Wieder einmal musste sie von der Sitzungsleiterin und ihrem Kollegen daraufhin angesprochen werden. Was mir Frau X. aber eingestand, dass es für sie die größte Herausforderung seit ihrem Zusammenbruch 2001 war und auch eines der schönsten Erlebnisse im Berufsleben. Diese Ereignisse hab es in den letzten Wochen häufiger, aber jetzt gab es noch eine Steigerung. Ich habe sie damit konfrontiert, dass es doch garnicht so einfach ist, sich in neue Themengebiete einzulesen und sie nicht auf Basiswissen zurückgreifen kann. Aber Sie wissen ja, dass Sie enorme Schwierigkeiten hat, dies für sich zu verbuchen. Bislang hat sie ihrem Mann, der ihr dies schon häufiger darlegte, auch nicht geglaubt. Sie selbst dachte von sich, dass sie ihren negativen Bias abgelegt hat. Daraufhin entgegnete ich, dass sie zwar schon gute Fortschritte gemacht hat, aber noch weiter daran arbeiten muss. Ich habe ihr nochmals das Bild mit den eingetretenen Wegen dargestellt. Sie muss die neuen Wege für sich erst ebnen. Sie will darüber nachdenken.

Worüber sie begeistert gesprochen hat, ist die Zusammenarbeit mit dem Kollegen. Es ist eine gegenseitige Wertschätzung, die die Motivation noch mehr nach vorne bringt.

Frau X. hat die Tendenz, die Defizite deutlich zu sehen. Beispielsweise ist sie jetzt gerade ein wenig geknickt, dass sie zwar wunderbare Vorschläge für die weitere Vorgehensweise hatte, aber erst einmal kein Anschlußauftrag herauskam. Hier habe ich Frau X. um ein wenig mehr Geduld gebeten. Der Kunde war begeistert, da sollte es nur eine Frage der Zeit sein, bis es weitergeht. Außerdem ist das Projekt auch noch nicht beendet, es stehen noch die Expertengespräche an. Auf jeden Fall hat sie mir bestätigt, dass die letzten beiden Tage sehr gut für ihr Selbstbewusstsein waren.

Jetzt habe ich Frau X. gebeten, für heute einen Gang runterzuschalten, denn sie hat nach der Sitzung regelrecht geglüht. Ein wenig Ruhe und Entspannung werden ihr guttun. Über morgen soll sie sich heute noch keine Gedanken machen, denn Einfluß hat sie darauf sowieso keinen. Ich hoffe, dass dies bei ihr ankommt.

Ich denke, dass die nächsten Tage mit Frau X. ziemlich aufregend werden und ich hoffe für, dass sie immer einen klaren Kopf bewahren wird und sie wenig Anlaß für die Ausbreitung ihrer Angst findet, sondern besser die Gedanken der Philosophie zuwendet.

Mit besten Grüßen Ihrer jetzt auch ermüdeten Kollegin

C.v.F.X. (Coach von Frau X.)


Liebe Kollegin C. v. F.F.,

gestern haben Sie ja richtig professionell gewirkt und eine super Arbeit vorgelegt. Kompliment! Kein Wunder, dass Sie erschöpft waren. Konnten Sie wenigstens ruhig durchschlafen oder hat Frau X. Sie geweckt? Ich bin ja so froh, dass Sie mich jetzt entlasten – vor allem weil Sie als Frau doch einen viel direkteren Zugang zu Frau X. zu haben scheinen. Was Frau X. Ihnen alles anvertraut, ist schon sensationell. Passen Sie nur auf, dass sich da nicht eine Frauenfreundschaft zwischen Ihnen beiden entwickelt. Denn als Coach muss man ja immer die nötige Distanz wahren.

Bitte begleiten Sie heute Frau X. zu den wichtigen Terminen und halten Sie ihr notfalls die Hand. Wenn Sie das nicht zu oft, aber in den entscheidenden Momenten machen, ist das für einen Coach okay.

Also ich muss schon sagen, dass wir beide auf unsere Klientin ziemlich stolz sein können. Was die da so alles in der Strategiesitzung aus der Hand geschüttelt hat und damit die anderen „Fachleute“ ziemlich blass aussehen ließ! An Frau X. scheint ja eine klasse Medizinerin verloren gegangen zu sein. Andererseits ist es natürlich toll, dass sie diese Kompetenz mit ihren Wirtschaftskenntnissen verbinden kann. Das schützt vor Betriebsblindheit. Es ist schon seltsam, dass sich Frau X. so schwer tut, das Besondere Ihrer eindrucksvollen Leistungen zu erkennen und zu würdigen. Aber Sie als Coach vermitteln Ihr das sehr feinfühlig, man merkt halt doch, dass auch Sie ein Profi sind (Haben Sie das bei der TS gelernt?). Auch wie Sie ihr das mit den Anschlussaufträgen vermittelt haben, das war professionelle Spitze!!

Bleibt nur zu hoffen, dass Sie bald auch Frau X.s private Sichtweisen etwas realitätsnäher gestalten können: So ein Unsinn, sich für die medizinischen Ergebnisse der sie betreuenden Ärzte verantwortlich zu fühlen! Aber vielleicht verwässert sich der Blick von Frau X. dadurch, dass sie in der Vergangenheit durch manche (leider schädliche) Verhaltensweise durchaus immer wieder mal ihren eigenen Gesundheitszustand beeinträchtigt hat (dafür war sie dann natürlich verantwortlich). Hoffentlich können Sie Ihr den Unterschied verständlich genug vermitteln.

Haben Sie Frau X. schon konkrete Vorschläge gemacht, wie Sie mit der Dissertation jetzt beginnen kann (um ihre Energie auf Sinnvolles zu lenken)?

Ich wünsche Ihnen beiden „nicht so aufregende Tage“ und bin froh, Frau X. bei Ihnen in so guten (liebevollen und kompetenten) Händen zu wissen. Danke für Ihre professionellen Ausführungen, aus denen ich auch noch manches lernen kann.

Mit kollegialen Grüßen

Ihr Dr. H. Mück


Lieber Herr Dr. Mück,

vielen Dank für den Hinweis mit der Distanz. Das ist so eine Sache, denn das Leben von Frau X. ist ziemlich spannend, dem kann ich mich nur schlecht entziehen, denn ich muss an dieser Stelle zugeben, dass ich ausgesprochen neugierig bin. Die vielen Themen und das Leben dieser Frau sind wie Zapping durchs Abendprogramm ohne Werbeunterbrechung.

Ich wünsche Frau X. von Herzen, dass sie die nächste Zeit gut übersteht, denn dies könnte sie wieder einen großen Schritt in Richtung Selbstsicherheit, vor allem auch in schwierigen Situationen, bedeuten. Wie ich vernommen habe, ist dies ja eines der großen Therapieziele in Köln. Auch wenn Frau X. Frauenfreundschaften schätzt, so ist sie doch froh, einen männlichen Therapeuten zu haben. Sie meinte, dass es ihr dadurch der Respekt leichter fällt. Da ich aber viel einfacher und häufiger greifbar für sie bin, begnügt sie sich zwischendurch gerne mit mir. Da sie weiß, dass ich mich ständig fortbilde und der eine oder andere Ratschlag doch sehr hilfreich ist, baut sich der Respekt bzw. die Anerkennung für mich mehr und mehr auf. Die Bezeichnung Profi ehrt mich, ich würde mich als ambitionierten Amateur bezeichnen. Solange es Frau X. hilft, setze ich mich sehr gerne für sie ein.

