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Immer mehr jüngere Frauen sind übergewichtig. Während einer
Schwangerschaft werden dann viele zuckerkrank und müssen mit Insulin
behandelt werden. Dabei kann ein Schwangerschaftsdiabetes allein durch
eine Diät behandelt werden, wie eine Expertin in der Fachzeitschrift "DMW
Deutsche Medizinische Wochenschrift" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart.
2008) verrät. Das Risiko für die werdenden Mütter und die Kinder ist
so hoch, dass die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) fordert,
Schwangere auf diesen Diabetes zu untersuchen.
Der
Gestationsdiabetes, wie Ärzte den erhöhten Blutzucker in der
Schwangerschaft nennen, ist der häufigste Grund für eine komplizierte
Schwangerschaft, erläutert Dr. rer. nat. Ulrike Amann-Gassner von der
Technischen Universität München. Es drohen nicht nur Hochdruck,
Nierenschäden und Krampfanfälle. Auch die Geburt wird häufig durch ein
zu großes Kind erschwert. Ein Geburtsgewicht von 4000 Gramm oder mehr
ist keine Seltenheit, sagt Amann-Gassner, die am Else
Kröner-Fresenius-Zentrum für Ernährungsmedizin Schwangere mit
Übergewicht betreut. Auch das Risiko von Fehlbildungen oder Totgeburt
sei beim Gestationsdiabetes erhöht.
Eine Diät während
der Schwangerschaft kann dies verhindern. Mehr als 11,5 Kilo Gewicht
sollte eine Übergewichtige laut Dr. Amann-Gassner während der
Schwangerschaft nicht zunehmen. Fettleibigen Frauen rät die Expertin
sogar ihr Gewicht während der Schwangerschaft stabil zu halten, extrem
Fettleibige sollten leicht abspecken. Dies sollte unter medizinischer
Betreuung erfolgen, denn drastische Diäten können dem Kind gefährlich
werden, warnt Dr. Amann-Gassner: Wenn die Frauen zu wenig Zucker
(Kohlenhydrate) essen, kommt es zur Bildung von Ketonkörpern. Die
können die Hirnentwicklung und die Intelligenz der Kinder stören.
Wir senken deshalb
den Anteil der Kohlenhydrate maßvoll und mindern die Kalorienmenge nur
um ein Drittel, sagt die Expertin. Statt drei Hauptmahlzeiten gebe es
sechs kleinere, die über den Tag verteilt sind. Außerdem meiden die
Schwangeren Nahrungsmittel, die nach dem Essen den Blutzucker stark
ansteigen lassen (hoher glykämischer Index). Dazu gehören
beispielsweise Weißbrot oder Cornflakes. Besser sind Äpfel und
Vollkornprodukte. Bei gleicher Kohlenhydratzufuhr steigt der
Blutzucker nach dem Essen weniger stark.
Zu einer gesunden
Diät gehört für Amann-Gassner auch viel Bewegung. Deshalb ist Sport
für Schwangere keineswegs tabu. Sofern der Frauenarzt es (wegen
drohender Frühgeburt) nicht verbietet, schickt Dr. Amann-Gassner ihre
Patientinnen einmal pro Woche ins Fitness-Studio. Dort müssen sie dann
– natürlich unter Anleitung eines Trainers – an bis zu 60 Prozent
ihrer Leistungsgrenze gehen. An den restlichen sechs Tagen der Woche
treiben die Schwangeren selbstständig Sport.
Viele Frauen
erreichen nach der Geburt ihr Ausgangsgewicht nicht. Ein probates
Gegenmittel ist laut Dr. Amann-Gassner Stillen: Es entziehe dem Körper
Kalorien und trage mit dazu bei, dass die Kinder später nicht
übergewichtig werden – und dann als erwachsene Frau selbst an einem
Schwangerschaftsdiabetes erkranken.
U.
Amann-Gassner, H. Hauner:
Ernährungstherapie bei Gestationsdiabetes.
DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2008; 133 (17): S. 893-898