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Ist die Borderline-Störung heilbar?
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fzm -
Eine Borderline-Persönlichkeitsstörung, die vorwiegend im Jugendalter
beginnt, ist gekennzeichnet durch eine Instabilität der Affekte und
durch emotionale Impulsivität mit zahlreichen Untergruppierungen.
Hinzu kommen eine Neigung zu selbstverletzendem Verhalten sowie
emotionale Regulationsdefizite. Bei kaum einer anderen Diagnose sind
die Unterschiede zwischen einzelnen Patienten so groß wie bei der
Borderline-Störung. Es handelt sich im psychologischen und
psychiatrischen Umfeld um die am häufigsten diagnostizierte
Persönlichkeitsstörung. In den letzten Jahren haben sich zunehmend
klarere diagnostische Konzepte für diese sehr schwer therapierbare
psychische Erkrankung etabliert. Ein Beitrag in einem Schwerpunktheft
der Zeitschrift "PiD Psychotherapie im Dialog" (Georg Thieme Verlag,
Stuttgart. 2007) spricht von einer "kreativen Explosion" in diesem
Feld der Psychotherapie, in dem sich ein breites Netzwerk von
ambulanter, teilstationärer, stationärer und betreuender
Versorgungsangebote entwickelt hat. Die Therapie ist in den letzten
Jahren in Bewegung geraten. Das zentrale Problem der
Borderline-Patienten ist darin zu sehen, dass es ihnen nicht gelingt,
negative Beziehungserfahrungen adäquat zu verarbeiten. Zwei bedeutende
Aspekte sind hinzugetreten: Da ist zum einen die Differenzierung in
unterschiedliche Subtypen der Störung, wie traumatisierte, mit
Abhängigkeits-Erkrankungen vergesellschaftete oder essgestörte
Patienten. Zum anderen gibt die neurobiologische Forschung mit der
funktionellen Bildgebung Hinweise darauf, in welchen Hirnarealen
Affektregulation und Impulsbeeinträchtigungen zu lokalisieren sind.
Der therapeutische Pessimismus ist inzwischen der Hoffnung gewichen,
dass die Borderline-Patienten zu einem weniger belastenden Leben
finden können.
Je nach klinischer
Erfahrung und Neigung der Therapeuten kommen verschiedene
Behandlungskonzepte zum Einsatz, die überwiegend aus dem
amerikanischen Sprachraum stammen und vermutlich über eine große
Schnittmenge im therapeutischen Handeln verfügen. Oftmals scheinen die
auf verschiedene Therapieschulen bezogenen Begrifflichkeiten noch den
Blick auf die Gemeinsamkeiten zu verstellen. Daher wäre schon viel
gewonnen, wenn die Therapeuten die jeweils anderen Ansätze kennen
würden. Denn nach wie vor scheuen zu viele Therapeuten die Arbeit mit
Borderline-Patienten, da diese extrem anstrengend sein kann, und
rezipieren zu wenig die inzwischen gewonnenen Erkenntnisse aus den
Spezialabteilungen der stationären Behandlungsangebote.
M. B. Dahn, H.
Schauenburg:
Borderline-Störungen – Ein ideales Feld der Therapieintegration?
PiD Psychotherapie im Dialog 2007; 8 (4):
S. 303-310
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