Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Komplexes Zusammenspiel von Ernährung, Psyche und Verdauung

 


Köln – Wie gesunde Ernährung auszusehen hat, ist kein Geheimnis mehr. Dennoch leiden bis zu 40 Prozent der Deutschen an funktioneller Dyspepsie, also Magen-Darm-Beschwerden wie saurem Magen oder Blähungen, ohne dass eine organische Ursache vorliegt. Die Nahrungsmittel und ihre Zubereitung können ein Faktor für solche Störungen sein. Eine neue Forschungsdisziplin, die Neurogastroenterologie, scheint weitere Erklärungen gefunden zu haben.

Der Verdauungstrakt fühlt mit

Psychische Prozesse und die Verdauung sind weitaus enger miteinander verbunden als bisher angenommen. Julia Scharnhorst, Psychologin und Vizepräsidentin des Berufsverbands Deutscher Psychologinnen und Psychologen, weiß um diesen engen Zusammenhang: „Wir haben nicht nur ein Gehirn im Kopf, sondern auch eines im Bauch.“ Das so genannte Bauchhirn fühlt mit und steuert autonom die Funktionen des Magen-Darm-Trakts. Dabei interagiert es zwar mit dem Kopfhirn, aber 90 Prozent der gesamten Informationen gehen in Form von Nervenimpulsen und Hormonen vom Bauch zum Gehirn! „Als Mitverursacher funktioneller Magen-Darm-Störungen vermuten Experten daher eine gestörte Kommunikation zwischen Bauch- und Kopfhirn“, erläutert Scharnhorst.

Das Bauchhirn verständigt sich mit 100 Millionen Nervenzellen sowie einer eigenen Hormonproduktion und ist so in der Lage, selbstständig Gefühle wahrzunehmen. Jeder kennt das berühmte Bauchgefühl, das entsteht, wenn einmal gemachte Erfahrungen mit entweder angenehmen (Schmetterlinge im Bauch) oder unangenehmen (Prüfungs-angst) Körpergefühlen verbunden, gespeichert und in ähnlichen Situationen wieder abgerufen werden. Lang anhaltende Furcht oder Stress hinterlässt bleibende Spuren, nicht nur im Kopf, sondern auch im Bauchhirn.

Aber auch Stimmungen wie Ärger oder Freude beeinflussen die Verdauung. Ursprünglich beruht dies auf einem Urinstinkt, der Stressreaktion, die den Körper in kürzester Zeit auf Kampf oder Flucht vorbereitet, indem Kreislauf- und Atemfunktion angeregt, die Verdauungstätigkeit dagegen gehemmt wird. Dieser Mechanismus ist auch heute noch dafür verantwortlich, dass bei Stress der Weitertransport der Nahrung und ihre Aufspaltung vermindert werden. Die Verdauung kommt quasi zum Erliegen −  unangenehme Begleiterscheinungen wie Blähungen, Völlegefühl oder Druckschmerzen sind die Folge.

Verstecktes Säure- und Luftpotenzial

Neben der Seelenlage können auch die Nahrung und ihre Zubereitung Auslöser für Magen-Darm-Beschwerden sein. Dr. Claudia Küpper kennt das aus ihrer langjährigen Erfahrung als Ernährungswissenschaftlerin und Dozentin für das Fach Ernährungslehre: „Magenübersäuerung und Sodbrennen werden gefördert durch Übergewicht, eine ständig erhöhte Kalorienzufuhr und die falschen Lebensmittel.“ So mindern zu fette oder zu zuckerhaltige Speisen die Schließkraft des Muskels zwischen Magen und Speiseröhre um bis zu 30 Prozent. Eiweißreiche Lebensmittel wie Milch und Fleisch regen die Säureproduktion an, vor allem wenn gleichzeitig zu wenig kohlenhydrat- und ballaststoffreiche Lebensmittel verzehrt werden. Und kohlensäurehaltige Getränke fördern das Aufstoßen und den Rückfluss von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre.

