Coventry/Wien (pte022/15.11.2012/13:50) -
Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft überaus gestresst
waren, sind häufig Opfer von Schulprügeleien. Zu dieser Erkenntnis ist
eine aktuelle Studie der University of Warwick gekommen. Stress und
seelische Gesundheitsprobleme bei Schwangeren können sich negativ auf
die Entwicklung des Kindes auswirken und sie später zu Gewalt-Opfer
machen. Für die Studie wurden rund 9.000 Kinder untersucht. Bei Stress
wird eine hohe Anzahl an Neurohormonen in die Blutbahn ausgeschüttet,
was die Stressreaktion des Fötus verändert. Kinder, die sensibler auf
Stress reagieren wie mit weinen oder davonlaufen, werden öfter von
anderen drangsaliert oder geschlagen.
Eltern und Pädagogen als Mediatoren
"Sensiblere Kinder werden ungerechterweise
oft von aggressiveren gemobbt. Hier sind Pädagogen und Eltern
aufgerufen, einzuschreiten und sanftmütige Kinder nicht zu Opfer werden
zu lassen", erklärt die Klinische Psychologin Theresia Herbst im
pressetext-Interview. Auch aggressive Schüler bräuchten Unterstützung.
Ihr Verhalten ist oft ein Hilferuf. Kinder besitzen noch nicht die
geistige Reife, ihr Verhalten zu regulieren und zu reflektieren. Um das
zu lernen, benötigen sie Erwachsene.
Schlechte Bedingungen - wie das fehlende
Bewusstsein über die Bedeutung von sicheren Bindungen in der Familie,
Kitas und Schulen sowie zu viele Kinder in zu kleinen Klassenräumen oder
überlastete Familiensysteme - äußern sich häufig in Konflikten zwischen
Minderjährigen. "Wo es ein gutes soziales Klima gibt, findet eine solche
Gewalt jedoch kaum statt", führt die Psychologin aus. Ein
vertrauensvolles, intaktes Band zur Familie sei demnach überaus wichtig
und gilt als erster Schutzmantel. "Kinder mit familiärem Rückhalt sind
nicht so verletzlich, denn sie wissen, dass sie ihr Problem ihren Eltern
oder einer anderen engen Bindungsperson anvertrauen können und Hilfe
erhalten", erläutert Herbst.
Frauen müssen Wohlbefinden erspüren
Stress während der Schwangerschaft kann für
das Kind eine Vielfalt an Auswirkungen haben. "Es gibt mehrere Studien,
die belegen, dass chronischer Stress die Hirnstruktur verändert, die
Lernfähigkeit dämpfen und die eigene Stressverarbeitung einschränken
kann", so die Expertin. Man kann davon ausgehen, dass ein chronisch
hoher Stresshormonspiegel zu Anpassungsreaktionen führt, der sich auf
die gesamte seelische und körperliche Entwicklung negativ auswirken
kann.
"Schwangere Frauen sollen ermutigt werden,
ihr individuelles Wohlbefinden selbst spüren und beeinflussen zu lernen
und nicht einfach vorgeschriebenen Rezepten folgen", erklärt Herbst.
Wichtig seien hier vor allem die sozialen Beziehungen zu ihren engsten
Angehörigen, Freunden und Vertrauten, allen voran die Unterstützung
durch den Partner. In Schulen wiederum sei es in dieser nervösen Zeit
wichtig, die Anzahl der Schüler in Klassen deutlich zu reduzieren, damit
Pädagogen besser auf einzelne Kinder und Gruppendynamik eingehen können
und ein gutes soziales Klima geschaffen werden kann. |