Rochester (pte/24.10.2006/09:15) - Akute
Vireninfektionen können einen anwachsenden Schaden im Gehirn verursachen und
später zu Gedächtnisproblemen führen. Zu diesem Ergebnis ist eine an Mäusen
durchgeführte Studie der Mayo Clinic College of Medicine
http://www.mayo.edu
gekommen. Eine Reihe von aggressiven Viren wie jene, die für Verkühlungen,
Polio und Durchfall verantwortlich sind, können eine entscheidende Daten
verarbeitende Region im Gehirn, den Hippokampus, schädigen. Diese Viren, die
so genannten Picorna-Viren, infizieren jährlich weltweit mehr als eine
Milliarde Menschen. Jährlich wird ein Mensch durchschnittlich zwei bis drei
Mal infiziert. Manche Menschen erleidet eine ganze Reihe von akuten
Infektionen in ihrem Leben. Diese Tatsache könnte laut dem Team um Charles
Howe den schweren Gedächtnisverlust erklären, an dem manche ältere Menschen
auch ohne eine neurodegenerative Erkrankung wie Alzheimer leiden. Details der
Studie wurden in dem Fachmagazin Neurobiology of Disease
http://www.ingentaconnect.com/content/ap/nb veröffentlicht.
Die Forscher injizierten Mäusen das Theiler Murines Enzephalomyelitis Virus (TMEV),
das mit dem menschlichen Polio-Virus verwandt ist. Aufgrund ihres genetischen
Aufbaus, wurden die Versuchstiere krank aber wiesen in der Folge keine Lähmung
auf. Auch nachdem sie sich wieder erholt hatten, bereitete es den zuvor
infizierten Tieren Schwierigkeiten, sich in einem Labyrinth zurechtzufinden
und sich an einen Weg zu erinnern, der ihnen zuvor gezeigt worden war. Die
Analyse der Gehirne der Tiere ergab, dass die infizierten Mäuse auch eine
schwere Schädigung im Bereich des Hippokampus zeigten.
Howe erklärte, dass mit dieser Studie erstmals nachgewiesen wurde, dass akute
Virusinfektionen zu einer Störung der Merkfähigkeit führen können. "Wir gehen
davon aus, dass Picorna-Viren ins Gehirn gelangen und dort eine Reihe von
Gehirnverletzungen verursachen. Das Polio-Virus zum Beispiel kann eine Lähmung
hervorrufen." Der Wissenschaftler ist laut New Scientist überzeugt, dass
schwere Infektionen, die wie das West-Nil-Fieber eine Entzündung des Gehirns
hervorrufen, dem Hippokampus einen ähnlichen Schaden zufügen und in der Folge
bei Menschen zu Schwierigkeiten mit dem Gedächtnis führen können.
Die Forscher haben ein Präparat identifiziert, dass bei Mäusen eine Schädigung
des Hippokampus durch eine Virusinfektion verhindert. Dieser Wirkstoff könnte
eines Tages vor allem Menschen mit jenen Virusinfektionen helfen, die zu einer
Entzündung des Gehirns führen können. Da das Polio-Virus und der verbreitete
Schnupfen-Virus zu der gleichen Familie von Picorna-Viren gehören, hält es
Howe für möglich, dass wiederholte schwere Verkühlungen möglicherweise zu
einer Schädigung dieser Gehirnregion führen, die sich im Laufe des Lebens
verstärkt. Gemeinsam mit Kollegen plant der Wissenschaftler Tests mit
Gehirnscans bei Menschen, die eine Reihe von schweren Infektionen hinter sich
haben.
(Ende)Quelle:
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