Zürich (pte/01.12.2005/13:55)
- Wissenschaftler der Universität Zürich (UZH)
http://www.unizh.ch
haben zwei Risikofaktoren entdeckt, die für eine posttraumatische
Erkrankung verantwortlich sind. Mit den Erkenntnissen wird eine frühe
Erkennung und Prävention von stark belasteten Berufsgruppen möglich.
Rund 80 Prozent aller Menschen werden irgendwann in ihrem Leben mit
einem traumatischen Ereignis wie Tod und schwere Verletzung, sexueller
Missbrauch, Geiselnahmen, Terroranschläge, Naturkatastrophen oder
Verkehrsunfälle konfrontiert. Nur etwa vier Prozent der
Gesamtbevölkerung erkranken an einer so genannten "posttraumatischen
Belastungsstörung".
Das Risiko für eine psychische Erkrankung nach einem Trauma scheint
individuell sehr unterschiedlich zu sein. Ein internationales
Forscherteam unter der Leitung von Markus Heinrichs und Ulrike Ehlert
vom Psychologischen Institut der Universität Zürich
http://www.psychologie.unizh.ch hat nun entdeckt, dass es
Risikofaktoren gibt, die bereits vor dem Trauma bestehen und die
Entwicklung einer Erkrankung nach einer Traumkonfrontation begünstigen.
"Die zwei Risikofaktoren sind Persönlichkeitseigenschaften. Dabei
handelt es sich um eine erhöhte Feindseligkeit anderen Menschen
gegenüber und ein geringes Vertrauen auf Kontrollierbarkeit und
Beeinflussung des eigenen Lebens", erklärt Heinrichs im
pressetext-Interview. Personen mit diesem Risiko entwickeln schon bald
nach einem traumatischen Erlebnis eine Reihe weiterer psychischer
Symptome wie depressive Störungen, Ängste und körperliche Beschwerden,
so der Experte.
"Menschen, die diese Persönlichkeitseigenschaften nicht haben, bleiben
nach traumatischen Erlebnissen von psychischen Erkrankungen verschont",
so Heinrichs. Der Experte meint, dass frühes Konfliktmanagement und
soziales Kompetenztraining helfen könnten, diese
Persönlichkeitsstörungen früh zu erkennen. "Wir sehen Patienten erst
relativ spät, meist erst wenn es zu einer Erkrankung nach dem
Extremerlebnis gekommen ist", beklagt der Wissenschaftler. Besonders
betroffen sind Berufsgruppen wie Feuerwehr, Polizei, Hilfs- und
Rettungskräfte aber auch Militär. "Im Schnitt erleben Angehörige dieser
Berufe ein traumatisches Ereignis täglich", so Heinrichs. Eine frühe
Prävention, Workshops und Führungstrainings können helfen, dieses Risiko
zu verringern. Dazu zähle etwa das Schaffen eines offenen Gesprächs.
"Untersuchungen in Deutschland haben gezeigt, dass diese Berufsgruppen
im Durchschnitt eine um zehn Jahre geringere Lebenserwartung haben", so
Heinrichs.
Obwohl es nicht Gegenstand der Studie war, meint Heinrichs, dass Frauen
kompetenter in der Bewältigung von Stresssituationen sind, als Männer.
"In den meisten der betroffenen Berufsgruppen ist der Frauenanteil sehr
gering", räumt der Experte ein. Das bedeute aber nicht, dass Frauen für
diese Berufe weniger geeignet wären. "Besonders auffällig sind etwa die
ungünstigen männlichen Bewältigungsregulative wie Alkoholmissbrauch. Die
Dunkelziffer liegt hier wesentlich höher als die ohnehin schon
bedenklichen bekannten Zahlen", so Heinrichs abschließend.
Die Traumaforschung war bisher ausschließlich auf Untersuchungen nach
traumatischen Erlebnissen ausgerichtet. Das Wissenschaftsteam, dem auch
Forscher der Universität Trier und des US-Center for Disease Control and
Prevention angehörten, haben das Problem umgangen, in dem sie gesunde
Feuerwehrmänner über einen Zeitraum von zwei Jahren untersuchten. Das
Studienergebnis ist in der jüngsten Ausgabe des Magazins "American
Journal of Psychiatry" erschienen. (Ende)
Quelle: pressetext.de
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