Durham/Ulm (pte023/26.01.2011/13:50) -
Intelligenz und eine gute soziale Stellung sind zwar günstige
Voraussetzungen für Erfolg im Leben, noch entscheidender ist aber die
Fähigkeit der Selbstkontrolle. Zu diesem Schluss kommen Psychologen aus
den USA, England und Neuseeland in der Zeitschrift "Proceedings of the
National Academy of Science". Sie konnten zeigen, dass
die Gewissenhaftigkeit, das Durchhaltevermögen und die Selbstdisziplin
von dreijährigen Kindern bereits darauf deuten, wie gesund und
wohlhabend sie als Erwachsene sein werden.
Unbeherrschte im Nachteil
Wer sich schon als Kleinkind
vergleichsweise schlecht im Zaum hält, hat es zumindest aus Sicht der
Statistik später schwerer im Leben. Er leidet öfter an
Gesundheitsproblemen, was etwa die Lunge, das Gewicht, der Blutdruck
oder die Zähne betrifft, berichten die Forscher. Er ist später häufiger
nikotin- oder alkoholabhängig, lebt eher in einer instabilen Beziehung,
kommt öfter in finanzielle Nöte und gerät sogar eher ins Fahrwasser der
Kriminalität.
Die Forscher um Terrie Moffitt von der
Duke University http://www.duke.edu untersuchten dafür 1.000 Bewohner
einer Stadt der Jahrgänge 1972 und 1973, die man bereits in ihren ersten
zehn Lebensjahren auf Selbstkontrolle getestet hatte. Im Alter von 32
Jahren wurden dieselben Personen nochmals untersucht, wobei neben der
Gesundheit auch ihre finanzielle Situation und das Aufscheinen im
Strafregister berücksichtigt wurden. Der Zusammenhang zeigte sich
unabhängig von der Intelligenz des Kindes oder vom Vermögen der Eltern.
Kontrolle spielerisch lernen
"Selbstkontrolle
umschreibt wichtige Kompetenzen, die man im Leben braucht. Dazu gehört
etwa, sich in Gruppen
eingliedern zu können, sich sich Ziele zu setzen, planvoll vorzugehen,
spontane Impulse zu kontrollieren sowie die Steuerung von Emotionen und
Aufmerksamkeit", erklärt die Sportwissenschaftlerin Sabine
Kubesch im pressetext-Interview. Kubesch leitet ein vom Ulmer
Transferzentrum für Neurowissenschaften und der Firma Wehrfritz
getragenes Projekt
http://www.fex-znl.de , das sich der Förderung der
Selbstregulation in der Grundschule widmet.
Die gute Nachricht der Studienautoren:
Selbstkontrolle kann man auch noch später erwerben. Denn Kinder, die
diesen Rückstand später aufholten, schnitten später besser ab als man
vermuten könnte. Hier setzt auch Kubesch mit ihrem Team an und sucht
nach Trainingsmöglichkeiten.
"Die Vermittlung gelingt am besten spielerisch, etwa durch planvolle
Rollenspiele, Musikstopp-Spiele oder durch das Einüben und Einhalten von
Zuhör- und Sprechphasen. In Streitsituationen kann man Kinder ein
Zeitlimit setzen lassen, nach dem sie zum Beispiel anderen ein begehrtes
Spielzeug weitergeben", so die Expertin.
Sport macht disziplinierter
Entspannungsübungen fördern diese Kontrollfähigkeit, besonders jedoch
auch Sport und Bewegung. "Körperlich fitten Kinder gelingt es besser,
ihr Verhalten und ihre Aufmerksamkeit zu steuern. Genügend
Möglichkeiten zur Bewegung sind deshalb wichtig", erklärt Kubesch.
Insgesamt gilt jedoch: Je früher
man Selbstkontrolle lernt, desto fester ist sie im Lebensverlauf
verankert, was viele Vorteile bringt. "Selbstregulation ist
sowohl für die Schuleignung als auch für die Lernleistung in den
Bereichen Sprache und Mathematik entscheidend." |