Heute habe ich sehr gute Nachrichten. Zunächst wollte sie sich fast einem Gespräch entziehen, da es ihr so gut geht. So ist das mit den Klienten. Kaum geht es ihnen besser, machen sie sich aus dem Staub und wenn es dann wieder etwas zu kitten gibt, klopfen sie umso heftiger an. Frau X. ist ja bekannt für ihre extremen Schwankungen nach oben und untern. Ich sehe mein Hauptziel darin, mit ihr die extremen Spitzen abzubauen. Jetzt zu den heutigen Fakten: Es haben sich ausreichend Eizellen entwickeln (5-7) und es wird so etwas Ähnliches wie eine Kurznarkose geben. Sie hat sich besonders darüber gefreut, dass sich der behandelnde Arzt selbst darum gekümmert hat, dass sich die Anästhesisten etwas für sie überlegen. Lustigerweise ist es genau das Präparat, welches ihr Mann vorgeschlagen hat. Sie fühlt sich erleichtert und läuft jetzt den ganzen Tag sehr beschwingt durch die Gegend. Am Montag wird es noch eine Kontrolle geben, am Mittwoch wird die OP stattfinden. Sie kann sich nicht erklären warum, aber momentan hat sie nur wenig Angst davor. Hierzu habe ich mit ihr den Alternativgedanken „Diesmal schaffe ich alles und vertraue auf mich“ entwickelt.

Ihr Mann hat Frau X. als Doktorin h.c. bezeichnet. Sie freut sich sehr darüber, dass die beiden sich auch so gut über berufliche Themen unterhalten können. Sie sieht die Ursache ihrer Sicherheit auch in der Tatsache, dass sie einen excellenten Fachmann im Hintergrund hat, den sie jederzeit zu medizinischen Belangen fragen kann. Übrigens macht es Frau X. heute fast garnichts mehr aus, dass sie nicht die abschließenden Expertengespräche mit den Beratern führt. Manchmal wird aus einem aufkommenden Sturm am Ende doch nur eine leichte Brise. Ich wünsche mir, dass sie sich dieses Wissen zu Gemüte führt, wenn es in Zukunft mit Sicherheit wieder einmal zu einer solchen „Störungen“ kommen sollte.

An diesem Wochenende habe ich sie um die Bearbeitung eines Kapitelpunktes gebeten. Sie soll das für sie motivierendste heraussuchen und die ersten Seiten niederschreiben. Dabei habe ich an 5 Seiten gedacht. Ich hoffe, dass sie von dem Thema so eingefangen wird, dass sie möglichst wenig an die Herausforderungen der nächsten Woche denkt.

Ich kann bei der Aussage zur Vergangenheitsorientierung von Frau X. nur zustimmen. Es wäre schön, wenn sie ihr Glück nur noch in der Gegenwart suchen würde. Genau jetzt kann sie etwas verändern. Aber wir sind ja alle nicht perfekt und zumindest sehe ich bei ihr einen guten Willen. Manche Dinge aus der Vergangenheit holen sie immer mal wieder ein, aber es wird erfreulicherweise weniger.

Wie sie ja wissen, hängt sich Frau X. immer mal wieder an der Borderline-Diagnose auf. Hierzu hatte ich folgende Übung. Sie sollte sich die gestrige Sitzung noch einmal vorstellen und die Kommentare ihres Kollegen und den anderen Anwesenden virtuell anhören. Dann bat ich sie, einen Moment darüber nachzudenken. Der Abschluß der Aufgabe bestand darin, darüber nachzudenken, was jeder Teilnehmer gesagt hätte, wenn er Frau X. eine Diagnose hätte verpassen können. Wäre dann Borderline oder die sonstigen Diagnosen aufgetaucht. Mit diesen Gedanken habe ich sie dann ins Wochenende entlassen.

Mit besten kollegialen Grüßen und viel Entspannung für Sie und Ihre Frau verabschiede ich mich.

C.v.F.X.


Liebe C. v. F. X.,

Vorsicht: Sie scheinen sich offenbar schon Ihrer Klientin anzupassen, liebe Frau Kollegin: Genau wie Ihre Klientin beginnen Sie nämlich, zum Understatement zu neigen und Ihre fantastischen Interventionen absolut zu unterschätzen. Also, Ihre Intervention zu dem ewigen Borderline-Thema von Frau X. (nervt Sie die ewige und unnötige Wiederholung nicht auch schon??) war einfach „genial!“, auch wenn Sie es vielleicht nicht so gerne hören. Ich bin ja gespannt, wie Frau X. diese Aufgabe, mit der sie von Ihnen ins Wochenende entlassen wurde, „lösen“ wird. Jedenfalls alle Achtung: Was Sie da vor allem spontan und schnell für Frau X. entwickeln ringt mir ehrliche Hochachtung ab.

Auch mir bereiten Sie mit den vielen guten Nachrichten ein schönes Wochenende. Ich kann mich doch auf Sie verlassen, dass Sie nicht alles zwischen uns Ausgetauschte an Frau X. weitergeben? Denn ich war mir fast sicher, dass die medizinischen Ergebnisse des heutigen Tages erfreulich ausfallen würden („mein Bauchgefühl“) und heimlich habe ich Frau X. die Daumen gedrückt, dass es mit der Narkose vielleicht doch noch klappt. Das sind ja nun mal keine wissenschaftlichen Verhaltensweisen von mir und deshalb ist es gut, wenn Frau X. nichts davon erfährt. Sie schreiben ja selbst, wie wichtig der „Respekt“ für Frau X. ist und ich möchte nicht, dass Sie diesen vor mir verliert.

Tja, mit einer Doktorin h.c. werde ich ja demnächst eine weitere Kollegin bekommen (neben Ihnen liebe C. v. F. F.), allerdings diesmal auf dem medizinischen Bereich. Frau X. und Ihr Mann scheinen ja ein ziemlich gutes Team zu sein. Übrigens würde mich interessieren, ob der Ehemann von Ihrer Existenz bereits weiß? Meine wird dem Ehemann nämlich bis heute verschwiegen, dabei üben wir doch beide einen ehrenwerten Beruf aus – oder sehen Sie das anders? Und wäre es nicht schön, wenn wir beide – die wir doch offenkundig unsere Teamarbeit sehr schätzen – noch einen dritten ins Boot holen könnten? Na ja, Sie als Frau werden Frau X. vielleicht besser verstehen als ich.

Nun bin ich gespannt, ob es nächste Woche tatsächlich schon die ersten Zeilen der Dissertation geben wird. Sie können ja mal vorsichtig bei Frau X. anfragen, ob Sie in diesem frühen Stadium mir mal die eine oder andere Seite schicken will. Aber beurteilen Sie selbst, wann der beste Zeitpunkt für eine solche Anfrage ist. Frau X. sollte auf keinen Fall unter unnötigen Druck gesetzt werden.

