Bonn (pte032/14.11.2012/13:50) - Das Hormon
Oxytocin hält vergebene Männer auf Distanz zu attraktiven fremden
Frauen. