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Wer süß ist, kauft teuer ein
Expertin: "Preise für gesunde Nahrungsmittel zu hoch"
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Friedrichshafen (pte/07.08.2009/13:50) - Die Einnahme von Süßem
verändert das Preisempfinden beim Konsumenten. Zu diesem Schluss
kommen Marketingwissenschaftler der Zeppelin Universität
http://www.zeppelin-university.de.
In einem Experiment konnten sie zeigen, dass nach der Einnahme von
Zuckerwasser vorgegebene oder höhere Preise viel eher als fair
akzeptiert werden. Das könne eine Wirkung des Belohnungssystems im
Gehirn sein, das bei der Einnahme von Zucker aktiviert ist, vermuten
die Forscher.
Das Forscherteam um
Peter Kenning verabreichte Versuchspersonen Wasser, das mit 80 Gramm
Zucker gesüßt war, was der empfohlenen Tagesdosis entspricht. Im
Anschluss bat man sie, Preise von Alltagsprodukten wie Wurst,
Klopapier oder Shampoo als fair oder nicht fair zu beurteilen, wobei
im zweiten Fall ein als fair empfundener Preis anzugeben war. Die
Probanden stimmten deutlich häufiger den vorgegebenen Preisen zu oder
erstellten weit höhere Preisvorschläge als Mitglieder der
Kontrollgruppen, die zuvor entweder nur Wasser oder gar nichts
eingenommen hatten. Das Ausmaß des beobachteten Effekts überraschte
sogar die Forscher. "Die Grenze, ab der kein Preis mehr als unfair
betrachtet wurde, lag bei der Zuckergruppe bei 89 Cent, im Vergleich
zu 49 Cent bei der Placebo-Gruppe und 39 Cent bei der Gruppe, die gar
nichts genommen hatte", berichtet Studien-Mitautor Tim Eberhardt im
pressetext-Interview.
Hinter diesem Phänomen vermuten die Wissenschaftler biochemische und
neurophysiologische Zusammenhänge. "Frühere Studien mit Magnetresonanz
zeigen, dass eine Aktivität im Belohnungszentrum das Sauerstoff im
Blut und den Serotonin-Spiegel steigen lässt. Wir wollten überprüfen,
wie die Serotonin-Produktion gezielt beeinflusst werden kann", so
Eberhardt. Dabei unterstellten sie eine durch Glucose ausgelöste
Wirkungskette, die zunächst die Produktion von Insulin anregt, was
wiederum den Botenstoff Tryptophan in Gang setzt und schlussendlich in
die Ausschüttung von Serotonin im Belohnungszentrum des Gehirns
mündet. "In der Studie wurden allerdings keine Gehirnbeobachtung
durchgeführt, sondern allein die Effekte gemessen", gibt der
Friedrichshafener Forscher zu bedenken.
Empfehlungen für das Marketing wie etwa der Gratis-Schokoriegel am
Supermarkt-Eingang wollen die Neuroökonomen jedoch noch nicht abgeben.
"Die von uns behauptete Wirkungskette ist hypothetisch und wurde nicht
kontrolliert, zudem sind unterschiedliche Vorgänge im Gehirn denkbar,
deren Zusammenhang noch weitere Forschung benötigt", gibt sich
Eberhardt zurückhaltend. Es sei dennoch gelungen zu zeigen, dass die
Glucose-Einnahme einen deutlich wahrnehmbaren Effekt auf die
Preiswahrnehmung inklusive der Preisfairness besitzt. (Ende)
Quelle: Pressetext.de
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