Damit will ich es für heute belassen. Hat Ihnen den Frau X. für das Wochenende ein paar Stunden frei gegeben? Wenn Sie an der Dissertation arbeitet und sich ganz darauf konzentriert, vielleicht sogar Freude daran findet, müssen Sie ja nun wirklich nicht dauernd daneben sitzen. Wir wissen doch selbst, dass Frau in diesen Dingen total souverän und kompetent ist. Lassen auch Sie mal Ihre Seele baumeln, schließlich muss ein guter Coach auch bei sich selbst Psychohygiene betreiben.

Jedenfalls haben Sie mich in den letzten Tagen durch Ihre gute Arbeit schon extrem entlastet und ich weiß gar nicht, wie ich mich dafür bei Ihnen bedanken kann.

Mit herzlichen kollegialen Grüßen

Ihr Dr. H. Mück


Lieber Herr Dr. Mück,

Sie haben mich heftig dissoziieren lassen. Klarer ausgedrückt: Ich habe herzhaft gelacht. Ich schätze Ihr Feedback außerordentlich.

Bleiben wir zunächst bei den guten Nachrichten. Es könnten 6-8 Eizellen werden. 8 wären laut dem behandelnden Arzt  die ideale Anzahl für jede Behandlung. Die OP ist auf Freitag verschoben worden. Frau X. hätte es zwar gerne hinter sich, aber über die gute Ausbeute freut sie sich. Schön, dass Sie an den Erfolg geglaubt haben, doch Frau X. erklärte mir, dass es bislang das zweitbeste Ergebnis ist und nicht selbstverständlich ist. Sie war ein wenig traurig, dass es nicht der Valentinstag sein wird. An dieser Stelle musste ich garnichts sagen, denn sie hat mir von selbst erklärt, dass sie gelernt hat, dass solche Tage sowieso ein Konstrukt sind und deswegen der Freitag nicht schlechter ist. Der Vorteil ist, dass ihr Mann am Mittwoch bereits einen freien Tag genommen hat sie diesen nun gemeinsam verbringen werden.

Am Wochenende wäre ich besser mehr an der Seite von Frau X. geblieben, denn sie hat sich leider hängen lassen. Sie hat zwar sehr viel gelesen, nur viel zu wenig zielorientiert. Es war ihr sehr, sehr unangenehm, dass sie nichts verschriftlicht hat. Wieder einmal hat ihr Abgrenzungsproblem sie daran gehindert, sich ihren eigenen Herausforderungen zu stellen. Mehr mochte sie auch mir dazu auch nicht mitteilen, es ist ihr unangenehm.  

Als einzigste Entschuldigung die ich für sie gelten lasse, sind ansteigende Schmerzen durch die Behandlung und eine gewisse Stimmungsverschlechterung, vielleicht durch die Hormone. Frau X. ist sehr unzufrieden mit der Leistung vom Wochenende und will auch nicht, dass ich Ihnen dies mitteile. Sie möchte nicht als Faulenzer dastehen. Ich habe ihr noch erklärt, dass eben nicht alle Tage gut verlaufen und die letzte Woche in der Bilanz schließlich hervorragend war. Damit war sie versöhnlich gestimmt, hat sich heute in die Arbeit gestürzt und durchaus respektable Ergebnisse erzielt. 

Zur Einbeziehung ihres Mannes kann ich nur sagen: Frauen brauchen ein Geheimnis. Im Ernst: Meine Existenz ist ihrem Mann ebenfalls nicht bekannt. Zwischendurch war sie immer wieder kurz davor, ihm zumindest von Ihnen zu berichten, doch dann fand sie die Situation am Telefon unpassend und die beiden sehen sich nicht so oft. Frau X. möchte gerne alles alleine schaffen und nicht zugeben, dass sie in mancherlei Hinsicht „noch“ Hilfe braucht. Dies hat vielleicht auch damit zu tun, dass ihr Mann nie besonders viel von der vorhergehenden Therapie mit Dr. H. gehalten hat. Immer wieder kam die Bemerkung: „Hat er das noch immer nicht bei dir hinbekommen.“ Damit meinte er ihre Selbstabwertungen. In ihrer stationären Zeit gab es einige Konflikte zwischen ihrem Mann und Dr. S. Vor allem als es in der Klinik zu einem Suizidversuch kam, drohte er mit Klage. Ferner hat sich ihr Mann in ihrer schwierigen Zeit total von ihr abgegrenzt. Frau X. schätzt Ihre Arbeit sehr und ist stolz darauf, einen so hervorragenden Therapeuten gefunden zu haben. In letzter Zeit hat sie ihren Mann immer mal wieder gefragt, ob ihm denn keine Veränderung an ihr aufgefallen ist. Er hat es bejaht. Frau X. möchte es ihrem Mann sehr gerne sagen, hat aber Bedenken, dass er es nicht versteht. Diese mögliche negative Erfahrung möchte sie sich ersparen. Hier ist das letzte Wort auf jeden Fall noch nicht gesprochen.

Vielen Dank für Ihr Lob hinsichtlich meiner Intervention, aber das Understatement war angebracht, denn Frau X. hängt noch immer an der Aufgabe, da kann die Intervention nicht so gut gewesen sein. Frau X. ist im Hinblick auf Borderline ein absolut harter Knochen. Zumindest kann sie sich jetzt eingestehen, dass sie mehr Fähigkeiten als Defizite hat. Mich nervt das Thema auch, aber es wird mich wohl immer mal wieder beschäftigen. Meine Hoffnung ist, dass andere Themen sie einfach viel stärker beschäftigen werden und dadurch diese leidige Thema sich von selbst erledigt.

Mit besten kollegialen Grüßen

C.v.F.X.


Lieber Herr Dr. Mück,

langsam wird mir Frau X. zu anstrengend. Heute habe ich sie über 3 Stunden in den Wald geschickt, aber sie klagt noch immer über Anspannung. Die Hunde liegen entspannt in ihren Körbchen, aber Frau X. ist noch immer unruhig. Sie wünscht sich sehr, dass schon alles vorbei wäre. Eigentlich sollte sie sich jetzt körperlich etwas schonen, aber das geht garnicht. Es ist schon blöd, da hat sie eine wunderbar lange Liste gemacht, aber schafft es momentan nur schwer, etwas davon umzusetzen. Aus diesem Grund habe ich sie gebeten, jetzt bei allem was sie macht Achtsamkeit anzuwenden. 

Viele Grüße

C.v.F.X.


Liebe Kollegin C.v.F.X.

Bitte entschuldigen Sie, dass ich mich erst jetzt wieder melde. Aber ich weiß ja Frau X. bei Ihnen in kompetenten Händen und kann daher aus meiner Sicht die Zügel deutlich lockerer lassen als noch vor einigen Monaten. Bitte richten Sie Frau X. meinen herzlichen Dank für den zugesandten Text "Gewalt der Sprache" aus. Es ist schon toll, wenn man von Klienten so mit interessanten Anregungen verwöhnt wird. Dabei müssen wir ja als Profis darauf achten, dass sich unsere Klienten nicht irgendwann zu solchen Zusatzleistungen verpflichtet fühlen. Aber da habe ich bei Frau X. ja keine Sorge.

