fzm - Bohnenkaffee steigert die geistige
Aufmerksamkeit und hält wach. Viele Menschen setzen das Genussmittel
deshalb ein, um am späten Nachmittag im Büro oder zuhause die
Konzentration zu erhöhen. Zu spät am Abend getrunken, kann Kaffee jedoch
schwere Einschlafstörungen auslösen. Vor allem ältere Menschen sollten
dies bedenken, rät Prof. Bernd Sanner vom Bethesda Krankenhaus in
Wuppertal in der DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift (Georg Thieme
Verlag, Stuttgart, 2005).Eine
generelle Empfehlung, zu welcher Tageszeit empfindliche Menschen die
letzte Tasse Kaffee trinken sollten, könne aus medizinischer Sicht aber
nicht gegeben werden, schreibt Prof. Sanner. Die Wirkung koffeinhaltiger
Getränke, zu denen neben Kaffee auch Tee, Mate und einige
Erfrischungsgetränke gehören, setze bei den meisten Menschen nach etwa
einer halben Stunde ein. Wie lange sie andauere, hänge sehr stark vom
Abbau des Koffeins in der Leber ab. Bei einigen Menschen sinke die
Konzentration von Koffein im Blut schon nach zweieinhalb Stunden auf die
Hälfte. Bei anderen betrage diese "Halbwertzeit" jedoch fünf Stunden.
Dies sei unter anderem davon abhängig, ob zu der Tasse Kaffee noch
geraucht werde.
Auch die Auswirkungen auf die
Schlafqualität, die heute im Schlaflabor exakt gemessen werden kann,
seien von Person zu Person verschieden. Bei einigen Menschen lassen sich
nach Angabe von Prof. Sanner noch drei bis vier Stunden nach dem
Kaffeegenuss Veränderungen in der Schlafqualität feststellen. Wieder
andere Menschen, häufig sind es solche mit hohem Kaffeekonsum, können
noch spät am Abend mehrere Tassen starken Kaffees trinken, ohne dass ihr
Schlaf dadurch gestört wird. Prof. Sanner macht hierfür unter anderem
einen Gewöhnungseffekt (medizinisch "Toleranzentwicklung")
verantwortlich. "Eine generelle Empfehlung zum abendlichen Verzicht auf
Koffeingenuss kann deshalb nicht gegeben werden", schreibt der Experte.
Doch ältere Menschen, die unter schweren Einschlaf- und
Durchschlafstörungen leiden, sollen auf Kaffee am späten Nachmittag oder
Abend besser verzichten.
P. Schulte, B. Sanner
Einschlafstörungen nach Kaffeegenuss?
Deutsche Medizinische Wochenschrift 2005; 130 (20): 1276 |