Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Beispiel einer Selbstanalyse (9) aus "Coachsicht"
- Therapie-Zwischenbilanz (Patientin, 29x2 Sitzungen) -

 

Lieber Herr Dr. Mück,

als Coach von Frau X. heute komme ich gerne Ihrer Aufforderung nach, einen Therapiezwischenbericht für unsere gemeinsame Klientin zu verfassen.

Dem Beginn der Therapie vor Ort mit Frau X. im August vorigen Jahres ging ein intensiver Schriftverkehr voran. Frau X. hatte das Ziel, mit Ihrer Hilfe beruflich wieder erfolgreich zu werden.

Kurz zur Vorgeschichte: 2001 kam es - vielfältig bedingt - zu einem psychischen Zusammenbruch, gefolgt von mehreren Suizidversuchen und destruktiven Tendenzen, die bereits seit ihrer Jugend vorliegen. Im letzten Jahr befand sie sich in der Situation beruflicher Selbständigkeit, aber mäßigem Erfolg.

Ihrer Behandlung voran gingen eine stationäre Psychotherapie (2002/2003) und eine sehr weitmaschige (alle 4-6 Wochen) ambulante Therapie, in der Frau X. wieder zu mehr Stabilität fand, aber immer wieder mit stark depressiven Phasen, Destruktivität und aus ihrer Sicht mangelnder Leistungsfähigkeit konfrontiert war. Zwar hatte sie seit dem Zusammenbruch viel in ihrem Leben verändert, dennoch konnte sie trotz Engagement keine weiteren Verbesserungen erzielen.

Frau X. war der Meinung, dass ihr Wohlbefinden sehr stark,  von ihrem beruflichen Erfolg abhängt, deshalb wandte sie sich an Sie, um durch Coaching wieder dorthin zu finden.

Durch die Anamnese fanden wir heraus, dass sie Ursachen des „suboptimalen“ Zustands vielfältig sind. Angefangen von den Bindungsdefiziten durch die empathischen Defizite der Mutter, massive Gewalt in der Familie durch Vater, Traumatisierung durch einen nahen Verwandten und spätere Wiederholung im Erwachsenenalter durch ……. Frau X. zeigt bereits seit ihrer Kindheit Hochrisikoverhalten, welches sich in zahlreichen Unfällen negativ ausgewirkt hat.

Ebenfalls schwierig ist der bislang unerfüllte Kinderwunsch. In der Ehe besteht seit vielen Jahren der Wunsch nach ein eigenen Kindern. Bis dato hat Frau X. 8 künstliche Befruchtungen durchführen lassen bei einmaligem Erfolg, allerdings Verlust des Kindes in der Anfangsschwangerschaft. Die Beschäftigung mit diesem Thema ist phasenweise immer wieder sehr schmerzhaft. Mittlerweile hat sich das Paar für eine Auslandsadoption entschieden. Frau X. bezieht allerdings auch immer mehr die Option in Betracht, kinderlos zu bleiben.

Zum Ablauf der Therapie: Insgesamt beurteile ich die Therapie als effizient und effektiv. Bislang war sie nie gleichmäßig, sondern wurde von vielen Hochs, aber auch ausgeprägten Stimmungstiefs geprägt. Dies ist auf die ausgeprägte und anstrengende Ambivalenz von Frau X. zurückzuführen. Es gab Missverständnisse, Unstimmigkeiten, Kränkungen und Verletzungen. Der gegenseitige Respekt und Empathie konnten diese aus dem Weg räumen und bereicherten dadurch die Therapiebeziehung. Frau X. wurde es dadurch erstmals möglich, offen über ihr destruktives Verhalten zu sprechen, bzw. dieses überhaupt zuzugeben.

Die Anfangsphase gestaltete sich schwierig bzw. turbulent, da ständig neue „Baustellen“ hinzukamen und die Verfolgung eines Zieles unmöglich machten. Das primäre Ziel „beruflicher Erfolg“ wurde vernachlässigt, da sich dieser durch die behandelten Therapiethemen einstellte.