Ich bin ja so froh, dass Sie Frau X. immer wieder an die Möglichkeit der Achtsamkeit erinnern. Leider sehen wir ja, wie schnell sie auch schon die Anregungen ihrer Notfallliste vergessen zu haben scheint. Auch greift offenbar der Vorschlag nicht, endlich die ersten konkreten Seiten Ihrer Doktorarbeit "anzuschreiben". Dabei bin ich schon so neugierig darauf! Wie geht es Ihnen, liebe C.v.F.X., mit dem Disserationsthema. Begleiten Sie dieses Projekt nur aus Pflichtgefühl oder finden Sie es selbst auch spannend? Gegebenenfalls könnten Sie ja die ersten paar Zeilen für Frau X. schreiben, damit die Sache endlich in Gang kommt.

Da Sie ja zurzeit näher an Frau X. sind als ich, können Sie vielleicht auch beurteilen, welche Maßnahmen der Notfallliste wir Frau X. schmackhaft machen könnten. Was würden Sie als geeignet für unsere gemeinsame Klientin ansehen?

Vielleicht sollten wir Frau X. auch immer wieder klar machen, dass es einen ganz entscheidenden Unterschied zu den früheren OPs gibt: Diesmal hat Sie erstmalig ein kompetentes und für sie engagiertes Begleiterteam! Sie ist alles andere als allein. Vermutlich vergisst sie das immer wieder. Meinen Sie könnten für die nächsten 48 Stunden auch den Ehemann ein wenig einbinden?

Soviel fürs erste. Leider wartet hier schon der nächste Klient und damit darf ich die Verantwortung für Frau X. vorerst wieder ganz Ihnen anvertrauen. Jedenfalls freue ich mich schon auf den Tag, wenn wir Frau in unsere Zweiergespräche persönlich einbeziehen können. Ich traue ihr durchaus zu, dass sie dann auf professionellem Niveau mit uns beiden mitdiskutiert, so dass wir in absehbarer Zeit sogar zu einem Dreierteam werden.

Mit kollegialen Grüßen

Ihr Dr. H. Mück

p.s. Bitte vergessen Sie nicht, meine Grüße an Frau X. weiterzugeben und ihr mitzuteilen, dass ich mir nach wie vor sicher bin, dass diesmal alles erfreulich gut am Freitag verlaufen wird.


Lieber Herr Dr. Mück,

ich bin Ihnen zu Dank verpflichtet, dass Sie mir so unerwartet umfangreich und mit vielen wertvollen Ratschlägen ausgeholfen haben. Nach dem morgigen Tag wird es endlich wieder etwas ruhiger und ich werde wieder alleine mit ihr klarkommen. Sie ist in der Tat sehr froh darüber, kompetente Helfer zu haben und ist dadurch auch zuversichtlicher, dass morgen alles besser verläuft.

Mit dem Einbinden des Mannes wird es etwas schwierig, denn gestern gab es einen unangenehmen Streit. Zwar ist der wieder geschlichtet, aber Frau X. hat gemerkt, dass ihr Mann mit ihren Ängsten und der Anspannung nicht viel anfangen kann. Beinahe hätte sie ihm von der Zusammenarbeit mit Ihnen berichten, doch dann kam es zum Streit.

Frau X. wünscht sich, heute Abend ein Medikament zur Entlastung, zumindest die Option. Bislang hat sie noch nichts genommen. Können Sie mit einem Ratschlag aushelfen?

Das Dissertationsthema ist absolut spannend. Es gibt auch schon erste Zeilen und heute werden noch weitere folgen.

Für morgen hat sich Frau X. vorgenommen, ein Bild von ihrem Hund mitnehmen, Atemübungen zur Entspannung probieren und an die Herausforderungen danach denken. Ganz optimistisch hat sie ihren Mann gebeten, nach der OP doch frühstücken zu gehen. Er meinte, wenn sie danach nicht zu "dormelig" wäre, könnten sie das durchaus machen. Ist doch garnicht so schlecht, oder?

Übrigens brauchen Sie sich wegen des Artikels absolut nicht zu sorgen, denn es ist für Frau X. eine Gewohnheit und keine Verpflichtung. In der täglichen Zusammenarbeit mit ihren neuen Kollegen und ihrem Mann ist dieser Austausch von Informationen ebenfalls ganz alltäglich. In dieser Hinsicht sind Sie einer von Vielen. Dennoch ist es sehr interessant, Ihre Sichtweise kennenzulernen. Was Frau X. keinesfalls möchte, wäre Sie damit zu überfordern.

In dem vorliegenden Fall ist Frau X. erst durch Ihre Anregung darauf gekommen, weiter nachzufragen. Aus der Beschäftigung mit dem Thema ist übrigens noch viel mehr entstanden. Sie hat in einem Forum um die Zusendung von genau dem Gegenteil gebeten: Und zwar Worte und Sätze, die für die Menschen positiv sind. Angefangen hatte sie mit ihren eigenen Worten. Ich kenne die Zusammenstellung der kompletten Liste und bin begeistert, denn die meisten Worte der Anderen wirken auch auf mich positiv. Ich will diese Worte für die Arbeit bei der TS einsetzen, denn wenn Worte wie Schläge wirken können, dann können sie vielleicht auch das Gegenteil. Außerdem ist es doch eine wunderbare Begebenheit, dass ich nur durch das stille Aussprechen von Worten auch mich in einen anderen Zustand versetzen kann. Wenn es Sie interessiert, lasse ich Ihnen die Liste bei Gelegenheit zukommen.

Jetzt habe ich noch eine kleine Begebenheit zum leidigen Thema Borderline: Durch meine Arbeit bei der TS habe ich immer mal wieder Borderliner am Telefon. Für manche meiner Kollegen ist diese Diagnose ein Reizwort und die Gespräche werden sehr schnell beendet. Aus diesem Grund und auch um mit vielleicht in der Zusammenarbeit mit Frau X. weiterzukommen,  wollte ich einige Fakten zusammentragen und über die Erfahrungen von Krisentelefonen der Kliniken berichten, damit die Kollegen vielleicht einen anderen Zugang zu den Anrufern finden. Dazu habe ich spontan Prof. B. per Email angeschrieben und ihn gebeten, mir Informationen zukommen zu lassen. Von meiner Klientin, die immer wieder mit dieser Diagnose hadert, habe ich selbstverständlich nichts erwähnt. Eigentlich wollte ich nur Unterlagen, doch Prof. B. hat sofort geantwortet und fand die Idee klasse und er habe sowieso schon ein Konzept im Hinterkopf, um TS-Mitarbeiter zu schulen. Trotz meines Hinweis, dass ich ja nur ein kleines Licht und nur Ehrenamtliche bin, bat er um einen telefonischen Austausch, der gestern stattfand. Das Gespräch war sehr erhellend. Er sprach von typischen Verhaltensweisen von Borderlinern, wie unter Druck setzen, große Aggression, schlechte Compliance und nicht bereit sein, etwas zu ändern. Der weitere Verlauf würde jetzt zu viel Raum einnehmen. Ein erfreuliches Resultat: Frau X. ist ziemlich wütend auf die Menschen, die ihr diese Diagnose gestellt haben. Sie hat in der Klinik nie irgendwelche Tests gemacht und die Wut bezieht sich darauf, dass sie in diese Schublade gesteckt wurde. Ich hoffe, dass diese Intervention für die nächste Zeit ausreicht.

