Göttingen
(pte021/30.08.2011/11:30) - Ein Schlaganfall beeinträchtigt sogar
Hirnbereiche, die primär gar nicht betroffen sind. Forscher des
Bernstein Netzwerks http://nncn.de und der Universitäten Göttingen und
Jena schließen abschließend zu ihrer Studie daraus, dass
plastische Veränderungen im Gehirn von weit größeren Netzwerken
moduliert werden als bisher angenommen. Beim Versuch mit Mäusen konnte
durch die Gabe von Entzündungshemmern ein Teil der Netzwerke seine
Lernfähigkeit wiedererlangen.
Die Forscher
haben bei den Versuchsmäusen in einem bestimmten Hirnareal einen
Schlaganfall ausgelöst. "Der
Schlaganfall zeigte auch Auswirkungen auf das Lernen in fern liegenden
Arealen", sagt Studienautorin Siegrid Löwel, die Neurobiologin am
Bernstein Fokus Neurotechnologie und der Universität Göttingen ist, im
pressetext-Interview.
Informationsverarbeitung gestört
Schon lange
beobachten Wissenschaftler, dass lokal begrenzte Durchblutungsstörungen
auch Auswirkungen auf weit entfernte Gehirnbereiche haben können. Die
Forscher haben empirisch geprüft, welche Auswirkungen ein lokaler
Schlaganfall auf neuronale Plastizität im Sehsystem von Mäusen hat.
Verschließt man bei gesunden Tieren ein Auge, erhöht sich die Sehschärfe
des verbleibenden und beide Hirnhälften widmen sich verstärkt der
Informationsverarbeitung des offenen Auges.
"Wir konnten
zeigen, dass dem Gehirn diese Fähigkeit in der Zeit nach einem
Schlaganfall abhanden kommt", sagt Franziska Greifzu, Doktorandin im
Labor von Löwel. Für die
Untersuchung wurde an einer Stelle in der Hirnrinde ein Schlaganfall
ausgelöst, die keinen bekannten Einfluss auf das Sehsystem hat.
Verschlossen die Wissenschaftler danach eines der Augen, konnte sich das
Gehirn nicht an die neue Situation anpassen. Das Tier hatte seine
Lernfähigkeit verloren.
Therapien beim
Menschen fraglich
Die
Wissenschaftler untersuchten zudem, ob Entzündungsreaktionen für die
Störungen verantwortlich sein könnten. Dazu behandelten sie die Tiere
direkt nach dem Schlaganfall mit einem entzündungshemmenden Medikament.
Tatsächlich entwickelten die behandelten Tiere - genau wie die gesunden
Tiere - eine Erhöhung der Sehschärfe des offenen Auges.
"Die durch den
Schlaganfall gestörte Lernfähigkeit konnte durch den Entzündungshemmer
wieder normalisiert werden", erklärt Otto W. Witte, Neurologe am
Universitätsklinikum Jena http://www.neuro.uniklinikum-jena.de .
"Letztlich haben wir nur Experimente mit Mäusen gemacht", sagt Löwel.
Im Allgemeinen funktionieren Therapien, die bei Mäusen anschlagen, beim
Menschen jedoch nicht. |