London/Würzburg (pte026/08.03.2012/13:40) - Wörter werden zunehmend
nicht nur danach beurteilt, wie sie gehört oder gesprochen werden,
sondern zunehmend auch nach ihrer Tippweise. Wörter, die sich überwiegend aus
Buchstaben der rechten Seite der Computertastatur zusammensetzen, lösen
positivere Emotionen aus als Wörter aus "linken" Buchstaben,
berichten Kognitionsforscher vom University College London http://www.ucl.ac.uk
in der Zeitschrift "Psychonomic Bulletin & Review". Wortlänge, Buchstabenhäufigkeit
oder Händigkeit spielen dabei keine Rolle.
Rechtslastige Wörter
beliebter
Der Effekt trat sowohl bei englischen, niederländischen als auch
spanischen Vokabeln auf oder bei Kunstwörtern wie "pleek", am stärksten
jedoch bei Wörtern und Abkürzungen, die erst im Tastaturzeitalter
kreiert wurden: Das vorwiegend links getippte "greenwash" ist extrem
negativ konnotiert, der SMS-Slang "LOL" (laugh out loud) sehr positiv.
Die Erklärung der Forscher für das Phänomen: Links von der Tastaturmitte gibt
es mehr Buchstaben - wodurch "rechtslastige" Wörter leichter zu tippen
sind und folglich positivere Gefühle auslösen.
Die Grundaussage der Studienautoren Kyle Jasmin und Daniel Casasanto ist
die: Wenn Menschen neue
Technologien zur Spracherzeugung entwickeln, beeinflussen sie dabei
stets auch die Sprache, die sie wiedergeben sollen. Den
entdeckten Effekt nennen sie - entsprechend der Bezeichnung der
englischsprachigen Tastatur - als "QUERTY-Effekt".
Sie gehen jedoch sogar so weit,
Eltern bei der Namenswahl ihres Kindes zu "rechtslastigen" Vornamen zu
raten, da diese besser eingeschätzt werden - also eher "Molly" als
"Sara".
Auch SMS verändern
Wahrnehmung
In früheren Studien hat die gleiche Forschungsgruppe - anders als bei
der aktuellen Studie - gezeigt,
dass die Tatsache, ob eine Person Rechts- oder Linkshänder ist, die
Wahrnehmung der Umgebung erheblich beeinflusst (pressetext
berichtete: http://pressetext.com/news/20100201026 ). "Rechts
wird demnach von Rechtshändern positiver bewertet als links - und
umgekehrt", erklärt Andreas Eder, Psychologe an der Universität
Würzburg http://uni-wuerzburg.de , im pressetext-Interview.
Andere Studien zeigen, dass auch
schwierig zu tippende Wörter weniger gemocht werden. "Zudem führt
bereits die Wahrnehmung eines einzelnen Buchstabens automatisch zu
Verhaltensimpulsen in der jeweiligen Schreibhand", berichtet
Eder. Sein Kollege Sascha Topolinski hat im Vorjahr auf einen ähnlichen
Effekt aufmerksam gemacht:
Zahlenfolgen wie 54323, mit der man auf der Tastatur alter Handys
"Liebe" buchstabiert, lösen bei der eingebenden Person positive Gefühle
aus. Somit dürfte neben der Tastatur auch die "Kulturtechnik SMS" unser
Verhältnis zu Wörtern und Zahlen verändert haben. |