Die Einbindung von Frau X. ist ok, aber bitte erst nach der OP, denn momentan ist sie nicht zu gut zu "gebrauchen". Übrigens führt sie am Montag das letzte Expertengespräch alleine. Ihnen hat sie es zu verdanken, dass sie nicht weiter den Watzlawickschen Hammer angewendet hat, sondern abgewartet hat und jetzt die gänzlich positive Entwicklung genießt.

Mit besten kollegialen Grüßen

C.v.F.X.


Lieber Herr Dr. Mück,

ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass es mir noch ganz gut geht. Heute Abend werde ich ins Kino gehen und morgen um 7.00 Uhr muss ich dann vor Ort sein. Wenn ich nach dem Kino noch unruhig bin, möchte ich gerne etwas einnehmen, damit ich nicht noch kurz vor Schluß mir selbst Probleme mache. Vielen Dank für Alles und morgen lasse ich mir die Hand von meinem Coach halten.

X. Y.


Liebe Frau X.,

weiß Ihr Coach, dass Sie sich mit mir kurzschließen? Jedenfalls freue ich mich, mal wieder direkt zu Ihnen Kontakt zu haben und zu lesen, dass es 24 Stunden vor der OP weiterhin gut geht (in diesem Fall würde ich das Wort "noch" auf keinen Fall benutzen, da wir dem Unbewussten sonst suggerieren, dass es bald auf schlecht umstellen soll).

Es ist ganz in Ordnung, wenn Sie "etwas"  nehmen - ich würde es Ihnen sogar empfehlen.

Haben Sie sich einen guten Film ausgesucht?

Ihrem Coach werde ich natürlich weiterhin schreiben.

Symbolisch möchte auch ich Ihnen (zusätzlich zum Coach und Ihrem Mann) die Hand halten.

Alles Gute - ich habe weiterhin ein "gutes Bauchgefühl".

Viele Grüße

Dr. H. Mück


Liebe Kollegin C.v.F.X.,

sicher haben Sie schon mitbekommen, dass Frau X. sich ausnahmsweise direkt an mich gewandt hat. War das abgesprochen? Kommen Sie mit dieser Eigeninitiative von Frau X. gut zurecht? Ich fand die Anfrage jedenfalls passend und war so frei, Frau X. in Ihrem Vorhaben zu bestärken, sich eine medikamentöse Hilfe zu gönnen. Mittlerweile bin ich mir schon sehr sicher, dass Frau X. bereits über längere Zeit sehr verantwortungsvoll mit Arzneimitteln umgeht.

Worüber hat Frau X. denn mit Ihrem Mann gestritten? Ach, vielleicht muss ich ja nicht alles wissen - zumal der Streit ja geschlichtet ist (dank Ihrer Intervention?) Haben Sie schon mal überlegt, Frau X. und Ihrem Mann eine Paarberatung anzubieten? Trauen Sie sich so etwas im jetzigen Stadium Ihrer Coachausbildung bereits zu? Notfalls kann ich Ihnen Tipps geben.

Die Idee mit dem Frühstück nach der OP gefällt mir - sie klingt so wunderbar gesund. Und ich kann mir vorstellen, dass die zwei das morgen auch hinbekommen.

Mit der Dissertation spannen Sie mich ja jetzt richtig auf die Folter: Sie haben die ersten Zeilen schon gelesen und wollen mir partout nichts verraten?! Ob das so kollegial ist?

Übrigens wollte ich Ihnen noch eine kleine Kritik nachreichen, sofern Sie dafür momentan überhaupt ein offenes Ohr haben, weil Sie sich ja fast rund um die Uhr um Frau X. bemühen. Jedenfalls wählten Sie in Ihrer Mail vom Montag die Formulierung "Als einzigste Entschuldigung die ich für sie gelten lasse,..." Also aus meiner Sicht klingen solche Formulierungen ziemlich und zugleich unnötig streng. Denn aus meiner Sicht geht Frau X. schon selbst streng genug mit sich um und da müssen wir als ihre therapeutischen Begleiter doch nicht noch "einen drauf setzen"! Bitte bedenken Sie, dass wir beide immer auch Vorbilder für F. sein und ihr daher einen freundlichen Umgangsstil vorleben sollten. Als Profi werden Sie meine Rückmeldung sicher verstehen und nicht verstört darauf reagieren.

Sind Sie nicht auch immer wieder von der Kreativität und der Energie unserer Klientin begeistert? Da engagiert sie sich an einem Tag für sprachliche Themen und forscht nach positiver Sprache und am nächsten Tag ruft Sie direkt einen Experten zum (leidigen!!) Thema "Borderline" an, um dabei zu erleben, dass ein Borderline-Experte kompetent mit ihr diskutiert und offenbar alles andere als eine Borderlinerin in unserer Klientin sieht. Also, wenn dieses Thema endlich erledigt ist, werde ich auch tief durchatmen. Immerhin scheint Frau momentan doch schon ziemlich ernst zu erwägen, diese Diagnose für immer aus Ihrem weiteren Leben zu entsorgen. Drücken wir ihr gemeinsam die Daumen.

Als nächstes gilt es jedoch, die OP zu einem angenehm bedeutsamen Erlebnis zu gestalten. Vielleicht können Sie Frau X. dies erleichtern, indem Sie ihr nicht nur die Hand halten, sondern gemeinsam mit ihr achtsam diese Momente verfolgen, in denen ein Wunder vorbereitet wird: die Entstehung neuen Lebens. Gibt es nichts Schöneres? Dabei haben wir Menschen

(glücklicherweise?!) nicht alles in der Hand und müssen uns letztendlich alle höheren Mächten anvertrauen.

Schon heute möchte ich mich herzlich für Ihren Einsatz für Frau X. bedanken. Ohne Ihre liebevolle und wertschätzende Begleitung wären die letzten Tage mit Sicherheit nicht so eindrucksvoll gut verlaufen (im Vergleich zu vorherigen OPs). Sie können auf Ihre Coaching-Leistung wirklich STOLZ sein.

Lassen Sie mich wissen, wie Frau X. den morgigen Tag gestaltet und erlebt hat. Meine Gedanken werden bei Ihnen drei sein.

Mit kollegialen Grüßen

Dr. H. Mück


Lieber Herr Dr. Mück,

alle sind wohlbehalten zurück und waren auch frühstücken. Der Film gestern hieß übringes 4 Minuten.

Jetzt zum wichtigsten: Es gab keinen Zwischenfall durch ihre Einwirkung, nur ein wenig Probleme mit dem Kreislauf und eben die normalen Schmerzen jetzt im Anschluß. Alle waren wirklich sehr, sehr nett. Sie hat an alle virtuellen Hände gedacht und kam sich gut behandelt vor.

Letztendlich konnten 5 gute Eizellen gewonnen werden. Es gab ein wenig Schmerzen während der OP, allerdings keine traumatischen und bei Bedarf hätte man die Dosis auch erhöhen können. Beim anschließenden Frühstück war sie ziemlich müde und hat sich ein paar Stunden hingelegt. 

