Philadelphia/Leipzig
(pte021/29.10.2012/13:55) - Wer zu wenig schläft, bringt seinen
Energiehaushalt aus dem Gleichgewicht, was zur Gewichtszunahme führt.
"Verschiedene Untersuchungen haben ergeben, dass sich auch partieller
Schlafentzug auf das Körpergewicht auswirkt", so Sharon M.
Nickols-Richardson von der Pennsylvania State University.
Menschen, die abnehmen möchten, sollten daher auf ausreichend Schlaf
achten. In den USA sind mehr als 35 Prozent der Erwachsenen
übergewichtig und 30 Prozent schlafen weniger als sechs Stunden pro
Nacht.
Hormonhaushalt wird beeinträchtigt
Nickols-Richardson und ihr Team haben
anhand einer Analyse von Patientendaten ermittelt, dass Schlafentzug den
Hormonhaushalt beeinträchtigt. Das appetitanregende Ghrelin und das
appetitzügelnde Leptin sind dann nicht mehr in der Balance. "Mangelnder
Schlaf beeinflusst die Appetitregulation", bestätigt Hubertus Himmerich,
Projektleiter beim Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum für
Adipositas-Erkrankungen in Leipzig, gegenüber pressetext.
Dem Experten nach haben Menschen, die nur
vier oder fünf Stunden schlafen, weniger Leptin im Blut. Das Hormon, das
die Energiezufuhr reguliert, wird vermindert gebildet. Der Gegenspieler Ghrelin wird dann möglicherweise zuviel gebildet. "Wenn man zu wenig
schläft, wird der Appetit angestachelt", sagt Himmerich. Ob das bei
einmaligem Schlafentzug relevant ist, weiß man allerdings noch nicht, so
Himmerich. Menschen, die regelmäßig zu kurz schlafen, neigen hingegen zu
Übergewicht, haben die Forscher in den USA nun belegt.
Zu viel Schlaf ist ebenfalls schlecht
"Für einen Erwachsenen in unserem
Kulturkreis sind sieben Stunden Schlaf normal - je weniger man schläft,
desto höher ist das Risiko Übergewicht zu bekommen", erklärt Himmerich.
Vor 50 Jahren haben die Deutschen im Schnitt mehr geschlafen. Inzwischen
wird im TV mehr Unterhaltung geboten. "Man erschöpft sich auch nicht
mehr durch körperliche Arbeit. Es gibt verschiedene Gründe dafür, dass
man heute vermindert schläft - diese Entwicklung kann auch mit ein Grund
dafür sein, dass es mehr Übergewichtige gibt als noch vor 50 Jahren."
Aber auch zu viel Schlaf kann zu Übergewicht
führen. Wer neun oder zehn Stunden täglich schläft, verbringt viel Zeit
im Bett und bewegt sich wenig. Bei zu kurzem Schlaf spielen auch nicht
nur die Hormone eine Rolle. Denn eine müde Person ist auch nicht
motiviert, sich viel zu bewegen. "Müdigkeit führt dazu, dass man sich
schlapp fühlt und sich zu wenig bewegt. Dadurch baut man auch weniger
Energie ab", weiß Himmerich. Der Mediziner rät dazu, Sport zu treiben. Denn mit Sport könne man auch Stress abbauen. Wenn wir gestresst sind,
produzieren wir wiederum Hormone, die dazu führen, dass man nicht
schlafen kann. Menschen, die unter Dauerstress leiden, haben
Schlafstörungen. |