Jyväskylä/Heidelberg
(pte009/08.08.2011/12:10) - Musik kann Depressiven eine große Hilfe sein
- besonders wenn sie sich selbst aktiv am Instrument betätigen. Das
berichten finnische Forscher im "British Journal of Psychiatry".
Menschen mit Depression erhielten zusätzlich zur Standardbehandlung ein
Musiktherapie-Angebot, das sich besonders auf Schlaginstrumente wie etwa
afrikanische Trommeln oder Synthesizer-Vibraphone stützte. Der Anteil
jener, bei denen sich die Symptome besserten, war mit Musiktherapie
deutlich höher als ohne.
Steigerung des Therapieeffekts
"Menschen zeigen innere Anspannung und
Gefühle oft durch Trommeln oder durch Geräusche, die denen eines
Schlaginstruments ähneln. Viele Depressive berichten von Erleichterung,
wenn sie selbst mit Instrumenten Musik machen", so Studienautor Jaakko
Erkkilä von der Universität Jyväskylä
http://www.jyu.fi/en
. Der Effekt gehe einerseits auf die
ästhetische Freude bei Musik zurück, andererseits auf die erhöhte
Aufmerksamkeit, die der Rhythmus einfordert. Der Gefühlsausdruck ohne
Worte erleichtere zudem die Kommunikation mit dem Therapeuten.
Von 79 Depressions-Patienten erhielten 33
zusätzlich zu Antidepressiva, Psychotherapie und Beratung alle zwei
Wochen insgesamt 18 Einheiten in Musiktherapie. Drei Monate nach Beginn
hatten sich die Depressions- und Angstsymptome stärker gebessert als bei
der Kontrollgruppe, zudem berichteten die Patienten auch von
Erleichterungen im Alltagsleben. Der positive Effekt hielt auch drei
Monate nach Therapieende an.
Genaue Diagnose nötig
Trotz der positiven Ergebnisse warnt
Hans Volker Bolay vom Deutschen Zentrum für Musiktherapieforschung
http://www.dzm-heidelberg.de
gegenüber pressetext vor unkritischer Anwendung von Musiktherapie. "Die
Zeiten, in denen man Musik empfahl, da sie 'für das Gemüt immer positiv'
ist, sind vorbei - Gott sei Dank. Für jeden Einsatz braucht
Musiktherapie eine saubere Diagnose, eine entsprechende Indikation und
auch das richtige Konzept. Musiktherapie ist nur dort sinnvoll, wo sie
besser ist als vergleichbare Methoden." |