Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Hilft Christentum bei Angst?

USA. Angsttherapeuten sollten auch christliche Ressourcen nutzen, wenn ihre Patienten entsprechend gläubig sind. Denn sowohl die Botschaften der Bibel als auch die christliche Gemeinschaft bieten wertvolle Hilfen zur Bewältigung von Angst. Allerdings sollten Psychotherapeuten nur dann die entsprechenden Angebote nutzen, wenn sie selbst Zugang zu geistlichem Denken und Erleben haben, also über die nötige Kompetenz verfügen. Zu diesen Empfehlungen gelangt J. M. Killmer in einem Beitrag, der auf die heilsamen Potentiale gelebten Glaubens aufmerksam macht.

   Wissenschaftliche Studien belegen immer wieder, dass religiös aktive Menschen oft weniger psychische Probleme haben als spirituell uninteressierte Personen. Das gilt für Angst und Angstkrankheiten besonders. Vermutlich tragen dazu Glaubensinhalte (Vertrauen in einen allmächtigen und schützenden Gott) und die Unterstützung durch eine lebendige Gemeinschaft Gleichdenker wesentlich bei. Sie fördern angstlindernde Einstellungen und Verhaltensweisen. Dazu gehören Vertrauen, Kommunikation (insbesondere im Gebet), eindeutige Werte, Geborgenheit in einer Gruppe, solidarisches Teilen von Freude und Leid sowie Ablenkung. Letztere erfolgt, wenn man die Aufmerksamkeit auf christliche Aufgaben und Werte fokussiert, statt auf eigene Symptome.

    Für gläubige Christen liefert die Bibel viele Angst verringernde Botschaften und Appelle (wie „Sorge dich nicht um morgen“, „Denke klar und vernünftig“, „Sorge dich nicht, sondern bete“). Eine regelrechte Lektion über Angst enthält die sog. Bergpredigt („Wer von euch fügt durch Angst seinem Leben auch nur eine einzige Stunde hinzu? Warum sorgt ihr euch um Kleider? Seht doch die Lilien des Feldes, wie sie wachsen….Also sorgt euch nicht um morgen.…Jeder Tag hat selbst genug Probleme“).

    Killmer warnt davor, Christen ihre Ängstlichkeit als Versagen „vorzuwerfen“. Hilfreicher sei es, einen „Mangel an Vertrauen“ zu diagnostizieren und dieses Defizit zu verringern. Da „Vertrauen“ untrennbar mit „Beziehung“ zusammenhängt, gelte es, eine innige Beziehung zu Gott aufzubauen und zu pflegen. Während Kontrolle über das Leben kaum möglich ist, ist Vertrauen immer möglich und somit die beste Strategie gegen Angst. Hilfreich ist auch das Gefühl der Allgegenwart Gottes, das die Angst vor Einsamkeit und Verlassenheit verringern kann.

    Angst verleitet zu einem egoistischen Bemühen um Sicherheit und zu überzogener Fixierung auf die eigene Person. Dadurch fördert sie Konkurrenz, eingeengte Sichtweisen und Kälte gegenüber anderen. Dieser Gefahr wirken Gemeinschaftsangebote entgegen (wie gemeinsames Gebet, Gottesdienste, Anleitung durch einen spirituellen Mentor, Führung durch einen Priester mit Ausstrahlungskraft und Gesprächskreise. Entsprechendes gilt für die Verwirklichung christlich-sozialer Werte (Nächstenliebe, Offenheit, Großzügigkeit, gegenseitige Unterstützung). Andere Angebote wirken vor allem beruhigend, wie Kirchenmusik und Meditation, die Sorgen verstummen lässt. Sie ermuntern zum „Loslassen“.

J. M. Killmer: The treatment of anxiety disorders in devout christian clients. Journal of Family Psychotherapy 2002 (13) 309-327  
Deutsche Quelle: www.zns-spektrum.com