Blähungen und damit verbundene Druckschmerzen sind weit verbreitet. Sie entstehen durch Gase, die sich im Darm zu einem zähen Schaum anreichern, so dass sie den Körper nicht mehr auf natürlichem Weg verlassen können. Normalerweise bilden sich pro Mahlzeit etwa 1,5 Liter Darmgase, die bei der Aufspaltung der Nahrung entstehen. 1,3 Liter davon werden über die Darmschleimhaut ins Blut abgegeben, zur Lunge transportiert und dort ausgeatmet. Nur ein kleiner Rest von etwa  0,2 Litern verlässt den Körper über den Darm als Pups. Schmerzhafte Blähungen treten auf, wenn durch Stress die Darmpassage der Nahrung verlangsamt wird oder große Mengen unverdaulicher Nahrungs-bestandteile in den Darm gelangen. „Ballaststoffe gehören zwar dazu, sollten aber trotzdem nicht gemieden werden, denn sie sind für eine gesunde Darmflora und deren Immunfunktion wichtig“, rät Dr. Küpper. Daher gilt, Ballaststoffe in möglichst bekömmlicher Form zu verzehren, etwa als Vollkornbrot, grüne Blattsalate, Tomaten oder Möhren. Auch die Zubereitungsart kann das „Luftpotenzial“ von Gerichten entscheidend beeinflussen: Bayrischer Kartoffelsalat, lauwarm angerichtet, mit einer Sauce aus Brühe und etwas Pflanzenöl statt Mayonnaise, ohne Zwiebeln und mit zuvor in Kümmelwasser gekochten Kartoffeln ist bekömmlicher, weil er weniger Fett enthält und die Kartoffelstärke in dieser Form besser verdaut werden kann. Kalter Kartoffelsalat dagegen enthält eine veränderte Stärke, die verdauungsresistenter und damit schwerer verdaulich ist.

Sanfte Hilfe für ein gesundes Bauchgefühl

Da mit der Trilogie aus Ernährung, Psyche und Verdauung die Ursachen funktioneller Magen-Darm-Beschwerden so vielfältig sind, muss auch das Behandlungskonzept ganzheitlich sein. Neben der medikamentösen Linderung der quälenden Symptome können Entspannungstechniken, eine Umstellung der Ernährung oder auch eine psychisch orientierte Begleittherapie für ein gutes Bauchgefühl sorgen. „Bei kurzfristig auftretenden, akuten Beschwerden bieten wirksame und gut verträgliche Präparate aus der Apotheke Hilfe“, empfiehlt der Gastroenterologe Dr. Michael G. Willems. Stehen Blähungen und Druckschmerzen im Vordergrund, haben sich entschäumend wirkende Mittel wie Lefax bewährt. Bei säurebedingten Magenbeschwerden kann man sich auf den Wirkstoff Hydrotalcit, zum Beispiel in Talcid, verlassen. „Beide Präparate bieten schnelle Hilfe und sind sehr gut verträglich“, sagt Dr. Willems. Haben Betroffene sehr starke und andauernde  Beschwerden, sollten sie ihren Arzt aufsuchen, um ernsthafte Erkrankungen auszuschließen.

Wenn das Essen der Hauptbeschwerdeauslöser ist, sollte neben der medikamentösen Therapie gleichzeitig eine schrittweise Ernährungsumstellung erfolgen. Professionelle ernährungswissenschaftliche Beratung kann helfen, versteckte Beschwerdeauslöser im Speiseplan zu finden und zu vermeiden. Wer seine Beschwerden eher auf psychische Belastungen wie Stress zurückführt, sollte Entspannungsmethoden wie Yoga oder au-togenes Training ausprobieren: Sie können fast überall erlernt werden und helfen, die Verdauung gesund zu halten.
Quelle: Presseinformatinon von Bayer Healthcare (August 2006)