Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Selbstvertrauen Gebärender stärken


fzm -
Früher waren Frauen, die ein Kind erwarteten, einfach "guter Hoffnung". Heute erscheinen Schwangerschaft, Geburt und die Pflege eines Säuglings vielen Frauen vor allem als komplizierte Angelegenheit, die Sorgen und Ängste weckt. Warum dies so ist, versucht Ingrid Löbner in der Fachzeitschrift "Die Hebamme" zu ergründen (Hippokrates Verlag, Stuttgart. 2008). In ihrem Beitrag geht die bei ProFamilia in Tübingen tätige Diplompädagogin auch auf mögliche Gegenmaßnahmen ein, die Frauen neues Vertrauen in ihr eigenes (körperliches) Können vermitteln können.

Einen der Gründe für die zunehmende Verunsicherung sieht Ingrid Löbner darin, dass sich die Lerninhalte in den Schulen verschoben haben. "Kinder und Jugendliche lernen heute viel, aber nichts mehr zum Thema Schwangerschaft, Geburt und Säuglingspflege", so Löbner. Wurde früher im Fach "Hauswirtschaft" noch praktisches Wissen zu diesem Themenkomplex vermittelt, ist er heute nahezu völlig aus dem Lehrplan verschwunden. Für die meisten jungen Leute beginnt die Auseinandersetzung mit dem Thema daher erst dann, wenn das erste eigene Kind unterwegs ist. Dann versuchen sie eilig, ihr Wissen mithilfe von Ratgeber-Büchern aufzubessern. An die Stelle praktischer Anschauung tritt somit zunehmend die theoretische, stark medizinisch geprägte Information. "Heute ist jede Schwangere voll mit vielfältigem Wissen über alle möglichen Gefahren und Risiken ihres Zustands", fasst Ingrid Löbner diese Entwicklung zusammen.

Von Ängsten und Sorgen bei der ersten Schwangerschaft ist nicht nur die werdende Mutter betroffen – auch junge Männer sehen der Familiengründung eher beunruhigt entgegen. In ihrer Unsicherheit möchten manche Paare alles am liebsten so schnell wie möglich in die Hände von Experten legen: In die von Hebammen, Ärzten, Erziehungs-Fachleuten. Viele Frauen trauen sich und ihrem Körper eine natürliche Geburt nicht mehr zu und verlangen von vorneherein nach PDA oder Kaiserschnitt.

Wie Ingrid Löbner betont, richtet sich ihr Artikel nicht gegen die Errungenschaften der modernen Medizin. "In ernsten Situationen ist sie ein wirklicher Segen und kann ganz entscheidend dazu beitragen, dass Mutter und Kind unbeschadeter daraus hervorgehen als dies früher der Fall war." Diese Erfolge müssten ausdrücklich anerkannt und wertgeschätzt werden. Sie dürften bei Schwangeren jedoch nicht das Gefühl entstehen lassen, dass eine Geburt aus eigener Kraft eigentlich gar nicht zu schaffen ist. Auch nach der Geburt scheinen viele junge Eltern sich permanent überlastet zu fühlen. "Die Ankunft eines Winzlings krempelt den Alltag komplett um und macht ihn größtenteils unplanbar", so Löbner, die auch als psychoanalytische Paarberaterin tätig ist. Mit einem solchen Kontrollverlust umzugehen, haben Frauen wie Männer heute nicht mehr gelernt - zu sehr sind beide Geschlechter in der Berufswelt verankert. Die dort gültigen Kriterien wie Kontrollierbarkeit, Machbarkeit, Planbarkeit sind für die junge Mutter – oder auch das "neugeborene" Paar – plötzlich nicht mehr gefragt. Die jungen Eltern müssen daher völlig umlernen: Dass es richtig und sogar notwendig ist, Kontrolle abzugeben, eigene Wünsche hintanzustellen und auch mal nichts anderes zu schaffen als sich "nur" um den Winzling mit seinen zunächst grenzenlosen, aller Planung entzogenen Bedürfnissen zu kümmern. Der Weg hin zu mehr Gelassenheit führt für Ingrid Löbner vor allem über die Hebamme. Für viele Frauen ist diese die wichtigste Ansprechpartnerin in der Phase um die Geburt. Bereits im Geburtsvorbereitungskurs müsste den Frauen noch stärker das Gefühl des Vertrauens in den eigenen Körper und in ihr Loslassen-Können mitgegeben werden: Statt alles unter Kontrolle haben zu wollen, müssten die Frauen auch lernen, sich den Lebensprozessen in ihrer Unkontrollierbarkeit und der darin liegenden Ohnmacht zu überlassen.

Auch mit Kursangeboten für Kinder hat Ingrid Löbner gute Erfahrungen gemacht: In ihren "Babysitterkursen" können bereits unter-12-Jährige an Säuglingspuppen üben, wie man ein Baby gut versorgt. "Ganz spielerisch trainieren die Kinder dabei ihre Ausdauer, ihr motorisches Geschick und ihr Gefühl", sagt Löbner - und hofft, damit den Kindern etwas von der Erfahrung mitgeben zu können, die sich früher in Großfamilien durch die Geburt jüngerer Geschwister, Nichten, Neffen, Cousins und Cousinen ganz von selbst einstellte.

I. Löbner:
Warum sind die Frauen heute unsicherer im Umgang mit Geburt und erstem Kind?
Die Hebamme 2008; 21 (1): S.45-49