Sie hatte während und vor der Puunktion diese schönen Gedanken, dass Leben gezeugt wird und vor allem hat ihr geholfen, dass alle sehr nett waren, Dr. Y. besonders. Zwar ist die Situation in einem großen Operationszentrum nicht so schön, aber es musste sein. Dr. X. war auch erleichtert, dass sie diesmal ziemlich schnell wieder auf den Beinen war. Es hab noch einen Zwischenfall, weil angenommen wurde, dass sie umgekippt ist, dabei war sie nur eingeschlafen. Dies zeigte ihr, wie besorgt das Team war.  Morgen ruft Dr. Y. an, wieviele Eizellen sind haben befruchten lassen und am Montag wird dann höchstwahrscheinlich der Transfer stattfinden.

Da ich mich mit Medikamenteneinsatz nicht gut auskenne, habe ich die Kontaktaufnahme mit Ihnen angeregt. Das war völlig in Ordnung.

Sie haben Recht, dass ich streng bin, da kann ich noch etwas von Ihnen lernen. Vielen Dank für das Feedback. Paartherapie kann wahrscheinlich nicht schaden, doch jetzt möchte Frau X. erst einmal auf die Beine kommen. Der Streitanlass ist ein wenig kompliziert und schwierig mit Worten zu beschreiben, weil eben viele Emotionen reinspielen. Ich erläutere Ihnen das gerne einmal persönlich.

Klar bekommen Sie etwas von der Dissertation, aber Frau X. ist da doch ziemich perferktionistisch. Sie werden auf jeden Fall zu den Ersten gehören.

Das Telefonat mit Prof. B. war sensationell. Frau X. dachte darüber nach, dass sie ihr die Aktivitäten garnicht abnehmen und wollte bereits den Emailschriftverkehr an Sie zwecks Beweis weiterleiten. Daran habe ich sie gehindert und ihr gesagt, dass sie immer offen und ehrlich war und Dr. Mück keinen Zweifel daran hat.

Jetzt sind wir doch alle ziemlich erschöpft, gehen noch kurz zur Familienfete und dann ins Bett. Ich möchte Ihnen noch einmal ganz, ganz herzlich für Ihre Begleitung in dieser schwiergien Situation danken, die uns vielleicht einen schönen Schritt weitergebracht hat, im Aushalten von schwierigen Situationen.

Wir werden nie bei Ihnen auslernen, aber das ist auch das spannende am Leben. Auf jeden Fall freuen wir uns sehr auf nächste Woche.

C.v.F.X.


Liebe Kollegin C.v.F. F.,

Glückwunsch, Sie und Frau X. haben Spitzenarbeit geleistet und waren ein hervorragendes Team. Nun bin ich erleichtert, weil ich weiß, dass ich wirklich nicht mehr in alle Vorgänge eingeschaltet werden muss, weil das Team aus Ihnen beiden schon ziemlich autonom wirkt. Das beruhigt mich sehr und macht mich auch ein wenig stolz, denn schließlich sind Sie auch ein bisschen bei mir in die Coaching-Lehre gegangen.

Werden Sie, liebe C.v.F.X., jetzt auch ein paar Stunden frei von Frau X. erhalten? Die hätten Sie redlich verdient. Und außerdem haben wir beide ja beobachten können, dass Frau X. jetzt in vielen Dingen schon sehr gut alleine zurechtkommt. Wir müssen ihr also nicht mehr auf Schritt und Tritt folgen, denn auf Frau X. scheint schon in vielerlei Hinsicht ziemlich Verlass zu sein. Selbstverständlich werden wir ihr natürlich weiter bei größeren Aktionen in bewährter Form zur Seite stehen. Aber, wie wir ja wissen, kann zu viel Helfen hilflos machen – und das wollen wir Frau X. ja ersparen.

Nun wünsche ich Ihnen beide ein erholsames Wochenende und vielleicht sogar ein bisschen Spaß während der närrischen Tage. Gerne können Sie sich nächste Woche wieder melden, wenn es Neues vom Transfer gibt oder Frau X. besonderen Beratungsbedarf signalisiert.

Herzliche kollegiale Grüße

Dr. H. Mück


Lieber Herr Dr. Mück,

jetzt bin ich erst einmal schwanger ;-)

Das habe ich bei den letzten Malen auch immer gedacht. Jetzt gebe ich mir Mühe, nicht an die letzten Male zu denken. Ich habe mich sehr gefreut, dass Sie an den Transferneuigkeiten interessiert sind.

Das Ergebnis lässt sich sehen, denn es haben sich von 5 punktierten Eizellen 4 befruchten lassen. Heute habe ich 3 zurückbekommen, eine ist tiefgefroren. Dr. Y. war ziemlich erleichtert, dass die OP diesmal so komplikationslos verlief. Er fragte noch einmal nach, ob ich wirklich 3 haben möchte. Aber das Risiko einer Drillingsschwangerschaft ist verschwindend gering. Außerdem sind nicht alle gleich entwickelt. Es sind ein 4-Zeller, ein 5-Zeller und ein 8-Zeller. Dr. Y. meinte zwar, dass Frauen auch schon mit einem 2-Zeller schwanger wurden, aber das halte ich schon für die absolute Ausnahme.

Am Samstag habe ich heftig gefeiert, vielleicht das letzte Mal für die nächsten Monate. Zuvor waren wir 4,5 Stunden mit den Hunden unterwegs, von OPnachwehen also fast keine Spur. Normalerweise trinke ich sehr wenig Alkohol, aber Samstag war das absolut nicht der Fall. Ich wollte einfach mal richtig Spaß haben und den hatte ich auch. Mein Mann war ein wenig geschockt, hat aber letztendlich auch viel mitgetanzt. Gestern und heute gab es zwischendurch ziemlich schlechte Stimmung, aber jetzt ist sie weg und ich habe mich beim Hundspaziergang in Achtsamtkeit geübt. Dies will ich mir auch für die nächste schlechte Stimmung vornehmen. Wirklich nur der Augenblick zählt und nicht die Sorgen der Vergangenheit und Zukunft. Heute habe ich TS-Nachtdienst und werde mich vorher noch ein wenig ausruhen.

Viele Grüße

X. Y.


Liebe Frau X.,

ist Frau C.v.F.X. noch im Karnevalsurlaub? Schön, dass Sie sich als Hauptperson gemeldet und mir gleich so gute Nachrichten geschickt haben. Nun lassen Sie uns gemeinsam darauf hinwirken, dass aus "den Kleinen" auch wirklich etwas wird. Sie selbst räumen ja ein, dass nicht alle die gleiche Chance haben. Das ist sehr schade, aber offenbar vom "Leben" gewollt. Dennoch können wir unser Bestes geben, allen dreien den Weg optimal zu ebnen.

Es freut mich, dass Sie so ausgelassen feiern konnten - denn Grund hatten Sie ja genug. Ab jetzt sind Sie - wie Sie selbst schreiben - in die mütterliche Verantwortung genommen. Was nicht heißt, dass es sich Mütter nicht gut geht lassen dürfen. Das Gegenteil ist der Fall! Nur sollte es halt immer auch den heranwachsenden Kindern gleichermaßen gut gehen.  Aber da habe ich bei Ihnen wirklich keine Sorge.

