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Die von den Kassen angebotene Darmspiegelung zur Krebsvorsorge zeigt
erste positive Auswirkungen. Die entdeckten Krebserkrankungen befinden
sich fast immer in einem sicher heilbaren Frühstadium, berichten Ärzte
einer größeren Gemeinschaftspraxis aus Herne in der Fachzeitschrift
"Zeitschrift für Gastroenterologie" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart.
2008). Wer dagegen wartet, bis Blut im Stuhl oder andere Beschwerden
aufgetreten sind, hat dagegen häufiger bereits eine fortgeschrittene
Krebserkrankung.
Seit Oktober
2002 ist die Darmspiegelung zur Krebsvorsorge kostenlos. Nachdem
anfangs viele Bundesbürger über 55 Jahre Interesse zeigten, ist die
Beteiligung seit zwei Jahren rückläufig. Das bekommen auch Dr.
Dietrich Hüppe und seine Kollegen einer Schwerpunktpraxis in Herne zu
spüren. Sie vermuten, dass die Hausärzte nicht ganz unschuldig daran
sind. Viele bieten den Patienten lieber einen "Stuhltest" an. Den
können Hausärzte als sogenannte IGEL-Leistung auch bei Kassenpatienten
privat abrechnen. Die Patienten würden erst überwiesen, wenn der
Stuhltest positiv ist oder wenn andere Beschwerden (Blutarmut oder
Gewichtsverlust) den Verdacht auf einen Darmkrebs nahe legen. Dann ist
es aber häufig schon zu spät: Bei den 4099 Koloskopien, welche die
Herner Darmspezialisten in den letzten Jahren bei Patienten mit
Krebsverdacht durchführten, entdeckten sie insgesamt 100 Karzinome,
davon 37 in einem fortgeschrittenen Stadium. Zwanzig Patienten sind
später an ihrem Krebsleiden oder den Komplikationen der Darmoperation
gestorben.
Viel besser
erging es den 5066 Patienten, die sich für eine Vorsorge-Koloskopie
entschieden. Die Ärzte entdeckten 46 Krebserkrankungen. Davon waren 12
Mini-Karzinome, die sich in Polypen verbargen, die bei der
Darmspiegelung entfernt werden. Der Krebs ist dann nach der Koloskopie
geheilt, betont Dr. Hüppe. Die anderen Patienten mussten im
Krankenhaus behandelt werden. Doch nur bei drei Patienten hatte der
Krebs die Lymphknoten erreicht. Sie waren aber noch in einem frühen
Stadium und wurden auch ohne Chemotherapie geheilt. Kein einziger
Patient ist an seinem Krebsleiden oder an einer Komplikation der
Darmspiegelung gestorben, versichert Dr. Hüppe.
Die Koloskopie
ist sicher und komfortabel. Fast alle Patienten nahmen das Angebot der
Herner Darmspezialisten an und ließen die Darmspiegelung in einer
Kurznarkose durchführen. Nur einer von tausend Patienten musste wegen
einer Komplikation (Darmdurchstich, Nachblutungen) im Krankenhaus
nachbehandelt werden.
Dr. Hüppe ist
sich natürlich bewusst, dass die Erfahrungen einer einzelnen Praxis
den Wert der Darmkrebsvorsorge nicht belegen können. Die bisherigen
Erfahrungen sind jedoch so positiv, dass die Darmspezialisten mit
einer deutlichen Senkung der Darmkrebstodesfälle in Deutschland
rechnen. Eine Voraussetzung ist allerdings, dass möglichst viele
Menschen an der Krebsvorsorge teilnehmen.
D. Hüppe et
al.:
Die Vorsorgekoloskopie rettet Leben – Ergebnisse der Herner
Vorsorgedatei.
Zeitschrift für Gastroenterologie 2008; 46 (1): S. 193-200