Nach dem Studium der ersten Notizen konnte ich feststellen, dass weitere Anfangsziele bereits erreicht sind

  • Ich will beruflich wieder erfolgreich sein

  • Ich möchte mit Freude neue Kunden ansprechen

  • Ich möchte schmerzfrei werden

  • Ich möchte den Hausausbau entscheidend voranbringen

Nach den beschriebenen Anfangsturbulenzen vereinbarten wir als Hauptziel den Umgang mit den teilweise sehr negativen Gefühlszuständen. Frau X. hatte den Eindruck, in diesem Bestreben von Ihnen nicht immer ernst genommen zu werden. Auf der einen Seite verfügt sie zwar über Fähigkeiten und ein durchaus optimistisches Wesen, auf der anderen Seite aber auch eine sehr ausgeprägte Destruktivität gegen sich.

Durch die starken Schwankungen ist der Gesamtzustand von Frau X. noch nicht befriedigend. Es gibt Zeiten, in denen es ihr exzellent geht und sie ein schlechtes Gewissen hat, überhaupt therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen, und dann wieder Phasen, in denen eine stationäre Aufnahme als notwendig erscheint. Insgesamt fühlt sich Frau X. durch die Therapie „fähiger“ mit sich und ihrer Umwelt umzugehen.

Zum Punkt stationäre Behandlung möchte ich bemerken, dass Frau X. durch ihre ambulante Betreuung mehr profitiert als ihr dies jemals durch einem stationären Aufenthalt möglich war. Hinzu kommt, dass stationäre Aufenthalte bislang immer zur Dekompensation führten. Im stationären Umfeld hat sie sich bislang häufig unterfordert gefühlt. Von Ihnen fühlt sie sich positiv gefordert. Frau X. ist sich bewusst, dass es für Sie sehr schwierig ist, die Destruktivität mit phasenweise sehr depressiven bis suizidalen Zuständen auszuhalten bzw. sie dabei zu begleiten. An dieser Stelle: Danke!

Frau X. profitierte sehr von der Psychoedukation. Die Erkenntnisse der Gehirnforschung erklärten teilweise ihr Verhalten und die Schwierigkeiten, das Verhalten nachhaltig zu verändern. Insgesamt kann sich sie sich und ihre Mitmenschen heute besser verstehen. Das vermittelte Wissen begleitet Frau X. täglich in ihrem Leben, nicht zuletzt auch im Rahmen ihres sozialen Engagements als Beraterin. Die Rezitation des Gelernten stärkt das Wissen und macht es somit in der Praxis leichter einsetzbar.

Das Konzept der inneren Stimmen hat ihr erklärt, dass sie zwar destruktive Teile besitzt, aber auch ausgeprägte gesunde. Die Kränkung durch frühere festgestellte Diagnosen sind heute viel weniger Thema als früher. Dennoch werden sie immer wieder von ihr thematisiert.

Die Theorie des Konstruktivismus war ihr zwar bereits vorher bekannt, jetzt konnte sie diesen besser auf ihre Lebenssituation beziehen.

Sehr aufschlussreich war das Feedback anderer Personen. Zwischen dem Eigen- und Fremdbild gibt es noch immer Differenzen, wenn auch nicht mehr so groß. Zu Beginn der Therapie bestand Frau X. zunächst darauf, nichts Positives durch Sie zu hören oder zu lesen. Mittlerweile kann sie Komplimente zumindest stehenlassen, der Widerspruch unterbleibt - meistens.

Sehr hilfreich war, dass Sie Ihr vermittelt haben, dass es Menschen nicht immer gut geht – auch Ihnen nicht -, sondern es bei jedem Menschen gute und schlechte Phasen gibt. Diese Erkenntnis verschaffte ihr Entlastung.