Wir werden uns ja schon in Kürze wieder treffen. Bitte laden C.v.F.X. ein mitzukommen.

Einen guten TS-Dienst wünscht Ihnen

Dr. H. Mück


Lieber Herr Dr. Mück,

ich wünsche mir auch sehr, dass C.v.F.X. nachhaltige Wirkung hat. Gestern bin ich bei herrlichem Sonnenschein zurückgefahren, keine Spur von Höchstgeschwindigkeit.

Mit dem Coaching der Kleinen tue ich mich noch etwas schwer, aber ich bleibe dran. Die Aufgaben an sich ist bezaubernd und ich hoffe, dass ich sie noch länger haben darf.

Viele Grüße X. Y.


Lieber Herr Dr. Mück,

der nächste Auftrag ist fast unterzeichnet. Das Thema geht weiter ;-) Diesmal für Erwachsene.

Heute morgen wollte ich meine Existenzängste nicht zulassen und hatte zwischendurch einen kurzen aber heftigen Durchhänger, weil die Medikamente momentan ziemlich unangenehm sind. Habe heute meine letzte Spritze gesetzt. Aber kaum komme ich vom Hundespaziergang zurück, kommt die nächste Anfrage von Abbott, die auch wieder sehr zügig erledigt werden soll. Aufträge scheinen für mich Medizin zu sein. Es ist schon toll, dass unser Wissen gefragt ist.

Diese positive Nachricht wollte ich Ihnen einfach nicht vorenthalten.

Seitdem ich Sie kenne, habe ich Massen von schlechten Gedanken und Prognosen und seit kurzer Zeit auch Taten nicht mehr gewähren lassen. Die hätten bestimmt gereicht, um eine Kleinstadt unglücklich zu machen.

Keine Angst, dass ich zu sehr von Ihnen begeistert bin, ich werde mich bestimmt irgendwann noch einmal über Sie ärgern – versprochen ;-)

Viele Grüße

X. Y.


Liebe Frau X.,

danke für die verschiedenen Mails vom heutigen Tag. Vorab möchte ich Sie bitten, auch Ihr heutiges Feedback anonym veröffentlichen zu können, da es eine für lediglich 11 Doppelsitzungen (+ natürlich intensiver

Email-Begleitung) eine außergewöhnlich schöne Entwicklung dokumentiert. Sie haben sich ja selbst an die erste Sitzung erinnert: Hätten Sie damals gedacht, dass heute dort stehen, wo Sie jetzt sind? Das haben Sie jedenfalls ziemlich gut gemacht, Kompliment und sicher hat unsere von gegenseitiger Wertschätzung geprägte Zusammenarbeit auch ihren Anteil dazu beigetragen.

Mir ist es wichtig, deswegen nicht perfekt zu sein, weil ich für C.v.F.X. ja ein wenig als Vorbild diene. Und ich möchte - das habe ich auch schon einmal geschrieben - das C.v.F.X. weniger streng mit ihnen umgeht, also auch Ihnen als Vorbild für einen gelasseneren Umgang mit Pefektion dient.

Über Ihren Anschlussauftrag freue ich mich natürlich mit Ihnen. Genießen Sie die lange Sonnenphase, die sich im beruflichen Alltag abzeichnet. Auch hier wird es dann irgendwann auch mal wieder nebliger.

Zum Coaching der Kleinen hätte ich die Anregung, dass Sie - Email-Coaching hat sich ja auch bei uns bewährt - den Kleinen in regelmäßigen Abständen eine Email schicken (die Sie den Kleinen dann im lesefähigen Alter später auch tatsächlich einmal aushändigen können - so etwas kann eines der schönsten Geburtstagsgeschenke sein, die man sich vorstellen kann!). In der Email würde ich den Kleinen unter anderem erläutern, was da so alles um sie herum passiert und wovor sie sich nicht ängstigen sollten. Ich würde die Kleinen vorwarnen, wenn abzusehen ist, dass für ihre Mutter ein schwieriger Tag bevorsteht. Ich würde Ihnen auch für das Mitmachen und Durchhalten regelmäßig Komplimente aussprechen und würde sie aber auch feinfühlig darüber aufklären, dass durchaus schwierige Zeiten auf den ein oder anderen zukommen können, ja, dass der ein oder andere sogar damit rechnen muss, den ganzen Weg nicht mitgehen zu können. Für diesen Fall würde ich allen dreien bestätigen, dass selbstverständlich der Zurückbleibende nie vergessen wird und dass die anderen sich später im Leben mit ihm (oder ihr?) gleichsam stellvertretend mitfreuen werden.

Prüfen Sie in Ruhe, ob Ihnen so etwas liegt. Sicher finden sich auch noch andere Wege des Coachings für die Kleinen, die Ihnen vielleicht sogar noch besser liegen.

Sollten Sie doch noch "brisante Themen" in absehbarer Zeit ansprechen zu wollen, bitte ich Sie, dies über C.v.F.X. zu tun. Bevor ich so etwas während der Schwangerschaft aufgreife, möchte ich mich vorab mit C.v.F.X. kollegial über die Chancen und Risiken solcher Gespräche beraten. Bitte fühlen Sie sich dabei nicht übergangen, ich denke C.v.F.X. wird Ihre Interessen ausreichend vertreten.

Damit schließe ich für heute und wünsche Ihnen ein entspanntes Wochenende mit Ihrem Mann.

Viele Grüße

Dr. H. Mück


Lieber Herr Dr. Mück,

Frau X. hat sich sehr über Ihre Mail gefreut und wird Ihnen nächste Woche antworten, denn am Wochenende ist sie in Köln zum Workshop. Die Idee vom Coaching der Kleinen findet sie wunderbar und sie ist ganz gerührt von Ihrem Vorschlag, aber sie weiß auch, dass sie für diese Aufgabe möglicherweise nur noch eine Woche Zeit hat und das macht sie traurig. Ich habe ihr gesagt, dass sie jetzt ein paar Minuten traurig sein darf, dann aber jede Stunde mit den Kleinen genießen soll, egal wie lange es dauern darf. Auf jeden Fall tut ihr der Optimismus von Ihnen gut.

Viele Grüße

C.v.F.X.


Lieber Herr Dr. Mück,

wollte nur kurz mitteilen, dass es mir gutgeht. Die Sonne scheint und meine Laune ebenso. Das Morgentief war schon wieder ein Stück schneller überwunden. Ich gebe mir alle Mühe die nächsten Tage. Es ist ja so, dass es keine frühen Schwangerschaftsanzeichen oder Nichtanzeichen gibt, deshalb versuche ich jetzt einfach mal, alles positiv zu deuten. Bitte antworten Sie nicht auf das letzte Mail von C.v.F.X. Sie hat gestern ganze Arbeit geleistet.

Viele Grüße X. Y.


Danke für die positive Rückmeldung und die "Mail-Entlastung". Heute habe ich 8 Therapiestunden in Folge, so dass meine "Reaktionskapazität" auch an Grenzen gerät. Da tun solche Rückmeldungen besonders gut.

Viele Grüße und ein entspanntes Wochenende!

