Lausanne
(pte001/15.05.2012/06:00) - Die kognitive Leistung und Aufmerksamkeit
eines Menschen hängt stark davon ab, unter welchen Lichtbedingungen er
sich tagsüber befindet. Während
künstliche Beleuchtung schnell zu Müdigkeit führt, hält das deutlich
intensivere Tageslicht Körper und Geist munter und hat sogar noch in den
frühen Abendstunden positive Auswirkungen. Das berichten Forscher
vom Ecole Polytechnique Federale de Lausanne http://epfl.ch in der
Zeitschrift "Behavioral Neuroscience".
Fenster und
Kunstlicht im Test
Die Forscher
brachten eine Woche lang die innere Uhr von 29 Personen in Einklang.
Dazu verpassten sie ihnen einen fixen Schlafstundenplan sowie Armbänder,
in denen Lichtsensoren und Beschleunigungsmesser zur Abstimmung des
Aktivitätsniveaus integriert waren. Für den eigentlichen Versuch saßen
die Probanden dann an zwei Tagen für jeweils acht Stunden (von 12:00 bis
20:00 Uhr) im Labor. Die ersten sechs Stunden davon hielten sie sich
beim ersten Termin in einem mit Tageslicht beleuchteten Raum mit einer
Lichtintensität 1.000 bis 2.000 Lux auf, das zweite Mal in einen
fensterlosen Raum mit Kunstlicht (170 Lux).
Vorteile auch am
Abend
Besonderes
Augenmerk legten die Forscher auf die jeweils zwei abschließenden
Versuchsstunden, bei denen die Probanden in einem halbdunklen Raum
(sechs Lux) saßen. Sie entnahmen ihnen dabei Speichelproben zur
Feststellung der Konzentration von Cortisol und Melatonin - zweier
Hormone, die der Körper im 24-Stunden-Rhythmus produziert und mit deren
Hilfe die innere Uhr ausrichtet. Parallel dazu gab es Merktests und die
Teilnehmer wurden auch befragt, wie schläfrig oder geistig anwesend sie
sich fühlten.
Vorteile von
Tageslicht zeigten sich bereits in den Ergebnissen der Befragung alle 30
Minuten, wie aufmerksam oder schläfrig sich die Probanden fühlten - und
erst recht in den Gedächtnistests: "Lichtintensität
hat direkte Auswirkungen sowohl auf das subjektive Gefühl von
Schläfrigkeit als auch auf die kognitive Leistung. Zudem konnten wir
zeigen, dass die Vorteile von intensiverem Licht am Tag deutlich länger
andauern als die Zeitspanne, in der man ihm ausgesetzt ist", sagt
Studienleiterin Mirjam Münch.
Innere Zeitgeber
Knackpunkt für
die Auswirkung der Lichtintensität dürfte das Melanopsin sein. Dieses
erst kürzlich entdeckte Protein
wird in den lichtsensiblen retinalen Ganglienzellen (RGC) der Netzhaut
des Auges produziert, von wo aus Nervenimpulse an den inneren
Zeitgeber des Gehirns gesendet werden. Im Unterschied zu den Stäbchen
und Zapfen bildet diese dritte
Art von Photorezeptoren kein Bild, sondern erkennt und empfängt Photonen im
sichtbaren Lichtspektrum und wird zusätzlich vom blauen Licht stimuliert
(pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/20110325013 ).
Abstract zum
Artikel unter http://infoscience.epfl.ch/record/174780 |