Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Ernährungstipps bei Reizdarm


fzm -
Blähungen, Darmgrimmen, Verstopfung, Durchfall und dazu die ständigen Bauchschmerzen: Für Menschen mit Reizdarm dreht sich das Leben oft nur noch um den nächsten Stuhlgang. Und der bringt nur kurz Entlastung. Die Ärzte sind ratlos und viele Patienten haben schon alles ausprobiert. Doch eine Patentlösung gibt es nicht, schreibt ein renommierter Darmexperte in der "Zeitschrift für Gastroenterologie" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2008). Jeder Betroffene müsse die für seinen Darm richtige Lösung selbst finden. Der Arzt könne ihn dabei aber durch eine gezielte Ernährungsberatung unterstützen.

Viele Menschen mit Reizdarm-Syndrom haben eine Unverträglichkeit auf bestimmte Nahrungsbestandteile wie Fruchtzucker (Fruktose), Milchzucker (Laktose) oder fermentierte Kohlehydrate, sagt Professor Jürgen Stein von der Universität Frankfurt. Eine Unverträglichkeit auf Klebereiweiß (Gluten) oder echte Lebensmittelallergien seien dagegen selten. Die meisten Menschen mit Reizdarm müssten deshalb die Nahrungsbestandteile, die Beschwerden verursachen, nicht völlig meiden.

Stein empfiehlt bei Verdacht auf Fruktose-Überempfindlichkeit ein stufenweises Vorgehen. Zunächst sollten die Patienten nur auf Nahrungsmittel verzichten, denen Fruktose als Süßstoff beigemengt ist. Das ist heute bei vielen "zuckerfreien" Nahrungsmitteln so, aber auch bei "Diabetiker"-Produkten. Diese enthalten oft Sorbitol, die Alkoholform von Fruktose, also eine chemische Variante des Fruchtzuckers.

Wenn die Beschwerden andauern, kommt als Nächstes ein Verzicht auf Obst mit hohem Fruchtzuckergehalt in Frage. Dies sind Äpfel, Birnen, Süßkirschen, Datteln, aber auch Honig. Bananen und Erdbeeren erlaubt Professor Stein dagegen. Denn die enthalten viel Glukose. Sie fördert die Aufnahme von Fruktose im Dünndarm. Folglich wird nur wenig Fruktose in den Dickdarm weitergeleitet, wo die Beschwerden entstehen. Nach Erfahrung von Stein müssen nur wenige Menschen mit Fruktoseunverträglichkeit völlig auf Fruchtzucker verzichten.

Meiden sollten Menschen mit Reizdarm auch Artischocken, Knoblauch, Zwiebel, Spargel und Lauch. Diese Nahrungsmittel enthalten fermentierte Kohlehydrate, die im Darm schnell Blähungen verursachen.

Daneben verordnet Professor Stein Medikamente, welche die Beschwerden lindern. Traditionell werden beim Reizdarm Ballaststoff eingesetzt. Doch die Wirkung ist unsicher. Die wissenschaftlichen Studien sind größtenteils enttäuschend verlaufen, berichtet der Experte. Er macht den Einsatz davon abhängig, welche Beschwerden im Vordergrund stehen: Bei Durchfällen helfen oft lösliche Ballaststoffe, da sie Wasser binden. Bei Verstopfungen rät Stein eher zu unlöslichen Ballaststoffen. Bei Blähungen sollte man Ballaststoffe dagegen meiden, da sie die Gasbildung steigern.

Seit kurzem werden auch Probiotika, etwa als Jogurts, bei Reizdarm empfohlen. Sie enthalten lebende Bakterien, die den Darm wieder ins bakteriologische Gleichgewicht bringen sollen. Ob sie wirken, ist für Professor Stein noch offen. Es gebe nur wenige, insgesamt widersprüchliche Studienergebnisse. Und da die einzelnen Probiotika unterschiedliche Bakterien enthalten, könnte es sehr wohl davon abhängen, welches Mittel man einnehme.

Gute Erfahrungen hat Professor Stein mit Pflanzenextrakten gemacht. Sie enthalten beispielsweise Pfefferminzöl oder Kümmelöl. Erste Studien haben eine lindernde Wirkung gegen Darmkrämpfe gezeigt, berichtet Stein. Wie vielen Patienten daraus Nutzen ziehen und vor allem, ob sie auf Dauer wirken, ist nach Ansicht des Experten noch unklar.

J. M. Stein, A. Wächtershäuser:
Ernährungsfaktoren und Ernährungstherapie beim Reizdarmsyndrom – was ist valide?
Zeitschrift für Gastroenterologie 2008; 46 (3), S. 277-298