Boston (pte010/25.10.2012/10:35) - Die
Gene könnten laut einer Studie des Beth Israel Deaconess Medical Center
dafür verantwortlich sein, dass manche
Menschen auf Behandlungsansätze ansprechen, bei denen keine aktiven
Wirkstoffe zum Einsatz kommen. Der sogenannte Placebo-Effekt wurde bei
104 Patienten mit Reizdarmsyndrom untersucht. Das Ergebnis: Teilnehmer
mit einer bestimmten Version des Gens COMT fühlten sich nach einer
Placebo-Akupunktur besser. Das Team um Kathryn Hall betont jedoch, dass
die Anwendbarkeit dieser Forschungsergebnisse auf andere Krankheiten
erst untersucht werden muss.
Drei Gruppen untersucht
Experten wie Edzard Ernst von der University
of Exeter gehen angesicht der aktuellen Ergebnisse davon aus, dass die
uralte Frage beantwortet sein könnte, warum manche Menschen auf Placebos
ansprechen und andere nicht. Der Placebo-Effekt tritt dann ein, wenn ein
Patient eine Verbesserung seines Zustandes verspürt, obwohl er zum
Beispiel nur eine Tablette mit Zucker eingenommen oder im konkreten Fall
eine Placebo-Akupunktur vorgenommen wurde, bei der die Nadeln gar nicht
in den Körper gelangen.
Zwei Gruppen der Teilnehmer wurden mit
diesem Ansatz behandelt. Eine Gruppe in einem kühl und hoch
professionell wirkenden Umfeld, die andere durch eine sympathische und
mitfühlende Person. Eine dritte nach dem Zufallsprinzip
zusammengestellte Gruppe erhielt keine Behandlung. Nach drei Wochen
wurden die Teilnehmer gefragt, ob sich ihr Zustand verbessert habe. Auch
wurden Blutproben entnommen, um zu überprüfen, über welche Variante des
Gens COMT jeder Einzelne verfügte. Dieses Gen spielt beim
Dopamin-Signalweg eine Rolle.
Laut Hall gibt es immer mehr Hinweise
darauf, dass der Neurotransmitter Dopamin aktiviert wird, wenn Menschen
ein Placebo erwarten oder darauf reagieren. Es zeigte sich, dass die
Teilnehmer bei einer bestimmten COMT-Variante mit der dreifachen
Dopaminmenge im vorderen Bereich des Gehirns ohne Behandlung keine
Verbesserung verspürten. Auf die Placebo-Behandlung sprachen sie jedoch
sehr wohl an. Laut Studienautor Ted Kaptchuk bestand das Ziel darin, die
verschiedenen Dosierungen eines Placebos zu untersuchen.
Serotonin könnte auch beteiligt sein
"Bei Menschen mit dieser bestimmten
genetischen Signatur wirkte ein Placebo. Die Wirkung verstärkte sich
aber in einer angenehmen Umgebung", so Kaptchuk. Damit würden auch die
Vorteile eines positiven Verhältnisses zwischen Arzt und Patient
nochmals deutlich sichtbar. Fabrizio Benedetti von der Universita di
Torino gab gibt zu bedenken, dass nicht nur das Dopamin beim
Placebo-Effekt eine Rolle spielen dürfte.
Frühere Studien mit Patienten, die
unter einer sozialen Angststörung litten, zeigten, dass das Serotonin
bei der Reaktion auf Placebos eine Rolle spielte und nicht Dopamin. Das
weise darauf hin, dass es keine einzeln festlegbare Reaktion auf
Placebos gebe, sondern vielmehr eine Vielzahl von verschiedenen
Mechanismen. Details der Studie wurden in PLoS ONE
http://plosone.org veröffentlicht.
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