Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Hirnveränderungen bei Borderline


fzm -
Bei der Erörterung von Beziehungen zwischen Gehirn und Geist sind zwei Dinge bemerkenswert, einmal die Tatsache, dass Materie Geist hervorbringen kann, zum anderen die Frage, in wieweit geistige Prozesse auf materielle Vorgänge reduziert werden können. Mit der Aussage, Gehirn und Geist seien zwei Seiten ein und derselben Medaille, kann man diese Diskussion zwar schnell beenden, sie beantwortet aber nicht die Frage, wie man sich die Interaktion vorzustellen habe. Ein Aufsatz in der Zeitschrift "PiD Psychotherapie im Dialog" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2007) zeigt am Beispiel der Borderline-Persönlichkeitsstörung, welche Hirnareale dabei Veränderungen unterliegen und welche materiellen Substanzen, sprich Überträgerstoffe oder Neurotransmitter, daran beteiligt sind. Die Krankheit ist gekennzeichnet durch Impulsivität und emotionale Instabilität. Hinzu tritt selbstverletzendes Verhalten.

Jüngste Forschungen konnten neurobiologische Korrelate identifizieren, die hier nur stark vergröbert dargestellt werden können. Sie finden sich in Strukturen des Regelkreises der Regulation von Emotionen, an dem zum einen das limbische System, das als Netzwerk weite Teile des Gehirns durchzieht, und zum anderen das Stirnhirn und benachbarte Areale beteiligt sind. Zur Erklärung: Das limbische System repräsentiert die emotionelle Seite des Menschen und steuert gemeinsam mit dem Stirnhirn das Verhalten. Hier entstehen beispielsweise positive und negative Gefühle, Wohlbefinden und Unzufriedenheit, Angst und Sicherheitsgefühl. Es pflegt engste Kommunikation mit dem für rationales Denken zuständigen Stirnhirn, das auch unsere Emotionen und Handlungen kontrolliert. Als zentrale Struktur des limbischen Systems wird der Mandelkern (Amygdala) angesehen, der schnelle emotionale und Verhaltens-Reaktionen bereitstellt. Die Aktivität des Mandelkerns ist auf die Darbietung emotionaler Reize hin gesteigert. Gewisse Areale des Stirnhirns und andere können durch eine regulierende, steuernde oder kontrollierende Funktion zu einer Dämpfung der Aktivität des Mandelkerns führen. Die Volumina sowohl des Mandelkerns als auch des Hippocampus, ein weiterer wichtiger "Mitarbeiter" im limbischen System, sind bei sexuell und körperlich traumatisierten Borderline-Patientinnen vermindert.

Auch die zweite eingangs gestellte Frage, in wieweit geistige Prozesse auf materielle Vorgänge reduziert werden können, lässt sich anhand von Untersuchungen an Borderline-Patientinnen beantworten. Ein zweites Kennzeichen der Krankheit sind Impulsivität und selbstverletzendes Verhalten. Hier hat man neuerdings eine Fehlfunktion des Serotonin-Systems im Gehirn bei der Borderline-Krankheit gefunden (Serotonin zählt zu den Überträgerstoffen). Es gibt einen deutlichen Zusammenhang zwischen Serotoninstoffwechsel im Vorderhirn und impulsiv-aggressivem Verhalten bei der Borderline-Krankheit. Diese und viele weitere Befunde können erhebliche therapeutische Relevanz erlangen.

S. C. Herpertz:
Neurobiologie und Borderline-Persönlichkeitsstörung.
Psychotherapie im Dialog 2007; 8 (4);
S. 342-346