New York/Ulm (pte004/02.09.2011/06:15)
- Schon als Kind zeigen
Menschen, wie gut sie sich später unter Kontrolle haben. Das konnten
US-Psychologen anhand des berühmten "Marshmallow-Tests" beweisen. "Die
Fähigkeit zur Selbstregulation bestimmt in hohem Ausmaß, wie sich
Menschen entwickeln. Wer sie besitzt, hat bei den exekutiven Funktionen
sowie bei der Lernleistung die Nase vorne und produziert weniger
Stresshormone", erklärt Sabine Kubesch vom Transferzentrum für
Neurowissenschaft und Lernen der Universität Ulm
http://znl-ulm.de
gegenüber pressetext.
Der "Marshmallow-Test" aus den 60er-Jahren
gehört zu den bekanntesten Experimenten der Psychologie. Forscher um
Walter Mischel platzierten damals die Süßigkeit vor vierjährigen Kindern
und stellten ihnen zur Wahl, entweder den Marshmallow sofort zu essen
oder später einen zweiten zu bekommen, falls sie der Versuchung
widerstehen konnten. Dieser Belohnungsaufschub gelang einigen Kindern,
anderen hingegen nicht. Der Test und dessen Folgebeobachtungen waren
Grundlage für die Erforschung der Selbstregulation.
Aus Hänschen wird Hans
Die Teilnehmer der Studie - damals
Vorschulkinder, inzwischen erwachsene Mittvierziger - wurden nun noch
einmal zu einem ähnlichen Versuch eingeladen. Statt Marshmallows zeigten
ihnen die Forscher Gesichter am Computer, wobei sie bei Bildern
glücklicher Gesichter einen Knopf drücken sollten. Da Menschen andere
gerne fröhlich sehen, drücken viele bei dieser Aufgabe auch dann den
Knopf, wenn sie dies nicht tun sollten. Das Ergebnis: Genau jene, die
einst vor Marshmallows kapituliert hatten, taten dies nun auch vor den
Gesichtern.
"Der Persönlichkeitszug der
Selbstkontrolle ist auffallend konstant - von der frühen Kindheit
bis zum Erwachsenenalter", so das Resümee von Studienleiterin B.J. Casey
vom Sackler Institute
http://www.sacklerinstitute.org
in der Fachzeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences".
Als sie das Experiment nochmals im Gehirnscan wiederholte, stellten sie
in zwei Regionen des Großhirns -
im präfrontalen Kortex und im ventralem Striatum - Unterschiede
je nach Grad der Selbstregulierung fest. Hier ist also die Fähigkeit des Wartenkönnens
verortet.
Viel Übung macht den Meister
Auch Kubesch sieht die
Selbstregulierung als Merkmal der Persönlichkeit. Zum Vorschein komme es
in Situationen, in denen man Bedürfnisse hinten anstellt, auf
Belohnungen wartet oder Impulse kontrolliert. Die Grundlage ist
genetisch beeinflusst, doch auch das Lernen bestimmt die Ausprägung mit
(pressetext berichtete:
http://pressetext.com/news/20110126023
). "Um Selbstregulation zu
entwickeln, braucht man nicht nur Bewusstsein dafür, sondern auch viele
Gelegenheiten des Einübens", so die Expertin.
Erziehung, Strukturen, klare Regeln
oder auch Rituale fördern die Selbstregulierung, wobei besonders Eltern,
Kindergärten und Schulen gefordert sind. Pionier in der schulischen
Vermittlung ist die kanadische Hawn Stiftung
http://thehawnfoundation.org
. "Sie vermittelt Kindern und Jugendlichen, dass sie einen Geist haben
und diesen auch pflegen müssen. Das geschieht durch Atem-,
Aufmerksamkeits- und Achtsamkeitsübungen", berichtet Kubesch. In
Deutschland leistet bisher das Programm "Fex"
http://znl-fex.de
Vorarbeit. |