Gothenburg/Wien (pte024/04.12.2012/13:40) -
Menschen ohne Geruchssinn haben vermehrt sexuelle Probleme im Gegensatz
zu denjenigen, die riechen können. Zu diesem Ergebnis ist eine aktuelle
Studie der Gothenburg Universität gekommen. Männer, die ohne Geruchssinn
geboren wurden, haben dabei weniger sexuelle Geschlechtspartner als
andere, während sich Frauen ohne Riechvermögen unsicherer in ihren
Beziehungen fühlen. Die Forscher können diesen Zusammenhang nicht
gänzlich erklären, vermuten jedoch, dass Menschen mit Anosmie - also
Riechverlust - ihr Leben lang emotionale Signale verpassen. Zu einem
bestimmten Anteil werden diese jedoch unterbewusst olfaktorisch
übertragen.
Olfaktus als Anziehung
"Das Riechvermögen spielt in Beziehungen
eine sehr große Rolle", erklärt Paartherapeut Roland Bösel im
Interview mit pressetext. "Geruch kann eine Anziehung für andere sein",
sagt er. Er könne demnach als eine Visitenkarte des Menschen gesehen
werden. "Aber auch in Krisenzeiten wird die Geruchs-Wahrnehmung des
Partners verstärkt", sagt er. Unangenehme Gerüche, die vor dem Konflikt
nicht vernommen wurden, würden für den Partner in der schwierigeren Zeit
überaus beträchtlich.
Auch auf die Sexualität habe das
Riechverhalten eine erhebliche Auswirkung. Viele Paare wüssten aufgrund
der fehlenden Kommunikation auch nach Jahrzehnten nicht, was der Andere
olfaktorisch als unangenehm empfindet. "Sie sagen nicht, dass der eine
vielleicht zu sauber und daher einen klinischen Geruch hat und der
andere zu ungepflegt ist. Das führt dazu, dass sie nicht mehr
miteinander schlafen und sich dem Sex nicht mehr hingeben können", so
der Experte.
Verlangen nach idealem Körper
Der Odor spielt nicht nur in Beziehungen
eine wesentliche Rolle, sondern auch in der Gesellschaft. "Es ist heute
so, dass alles, was mit jeglichen Ausdünstungen zu tun hat, von der
Gesellschaft abgetötet wird. Die Menschen wollen ihren Körper auf einen
idealen Zustand bringen, der von irgendjemandem einmal festgelegt
wurde", führt Bösel aus.
Die Öffentlichkeit solle dahingehend wieder
vermehrt sensibilisiert werden, dass sie ihrem Körper so begegnen kann,
wie er ist - auch in Bezug auf den Geruch. "Wir müssen wieder riechen
lernen. Wir machen vieles mit den Augen, Ohren und dem Mund, aber das
Bedürfnis am Riechen geht verloren", schließt der Therapeut ab. |