Basel
(pte027/23.11.2011/13:00) - Baseler Forscher haben ermittelt, wie
prosoziales Verhalten verstärkt werden kann. Am Beispiel von
Blutspenden fragten die Wissenschaftler, wie Menschen dazu motiviert
werden, den eigenen Lebenssaft zu spenden - obwohl der Nutzen nicht
beim Einzelnen, sondern bei der Gesellschaft liegt. Die Forscher
gingen von der Hypothese aus, dass eine Nichtbeteiligung nicht eine
prinzipielle Ablehnung bedeutet. Sie vermuten, dass eine Ablehnung mit
einer fehlenden Auseinandersetzung mit dem entsprechenden Thema ist.
Dies sei dann der Fall, wenn die Auseinandersetzung - wie im Beispiel
der Blutspende - eher unangenehm ist.
Wissen allein
reicht nicht
Der Nutzen
einer Blutspende, das Potenzial Leben zu retten, wird tendenziell
ignoriert. Aufklärung alleine ist den Experten nach aber nicht die
Lösung: "Wir sehen eine wichtige Einsicht bei unserem Experiment
gerade darin, dass Aufklärung alleine noch wenig bringt, wenn die
Leute nicht bereit sind, sich mit der Thematik auch
auseinanderzusetzen", sagt Studienleiter Alois Stutzer gegenüber
pressetext. So wurden alle Teilnehmer am Experiment ausführlich
informiert und aufgeklärt.
"Wir finden,
dass sie von außen einen Anstoß brauchen, dass sie sich fragen, welche
Bedeutung das Blutspenden im konkreten Fall für sie hat und welchen
Wert sie ihm für sich beimessen. Wir haben diesen äußeren Anstoß
dadurch umgesetzt, dass wir die Leute zu einer aktiven Entscheidung
für oder gegen eine Blutspende veranlasst haben", ergänzt Stutzer.
Menschen können also eine für alle unvorteilhafte Situation
überwinden, indem man sie zu aktiven Entscheiden auffordert. Dadurch
erfolgt eine geistige Auseinandersetzung mit dem Thema.
Sanfter Druck zur
Hilfsbereitschaft
In einem
Feldexperiment im Rahmen einer Blutspendeaktion des Roten Kreuzes
http://drk.de konnten Menschen zu einer Spende motiviert werden,
indem man sie um eine konkrete Entscheidung bat. Personen, die sich
der Bedeutung des Blutspendens bereits bewusst waren, wurden durch
eine entsprechende Testfrage identifiziert. Bei diesen zeigten die
oben beschriebenen unterschiedlichen Vorgehensweisen keine relevante
Wirkung. Das Experiment zeigte, dass Personen, die bisher keine
persönliche Einschätzung der Bedeutung des Blutspendens angestellt
hatten, sehr stark reagierten.
Das
Forscherteam konnte eine deutliche Steigerung der
Spendewahrscheinlichkeit bei der Gruppe nachweisen, von der ein
sofortiger Entscheid verlangt worden war. Ihre Bereitschaft, Blut zu
spenden, stieg um acht Prozentpunkte. In Anbetracht der
durchschnittlichen Beteiligungsrate von rund acht Prozent in der
gesamten Stichprobe ist dies ein sehr hoher Wert. Prosoziales
Verhalten kann also verstärkt werden, indem man Menschen, die über ein
Thema bisher nicht nachdenken mochten, mit sanfter Überzeugung dazu
bringt, sich ernsthaft damit auseinander zu setzen.
Quelle: Pressetext.de