Dr. H. Mück


Lieber Herr Dr. Mück,

egal wie es ausgeht, ich will bis Freitag das Gefühl genießen. Gestern habe ich etwas aus meiner Liste ausprobiert. Hausarbeit klappt gut gegen schlechte Stimmung, insbesondere staubsaugen ;-))) Der Bauch zwickt mal hie und da und es könntes Positives, aber auch genau das Gegenteil bedeuten. Am Wochenende habe ich auf der Fahrt nach Köln eine Weisheit des Dalai Lama gehört. Sie lautet "drop the thought" und ergänzt Ihre Erklärung, dass das Gehirn nicht zwischen Gedanken und Realität unterscheidet. Deshalb gebe ich mir mit dem "droppen" große Mühe. Und es freut mich, dass es eine so schöne Verbindung zwischen Ihnen und dem Dalai Lama gibt.

Der Fotoworkshop war klasse und einige Bilder wurden von dem Fotograf gelobt. Wir waren 10 Personen, davon 4 Männer. Es war wirklich klasse, wie sich die Herren eine wahre Technikschlacht lieferten. Meine Kamera ist für mich hervorragend. Kein Porsche, aber ein gut ausgestatteter VW. Als ich sie auspackte, kamen die Herren gleich zu mir uns wollten die Objektivstärke wissen. Musste ziemlich grinsen, denn so ein Objektiv ist ja schon irgendwie ein Phallussymbol und da waren die Herren eindeutig besser "bestückt". Meines sei aber das leistungsstärkste bei den Frauen, erklärten mir die Herren fachmännisch.

Die Auftragssituation ist nicht nur Sonnenschein, denn wir arbeiten ziemlich hart für die Aufträge. Dies entspricht meiner Natur, denn wir sind nicht an schnellem Geld, sondern an einer langfristigen Kundenbeziehung interessiert. Trotzdem genieße ich es, gefragt zu sein, denn ich kenne auch das Gegenteil und meine Zweifel, ob ich überhaupt zu irgendetwas zu gebrauchen bin. Ein wenig muss ich jetzt wieder grinsen, weil ich mich seit Wochen mit Durchfall beschäftige und bei XXX mittlerweile als die psychologisce Fachkraft angesehen werde und von den jüngeren Mitarbeitern jetzt zu vielen anderen Krankheiten befragt werde.

Ihren Gedanken, dass ich nicht gedacht hätte, jetzt so weit zu sein, hatte ich auch. Zu Beginn schilderte ich Ihnen mein Bedauern, noch nicht so viel erreicht zu haben wie die anderen, jetzt stellt es sich mehr und mehr ein. Es geht mir ein wenig wie bei Lektüre des Buches: Auf der Suche nach der Langsamkeit. Ich lese sehr schnell und wartete ungeduldig, wann ich sie denn endlich finden würde, bis ich realisierte, dass genau dieses Vorgehen mich nicht zum Ziel führen kann. So bin ich jetzt auch in der Therapie fast unerwartet an einem Punkt angelangt, fast ohne es zu merken. Gewachsen bin ich an den Anforderungen der letzten Wochen und Monate. Langsam wächst das kleine Pflänzchen Positiv-Bias und ich komme besser mit schwierigen Situationen klar. Das ganz werde ich noch ausführlich in meiner Zwischenbilanz beschreiben, denn jetzt muss ich an ein Lieblingsaufschiebethema: die Steuer.

Ich brauche kein Feedback, ich will diese Woche einfach nur gut und mit viel Achtsamtkeit erleben (zuerst stand hier überleben, aber das ist doch zu negativ).

Viele Grüße

X. Y.

Zumindest ein Minifeedback: Sie begeistern mich! Und: Danke für die Freigabe.

Viele Grüße und Freude beim Staubsaugen (eine Form der Achtsamkeit!) Dr. H. Mück


Lieber Herr Dr. Mück,

die derzeitige Begleitung von Frau X. geht mir nahe. Es ist eine Herausforderung des Lebens, dass nicht alles mit Fleiß, Ehrgeiz und Einsatz erreicht werden kann. Sie haben es sehr eindrücklich mit Akzeptanz beschrieben.

Frau X. hat noch 2 Tage und diese Zeit ist nicht immer schön. Manchmal stellt sie sich vor, wie schön es wäre, das Ergebnis des positiven Tests zu sehen, aber ............ Lassen wir das. Sie gibt sich die größte Mühe, alle bemerkbaren Anzeichen positiv oder neutral zu sehen. Am liebsten würde sie sich uneingeschränkt freuen. Aber je mehr sie sich jetzt freut, desto schwieriger wird der Abschied von dem schönen Gefühl. Es wäre nicht nur ihre Traurigkeit, sondern auch die ihres Mannes.

Gut, dass es noch den temperamentvollen vierbeinigen Therapeuten gibt, der schlechte Laune nicht kennt und uneingeschränkt die samtweichen Schlappohren zum trösten zur Verfügung stellt und außerdem sein Frauchen immer wieder in die Natur drängt, die so viel heilende Wirkung haben kann. Auch mir fehlt momentan die nötige Distanz und auch ich bin manchmal traurig, weil ich es Frau X. so sehr wünsche. Viele Grüße C.v.F.X.


Liebe Kollegin C.v.F.X.,

vielen Dank für Ihre Zwischeninformation. Es freut mich zu erfahren, dass Sie weiterhin gute Hintergrundarbeit für Frau X. leisten, gerade auch weil es Ihnen dabei schwer fällt, die ja für unsere Tätigkeit immer nötige "therapeutische Distanz" aufrechtzuerhalten. Natürlich dürfen und müssen wir Profis uns von den Gefühlen unserer Klienten berühren lassen (diese haben ja oft gerade mit dem Umgang mit Gefühlen Probleme!). Denn so erleben unsere Klienten, dass Gefühle sein dürfen und dass man mit ihnen konstruktiv umgehen kann. Hier müssen wir unseren Klienten tatsächlich durch unser lebendiges Vorbild Halt geben.

Hat sich Frau X. denn an die Empfehlung gehalten, die Kleinen zu coachen und dabei die Kleinen auf die schwierigen Zeiten, insbesondere den offenen Ausgang ihrer weiteren Entwicklung vorzubereiten? Ähnlich wie wir für Frau X. ein Vorbild sein und ihr Halt geben können, ist es auch für die Kleinen wichtig, von Frau Halt zu bekommen und notfalls sogar getröstet zu werden. Alle guten Eltern müssen jedoch vorrangig ihren Kindern Hoffnung vermitteln, denn hoffnungslose Eltern werden hoffnungslose Kinder heranziehen. Auch werden die Kleinen spüren, welches Vertrauen Ihre Mutter ausstrahlt und werden dieses Vertrauen zu ihrem eigenen machen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Erfolg beim Coachen Ihrer wirklich eindrucksvoll tüchtigen Klientin. Es muss doch Freude bereiten und Lebenssinn vermitteln, einer solchen Persönlichkeit beim Durchwandern von Höhen und Tiefen zur Seite stehen zu dürfen. Ich selbst habe jedenfalls weiterhin ein sehr gutes Gefühl, was die jetzige Schwangerschaft betrifft.

Mit den besten kollegialen Grüßen aus einem verregneten Köln (auch hier ist nicht alles Sonnenschein! Er wird aber wieder kommen!)

Ihr Dr. H. Mück