Chicago
(pte018/19.10.2011/13:50) - Zu Unrecht wird das Vergessen meist negativ
gesehen. Denn unser Gedächtnis funktioniert nur deshalb, da wir uns von
überflüssigen Teilen des Gespeicherten wieder trennen können, berichten
US-Forscher im Fachblatt "Current Directions in Psychological Science".
"Ohne Vergessen würden die
Erinnerungen unser Leben überschwemmen, das Lernen unmöglich machen und
das Gehirn überfordern", betont Studienleiter Ben Storm von der
University of Illinois http://illinois.edu .
Parkplatz und
Telefonnummer
Die Psychologen
wiesen das in einer Reihe von Experimenten nach, bei denen sich
Versuchspersonen Wörterlisten merken sollten. Die erste Aufgabe lautete
etwa, sich eine Liste von Vogelnamen einzuprägen, die zweite, dasselbe
bei bloß der Hälfte der Liste zu wiederholen. Durch die zweite Aufgabe
vergaßen die Probanden die anderen Vögel wieder, verbesserten jedoch
gleichzeitig bestimmte Problemlöse-Fähigkeit oder konnten
Gedächtnisinhalte bei Ablenkung besser abrufen.
Um seine Funktionstüchtigkeit zu
bewahren, entsorgt das Gehirn also Teile von Informationen, die nicht
mehr benötigt werden. "Wer etwa beim Handywechsel eine neue
Nummer bekommt, wird seine alte Nummer, die er zuvor jedem mitgeteilt
hat, bald vergessen. Ebenso
können die meisten nicht mehr auf Anhieb sagen, wo sie vorgestern ihr
Auto geparkt haben - da die Information keinen Nutzen mehr hat. Das
Gehirn entscheidet, dass die aktuellen Probleme wichtiger sind",
so Storm.
Schlaf fördert das
Vergessen
Auch Neurologen
erkennen zunehmend, dass Verlernen und Vergessen für das Gehirn die
gleiche Bedeutung haben wie Lernen und Erinnern. Speziell bei Angststörungen,
Phobien oder Trauma dürfte eine fehlende Fähigkeit des Umlernens und
Vergessens mitspielen. Auch ein Glutamat-Rezeptor konnte bereits
als Schalthebel für das Vergessen ausfindig gemacht werden (pressetext
berichtete:
http://pressetext.com/news/20090326031 ). Gelingt dessen
spezifisches Ansprechen, wäre eines Tages sogar eine Vergessens-Pille
denkbar.
Ein Mechanismus, der das
Vergessen von Unnötigem begünstigt, ist der Schlaf. Am Tag gebildete
Synapsen zwischen Neuronen lösen sich im Schlafzustand teils wieder,
wodurch das Gehirn ein gewisses Gleichgewicht sicherstellt und wieder
aufnahmefähig wird. Fehlt der Schlaf über längere Zeit, könnte
dies langfristige Spuren hinterlassen (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/20111011004
). |