Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Jugendliche Experimente mit Alkohol, Cannabis & Co


fzm -
Man soll die Gefahr nicht herunter spielen, aber das, was die Medien gelegentlich als massive Ausbreitung eines Drogenproblems unter Jugendlichen dramatisieren, stellt in der überwiegenden Mehrheit der Jugendlichen ein Experimentieren mit Cannabis als Übergangsphänomen dar. Im Jugendalter ist das gezielte Aufsuchen von Risiken – dazu zählen auch Phasen exzessiven Substanzkonsums – charakteristisch. Nach relativ kurzer Zeit wird der Gebrauch wieder beendet. Einem Bericht in der Zeitschrift "Suchttherapie" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2008) zufolge wird die überwältigende Mehrheit dieser Experimentier-Konsumenten durch den Cannabis-Gebrauch nicht für eine Drogenkarriere determiniert.

Während in einer nunmehr fünfjährigen Studie die Frequenz des Alkoholkonsums über den gesamten Untersuchungszeitraum anstieg oder zumindest stabil blieb, war die Anzahl derjenigen, welche angaben, im letzten Halbjahr Cannabis konsumiert zu haben, nach drei Jahren leicht rückläufig. Regelmäßiger hochfrequenter Cannabisgebrauch (mehr als zweimal pro Woche) war selten festzustellen. Vorübergehende Eskalationen, etwa als Suche nach Grenzerfahrungen oder als Reaktion auf Adoleszenzkrisen, lagen bei Alkohol um die 14 Prozent, bei Cannabis-Konsumenten etwas über acht Prozent. Eskalationen ohne Rückkehr zu moderaterem Konsum waren äußerst selten.

Es gibt mehrere Faktoren, welche die Verläufe von Cannabis-Gebrauch positiv oder negativ beeinflussen. Da ist einmal die Risikowahrnehmung. Hohe Werte in der Risikoeinschätzung des eigenen Konsumverhaltens von Cannabis gehen mit geringerer Konsumfrequenz einher und umgekehrt. Entscheidend für Mäßigung oder Beendigung des Konsums ist nicht der vage Eindruck, dass "Drogen gefährlich sind", sondern die persönliche Risikowahrnehmung, also Selbstbetroffenheit.

Da vorübergehende Eskalationen bei Alkohol und Cannabis relativ häufig sind, das Beibehalten eines hochfrequenten Konsummusters aber selten ist, kann man von einem allmählichen Erlernen von Kontrolle und Selbststeuerung bei der überwiegenden Anzahl von Jugendlichen ausgehen. Diese Lernprozesse sollten ins Zentrum der Präventionspädagogik gestellt werden.

Parallel ist es wichtig, sich der besonders gefährdeten Gruppe hochfrequent konsumierender Jugendlicher zuzuwenden, für die Substanzkonsum der Versuch einer Problembewältigung darstellt, was eine Suchtentwicklung wahrscheinlich macht. Auch in einer europäischen Schülerbefragung zeigt sich die Tendenz zu einem starken Auseinanderdriften der Konsumgewohnheiten bei Jugendlichen. Einer Gruppe stark gefährdeter junger Menschen steht eine solche gegenüber, für die exzessiver Substanzkonsum ein vorübergehendes Experiment bleibt.

H. Jungaberle:
Muster und Verlauf des Konsums psychoaktiver Substanzen im Jugendalter – Bedeutung von Kohärenzsinn und Risikowahrnehmung.
Suchttherapie 2008; 9 (1); S. 12