Ein Konzept stellte sich als vielfach wertvoll heraus. Die Einführung des Inneren Coachs. Dadurch wird der vorliegende Bericht in dieser Form überhaupt erst möglich ist. Es ermöglicht Frau X., mit ihrer gesunden Seite zu kommunizieren und Einblicke in den kompetenten Teil zu gewähren. In schwierigen Phasen hilft es ihr, einen Weg heraus zu finden und dem fast grenzenlosen Ehrgeiz der negativen Seite Einhalt zu gebieten. Die Ansprache als „Kollegin“ verleitet immer wieder zum schmunzeln, es zeigt aber auch, dass Sie es damit sehr ernst meinen.

Zum ersten Mal zum Einsatz kam dieses Konzept anlässlich der Begleitung einer künstlichen Befruchtung. Durch Ihre Hilfe schaffte es Frau X. zum ersten Mal, nicht destruktiv mit sich umzugehen und eine Phase der Behandlung zu erschweren. Diese Erfahrung war sehr nachhaltig. Jetzt bedarf es des weiteren Trainings, denn in Tiefphasen gestaltet sich die Kommunikation mit Frau X. noch immer sehr schwierig. Es wäre wünschenswert, wenn C.v.F.X. (Coach von Frau X.) immer einsatzbereit wäre, Frau X. auf dem Weg in die Tiefphase früher umkehren könnte bzw. geeignetere Wege fände, mit sich umzugehen. In letzter Zeit habe ich registriert, dass Sie sich in Kommunikation zunehmend zurückgenommen haben, da Sie möglicherweise Bedenken hatten, wie die Reaktion von Frau X. ausfallen könnte. Ich wünsche mir, dass Sie sich weniger zurücknehmen, dafür aber mehr C.v.F.X. ansprechen. Auch wenn der gesunde Teil nicht immer antworten kann, so registriert er doch alles und will gefordert, wenn nicht sogar herausgefordert werden.

Was die Therapie aus Sicht des Therapeuten schwierig macht, ist die Schweigsamkeit bzw. Verschwiegenheit gegenüber ihren Mitmenschen. Der Ehemann hat bspw. erst sehr spät davon erfahren, dass sie überhaupt Therapie macht. Dies resultiert möglicherweise in der ausgeprägten Verschwiegenheit in der Familie. Über Probleme wurde nicht gesprochen, allerhöchstens über Lösungen.

Wie bereits zuvor erwähnt, hat Frau X. zu ihrem beruflichen Erfolg zurückgefunden. Dies wurde nicht zuletzt dadurch möglich, dass sie es durch Ihre Hilfe wieder geschafft hat, Vertrauen zu Menschen zu fassen und den „Watzlawickschen Hammer“ immer seltener auszupacken. Sehr stark hat auch dazu beigetragen, dass Sie nie müde werden, ihre Stärken zu adressieren, die sie sehr, sehr schnell aus ihrem Bewusstsein streicht. Frau X. musste den Glauben an ihre Leistungsfähigkeit erst wieder neu lernen. Dieser Weg war – und ist es teilweise heute noch - gepflastert mit Bergen aus Selbstzweifeln.

Der berufliche Erfolg und das erneute Erleben ihrer Leistungsfähigkeit führt derzeit zu einem neuen, bzw. altbekannten Problem der Grenzüberschreitung. Angetrieben wird Frau X. durch den Anspruch, stets etwas Besonderes zu leisten. Gewisse Begabungen gesteht sie sich mittlerweile zu, dies bedeutet jedoch auch, dass sie ihre vorhandene Energie gelegentlich überstrapaziert. Frau X. genießt es sehr, wieder viel leisten zu können, registriert mittlerweile aber auch Symptome, die ihr ein virtuelles Stoppschild hinhalten.

Kennzeichnend für die gesamte Therapie ist, dass sich Frau X. häufig unter einen enormen Druck setzt. Gleich zu Beginn der Therapie wollte sie „Quick hits“ erzielen. Nachdem sie zugeben musste, dass ihre Problematik komplex ist, wurde sie geduldiger. Mit der Zeit konnte sie registrieren, dass sich die Therapieeffekte positiv in ihrem Leben bemerkbar machen. Nicht schnell, sondern step by step.

