Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Machen Behandlungsleitlinien Ärzte betriebsblind?

fzm - Immer häufiger wird in so genannten Leitlinien festgelegt, wie Krebserkrankungen am besten erkannt und behandelt werden können. Diese Leitlinien sind nach Ansicht von Prof. Michael Bamberg, Universität Tübingen, dem Präsidenten der Deutschen Krebsgesellschaft, nicht nur für Ärzte eine wichtige Entscheidungshilfe. Auch Patienten können Nutzen daraus ziehen. Alle Leitlinien der Krebsgesellschaft würden nämlich für jedermann zugänglich im Internet veröffentlicht (FN1). Dort könnten die Patienten überprüfen, ob ihre Behandlung dem neuesten Stand der wissenschaftlichen Forschung entspricht. In der neuesten Ausgabe der Deutschen Zeitschrift für Onkologie (Haug Verlag, Stuttgart, 2004) betont Prof. Bamberg: "Die Leitlinien werden nicht von einzelnen Experten ausgearbeitet, sondern von Teams aus verschiedenen Fachrichtungen." So werde eine einseitige Betrachtung einer Erkrankung vermieden. Die Deutsche Krebsgesellschaft ist noch einen Schritt weiter gegangen: "Unsere Leitlinien werden unter unmittelbarer Beteiligung von Patientinnen und Patienten erstellt", erklärt Prof. Bamberg.

Es gibt jedoch auch kritische Stimmen. Prof. Peter Matthiesen von der Universität Witten/Herdecke bezweifelt nicht, dass Leitlinien "sinnvolle und notwendige Orientierungshilfen" für Ärzte und Patienten sind. Der Inhaber des Lehrstuhls für Medizintheorie und Komplementärmedizin an der Reform-Universität sieht jedoch auch ein "Gefahren- und Illusionierungspotenzial". Die Gefahr bestehe darin, dass die Leitlinien sich im Wesentlichen auf die Ergebnisse von Plazebo-kontrollierten Studien stützen. Andere Quellen medizinischen Wissens, zu denen Prof. Matthiesen auch die Berufserfahrung der einzelnen Ärzte zählt, blieben auf der Strecke. Individuelle Therapieansätze könnten sogar durch "gleichgeschaltete Behandlungsmethoden" ersetzt werden.

Dass Leitlinien auf umstrittene Therapiefragen immer eindeutige Antworten geben, ist für Prof. Matthiesen eine Illusion. Es gebe Beispiele, in denen zwei Leitlinien auf der Basis der gleichen Studien zu unterschiedlichen Ratschlägen kämen. Da viele Studien von der Pharmaindustrie gesponsert werden, könnten diese indirekt auch Einfluss auf den Inhalt der Leitlinien nehmen, befürchtet Prof. Matthiesen. Überhaupt rät er seinen Kollegen statt der p-Werte (sie signalisieren, ob eine Studie stichhaltig ist) wieder stärker die Patienten in den Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit zu stellen.

M. Bamberg:
Leitlinien in der Onkologie: Pro-Darstellung
Deutsche Zeitschrift für Onkologie 2004; 36 (3): 135
P. Matthiesen:
Leitlinien in der Onkologie: Contra-Darstellung