Utrecht (pte/01.07.2009/13:58) - Wer
anderen Menschen vertraut, fördert damit deren Zuverlässigkeit. Zu
diesem Schluss kommt Manuela Vieth, Soziologin an der Universität
Utrecht
http://www.uu.nl.
In einem Experiment, das von der Niederländischen
Wissenschaftsorganisation finanziert wurde, untersuchte sie, wie
Entscheidungen der Vergangenheit Entscheidungen des Vertrauens
beeinflussen. "Freundliche Handlungen, wie etwa Vertrauen schenken
oder ein Versprechen geben, werden freundlich erwidert. Doch auch das
Umgekehrte gilt", berichtet die Forscherin im pressetext-Interview.
Dazu ließ sie
Studenten in einem Experiment Entscheidungen in Situationen mit
anonymen und ständig wechselnden Partnern treffen. In jeder Situation
musste man erneut entscheiden, ob man der anderen Person Vertrauen
schenken wollte oder nicht. Sie konnten Versprechen machen und gegen
Bezahlung auch Belohnungen oder Strafen erteilen. Die Entscheidungen
bestimmten, wie viel Geld die Teilnehmer am Ende erhielten. Dabei
brachte gebrochenes Vertrauen mehr Geld ein als gerechtfertigtes, und
der Vertrauende erlitt einen finanziellen Verlust, wenn sein Vertrauen
enttäuscht wurde.
Im Unterschied zu langfristigen Beziehungen spielen in diesen
Entscheidungssituationen Erfahrungen mit demselben Partner keine
Rolle. "Solche Situationen gibt es im Leben viele, etwa wenn man im
Internet einkauft oder einen Mitreisenden im Zug bittet, für kurze
Zeit auf den Koffer aufzupassen. Auch hier gibt jemand ein
Versprechen, während ihm der andere Vertrauen schenkt oder nicht",
erklärt Vieth. Man verschaffe in diesen Situationen dem Gegenüber
einen Vorteil und hoffe auf dessen Zuverlässigkeit. "Im weitesten Sinn
ist das auch der Fall, wenn ich einem Arzt vertraue, dass eine
Behandlung nicht nur seiner Geldtasche Nutzen bringt, oder wenn ich im
Geschäft dem Kundenberater Glauben schenke."
Wer verspricht, vertrauenswürdig zu sein, erhält viel eher einen
Vertrauensvorschuss des Partners und bemüht sich auch mehr, dem
entgegengebrachten Vertrauen zu entsprechen, so das Ergebnis der
Studie. Dabei wurde sichtbar, dass sowohl das Gefühl der Verpflichtung
wie auch der Drang zu konsequentem Verhalten eine Garantie dafür sind,
dass Menschen ihr Wort halten. Versprechen haben somit einen äußerst
positiven Einfluss auf die Beziehung. "Es wäre gut, mehr Versprechen
einzugehen, denn sie stellen eine freundliche Haltung dar, die auch
vom Partner freundlich beantwortet wird", folgert Vieth. Belohnung
könnte beispielsweise in der Erziehung mehr Erfolg als Bestrafung
zeigen, und auch Arbeitgeber seien gut beraten, den Mitarbeitern
Vertrauensvorschüsse zu schenken, etwa in Form von mehr Freiheiten
oder Belohnungen.
Interessanterweise war die Reaktion auf enttäuschtes Vertrauen in Form
der Bestrafung weit deutlicher als im positiven Fall die Belohnung.
"Gebrochene Versprechen erbosen die Menschen derart, dass sie den
Verursachern einen Denkzettel verpassen wollen. Dafür nehmen sie
Kosten in Kauf, selbst wenn sie dem anderen nicht wieder begegnen, um
die Früchte der Zurechtweisung zu ernten", so Vieth. Erfüllte
Erwartungen haben hingegen nur wenig Aussicht auf Belohnung. "Indem
etwa ein Kunde eine Ware kauft, hat er dem Verkäufer und seinen
Versprechungen im Prospekt Vertrauen geschenkt." Dieser Vorschuss an
Vertrauen empfinde der Kunde bereits als Belohnung genug, sodass es
keiner weiteren Belohnung bedürfe, wenn die Ware die Versprechungen
erfüllt. (Ende)
Quelle: Pressetext.de