Wien (pte034/31.01.2012/16:30) - 2011 hat
Grace Brown das "Project Unbreakable" gestartet. Die Fotografin will sexuell
missbrauchten Opfern helfen, indem sie ein Zitat ihres Unterdrückers auf
ein Plakat schreiben und es in die Kamera halten. Damit sollen Worte,
die einst gegen die Betroffenen selbst verwendet wurden, an Kraft
verlieren.
"Jeder Täter versucht seine Tat mit allen
Mitteln geheim zu halten. Teilt das Opfer den Schmerz mit der
Öffentlichkeit, so kann es sich von dieser 'Geheimhaltungspflicht'
befreien. Ein anderes Motiv könnte auch eine späte Form der Genugtuung sein,
um aus der Ohnmacht herauszukommen und die eigene Kompetenz wieder zu
erlangen", erklärt Psychotherapeut und Psychologe Winfrid Janisch
http://mip.co.at gegenüber pressetext.
Schritt aus der
Einsamkeit
Das "Project Unbreakable"
http://projectunbreakable.tumblr.com begann im Oktober 2011, als
eine Freundin Browns ihr von ihrem sexuellen Missbrauch erzählte. Am
nächsten Tag fotografierte sie ihre Freundin mit den Worten ihres
Schinders und stellte das Foto ins Netz. "Ich habe mir gedacht, ich
poste das Bild im Internet, vielleicht sehen es ja mehrere Leute", meint
Brown.
"Spricht
das Opfer seine Gedanken laut aus, oder schreibt die Worte auf ein
Plakat, bekommt das ganze eine Realität. Man setzt sich mit dem
Gedachten konkret auseinander. Auf der anderen Seite teilt man Emotionen
und hat das Gefühl nicht alleine zu sein. Das wirkt meist
entlastend", erklärt Missbrauchsexperte Cornel Binder-Krieglstein
http://memory-ambulanz.at gegenüber pressetext.
Kein Therapieersatz
Tatsächlich bekommt Brown mittlerweile hunderte von E-Mails jede Woche,
auch Geschichten aus Ländern weit weg, wie Abu Dhabi und Australien.
"Egal wie alt die Opfer sind oder woher sie kommen, sie verbinden mit
den Worten, die sie aufschreiben, noch immer jede Menge Schmerz. Ich bin
19 und die Menschen bringen mir so ein Vertrauen entgegen, dass ich mich
geehrt fühle. Es ist mutig, etwas mit der Welt zu teilen, das so
schmerzhaft ist", erklärt Brown.
Bisher hat Brown über 25 Personen
fotografiert. "Wir organisieren Zeit und Ort und dann geht es oft
schnell. Sie beschriften ihre Poster, ich mache ein Foto und gehe
wieder. Es gibt aber auch Leute, die mir ihre Geschichte erzählen und in
meinen Armen weinen." Experten sind sich aber einig, dass diese kleine
Symbolhandlung für einzelne Menschen zwar ganz hilfreich sei, es aber
keine generelle Maßnahme ist, Opfern zu helfen die Schmerzen, Kränkungen
und Demütigungen zu vergessen. |