New Haven/Wien (pte003/30.11.2012/06:10) -
Menschen, die unter chronischem Stress sowie schweren Depressionen
leiden, können von einer Reduktion des Gehirnvolumens betroffen sein.
Dieser Abbau kann nicht nur zur emotionalen, sondern auch zur kognitiven
Dysfunktion führen. Laut Forschern der Yale University nach weist
einiges auf einen bestimmten genetischen Schalter hin, der einerseits
eine Abnahme der Verknüpfungen des menschlichen Gehirns, andererseits
bei Tiermodellen depressive Symptome auslöst.
Transkriptionsfaktor verantwortlich
"Langjährig depressive Patienten sind in der
Regel häufiger von kognitiven Defiziten betroffen. Außerdem ist die
Belastbarkeit Betroffener geringer, was sich wiederum negativ auf die
Leistungsfähigkeit auswirkt. Oft gehen Depressionen und Dauerstress auch
mit einer Einschränkung im sozialen Bereich einher und münden in einem
dynamischen Prozess, der sukzessive stärker wird", so Hubert Poppe,
Facharzt für Psychiatrie und Neurologie, im Gespräch mit pressetext.
Darüber hinaus könne die Erkrankung Konzentrationsschwierigkeiten zur
Folge haben.
Die Forscher untersuchten die verschiedenen
Muster der Hirnaktivitäten von depressiven und gesunden Menschen. Den
Ergebnissen zufolge weist das Hirngewebe der depressiven Patienten eine
weitaus geringere Expression jener Gene auf, die für die Funktion und
Struktur der Synapsen zuständig sind. Der Genschalter, der sogenannte
Transkriptionsfaktor, verhindert die Expression dieser Gene und bewirkt
somit den Verlust des Volumens. Die Aktivierung des entsprechenden
Faktors hat bei Tests depressive Verhaltensweisen von Nagetieren
bewirkt.
Essenzielle Schaltkreise unterbrochen
Laut Seniorautor Donald Duman zeigt die
Studie, dass die Aktivierung dieses Transkriptionsfaktors zur Störung
der Schaltkreise, welche an Emotionen und Wahrnehmung beteiligt sind,
führt. Außerdem hofft Duman durch Vermehrung der synaptischen
Verbindungen mithilfe von Medikamenten und Verhaltenstherapien,
effektivere Behandlungsmethoden für Depressionen entwickeln zu können.
In Zukunft wäre es denkbar, dass diese genetische Veränderung Aufschluss
darüber gibt, ob jemand von schweren Depressionen oder Dauerstress
betroffen ist. |