Columbus/Hannover
(pte002/08.09.2011/06:00) - Einen völlig neuartigen Zugang in der Frage,
wie man das Problem Übergewicht lösen kann, präsentieren Forscher der
Ohio State University
http://www.osu.edu in der
Zeitschrift "Cell Metabolism".
Eine Umgebung, die soziale Kontakte sicherstellt und körperlich
herausfordernd ist, verhindert demnach die Ansammlung von Bauchfett.
Denn dank dieser Anregung wird Körperspeck - das Energie speichernde
weiße Fett - in "gutes" braunes Fett umgewandelt, das bei der
Energieverbrennung hilft, so die Ergebnisse der Wissenschaftler.
Freunde-Diät
Gezeigt wurde dieser Zusammenhang vorerst bei Mäusen. Teils
lebten diese in Gruppen zu je fünf Tieren in Standard-Laborboxen.
Weitere Mäuse sperrten die Forscher hingegen mit je 20 Artgenossen in große Container, in denen es
Laufräder, Tunnels, Holzspielzeug, ein Labyrinth und Nestmaterial gab.
Nur diese Mäuse waren genötigt, körperlich, geistig und sozial aktiv zu
bleiben. Die Tiere beider Gruppen bekamen so viel Wasser und
fettreiche Nahrung wie sie nur wollten.
Waren anfangs keine Unterschiede
feststellbar, so hatten die
Mäuse im anregenden Umfeld nach vier Wochen 49 Prozent ihres weißen
Fettes verloren und trotz der Hochfett-Nahrung um 29 Prozent weniger
Gewicht zugelegt als die Tiere ohne Anregung. "Es beeindruckt, wie viel weißes
Fett die aktiven Mäuse verloren haben. Es ist viel mehr, als sie
je mit einem Laufrad erreichen könnten", so Studienleiter Matthew J.
During. Statt unterdrücktem Appetit war der Grundumsatz größer, zeigte
die höhere Körpertemperatur.
Zauberformel braunes Fett
Das bestätigt einen Mechanismus, den die
US-Forscher schon im Vorjahr entdeckt haben: Eine stimulierende Umgebung
verbessert die geistige Gesundheit von Mäusen, indem sie zur Bildung
eines Proteins namens BDNF (brain-derived neurotrophic factor) im
Hypothalamus verhilft. Wie nun sichtbar wurde, können derartige
Proteine Prozesse in Gang setzen, die weißes in braunes Fett umwandeln.
Dennoch steckt die Erforschung dieser Verbindung von Geist und Körper
noch in den Kinderschuhen.
Auch der Ansatz der braunen
Körperzellen als Schlankmittel ist noch jung. "Beim Menschen
wandelt sich weißes Fett bei leichter Unterkühlung in braunes Fett",
berichtet der Hannoveraner Pharmakologe Stefan Engeli vom Kompetenznetz
Adipositas
http://kn-adipositas.de im
pressetext-Interview. Seit dieser Erkenntnis sind Forscher emsig auf der
Suche nach praktikablen Umsetzungen dieses Effekts (pressetext
berichtete:
http://pressetext.com/news/20110504009 ),
wobei laut Engeli noch "völlig offen ist, was davon für die Therapie
nutzbar ist."
Einsamkeit bekämpfen
Die US-Studienautoren glauben an die
Möglichkeit, das BDNF-Protein durch gezielte Anregung zu stimulieren.
"Soziale Interaktion und das Aufrechterhalten von Freundschaften sorgen
für eine Form von Stress, die durchaus gesund ist. Was dabei zählt, ist
die Tiefe und Komplexität dieser Netzwerke, nicht deren Größe.
Vielleicht geht das Übergewichts-Problem teils auf den Aufschwung des
Internets zurück, da Social Networks die Dynamik der direkten
Kommunikation ersetzt haben", vermutet During. Einsamkeit ist bei
Adipositas sehr wohl ein Thema, ergänzt Engeli - bisher jedoch als
Folge, nicht als deren Ursache. |