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im pressetext-Interview.
Boom ab Kindergarten
Prominente Sportler sind Trendsetter,
betont Meyden. "Sie haben wesentlich dazu beigetragen, dass sich
Tattoos in ihrer Bedeutung weg vom Seemann- und Knastimage entwickelt
haben und nun sogar auf den internationalen Laufstegen zu sehen sind."
Im vergangenen Jahrzehnt setzte in Deutschland ein wahrer Boom ein:
Von 2003 bis 2009 stieg der Anteil tätowierter Männer zwischen 25 und
34 Jahren von 22 auf 26 Prozent, bei Frauen sogar von 14 auf 25
Prozent. "Der Anfang machen heute die Abziehbilder im Kindergarten",
sagt die Expertin.
Vergessen wird dabei jedoch oft, dass
Tattoos bisher in keiner Kultur bloße Dekoration waren, sondern immer
Zugehörigkeit und Abgrenzung signalisieren. Deshalb irre der, der
Tattoos oder deren Motive für bedeutungslos hält. "Auch wenn es nur
der Name der Freundin oder ein harmloses Symbol ist, wird dies von
anderen immer als Aussage interpretiert - der Stehsatz 'Man kann nicht
nicht kommunizieren' trifft hier eindeutig zu." Sind Tattoos auch bei
Jüngeren akzeptiert, sorgen sie bei Älteren häufig noch für
Milieu-Beigeschmack.
Bremse für das Weiterkommen
Diese Fremddeutung hat oft konkrete
Folgen. Zwar gibt es hierzulande keine Regelungen wie etwa in Japan,
wo die traditionellen Sento-Badehäuser Tätowierten den Zutritt
verwehren, doch kann verzierte Haut mitunter auch dem Berufsleben
schaden. "Ein Tattoo kann die Vertrauenswürdigkeit und Integrität
einer Person in den Augen anderer senken. Besonders gilt das in
Branchen, die mit hohen Geldbeträgen, hochwertigen Gütern oder
Services umgehen: Im Banken- und Versicherungswesen, beim Consulting
oder bei Top-Maklern etwa."
In der Praxis verlangen Firmen von ihren
Mitarbeitern häufig, im Kundenkontakt etwaige Tattoos nie sichtbar
werden zu lassen, berichtet die Knigge-Expertin. "Es wäre ein
Trugschluss zu glauben, man könne nach drei Jahren im Betrieb bei
einer Casual-Veranstaltung darauf verzichten und im Polohemd Tattoo
zeigen. Wenn es nicht zur Unternehmensphilosophie passt, kann die
Tätowierung zwar rechtlich kaum die Entlassung verursachen, jedenfalls
aber eine Karrierebremse sein."
Unschön auf alter Haut
Jugendlichen rät Meyden, gut zu überlegen,
an welcher Körperstelle ein dauerhaftes Tattoo gestochen werden soll
und ob diese Entscheidung auch in Hinblick auf den späteren Werdegang
vertretbar ist. "Viele bereuen ihre Tattoos nach Jahren - nicht
zuletzt, da sie auf alternder Haut nicht mehr gut aussehen und ein
Entfernenlassen teuer und riskant ist." Als weniger problematische
Alternative sieht die Expertin temporäre Henna-Tattoos.
Quelle: Pressetext.de