Abschließend möchte ich darauf eingehen, dass wir bis dato noch nicht über erlebte Traumata gesprochen haben. Dies liegt u.a. in der Angst von Frau X. vor weiteren Abstürzen begründet. Der Grad zwischen ertragen können und einer negativen spontanen Impulshandlung ist manchmal verdammt gering.

Nicht zuletzt möchte ich erwähnen, dass Frau X. immer wieder Informationen auf Ihrer Homepage nachließt. Auszugsweise möchte ich Informationen über Depressionen und den Umgang mit Stimmungstiefs nennen. Auch die umfangreiche Sprüchesammlung ist immer wieder eine lohnende Quelle für Inspiration und Irritation.

Angetrieben wird Frau X. durch den Anspruch, stets etwas Besonderes zu leisten. Don’t be mainstream ist eine ihrer Philosophien. Mittlerweile gibt es ein Einsehen, dass sie ihre vorhandene Energie gelegentlich überstrapaziert.

Was sich Frau X. für den Fortgang der Therapie wünscht und bislang noch nicht formuliert hat, ist:

  • ein besserer Umgang mit ihrem Körper und ihrer Seele. Sie wünscht sich sehr eine Alternative im Umgang mit sich in Stresssituationen.

  • Sie möchte auch sehr gerne lernen, das Positive festzuhalten und nicht in einem Gedankengang das Negative einzubeziehen.

  • Ferner bedarf das Aushalten, bzw. der Umgang mit negativen Gefühlszuständen der weiteren Bearbeitung. Frau X. wünscht sich, Wege zu finden, wie sie mit manchmal lange anhaltenden Angstzuständen besser umgehen kann, ohne auf medikamentöse Unterstützung zurückgreifen zu müssen.

Weitere Ziele von Frau X. sind:

  • Noch mehr Selbstsicherheit im Beruf

  • die Promotion schaffen

  • Gelassenheit lernen

  • Umgang mit Wut lernen

  • Entspannungstechniken für Angstzustände

  • Energie behalten bzw. mit ihr haushalten

  • die Nähe in der Partnerschaft besser ertragen können

  • zu mehr Sinnlichkeit finden

  • vernünftig mit dem Körper umgehen

  • ????? Traumata bearbeiten ?????

  • Noch mehr Wissen über die Ursachen menschlichen Verhaltens erhalten

P.S.: Durch die Vielfalt an Themen und aktuelle Ereignisse war es bislang nicht möglich, „Hausaufgaben“ der Anfangszeit anzusprechen. Dies hat das Gefühl geweckt, dass es nicht wichtig war.

Und last but not least möchte Frau X. selbst zu Wort kommen und noch einmal auf den Punkt bringen, was bislang besonders geholfen hat:

-    Ihr forderndes, förderndes, inspirierendes, irritierendes und überdurchschnittliches Engagement für den Maserati Spider, welches mir das Gefühl gibt, es Wert zu sein

-     Der Hinweis, das Wörtchen „noch“ zu nutzen

-     Ihr annehmendes Wesen und dass ich Ihnen theoretisch alles mitteilen kann

-     Ihr Vertrauen in mich und dass ich Menschen wieder mehr Vertrauen schenken kann

-     Ihre Beharrlichkeit, mich nie aufzugeben

-     Ihre Fähigkeit, auch schlechte Phasen auszuhalten, aber auch  Ihre Grenzen zu benennen

-     Die Erfahrung, dass es mir schlecht und gut gehen darf und in der Therapie gelacht werden darf

-     Ihre Unermüdlichkeit, den gesunden Teil zu adressieren und dadurch den Weg zurück ermöglicht haben

-     Die Vermittlung von hilfreichem Wissen, welches mich im Alltag wohl täglich begleitet

-     Der gemeinsame Umgang mit Konflikten

-    Die Kommunikation auf einer Augenhöhe und dass ich Sie als Mensch erleben darf

-    Dass Sie sich für meinen Job und sogar für meine Hobbys interessieren,

 Dass ich erfahren durfte, dass ich doch ein wenig der Mensch bin, der ich so gerne wäre.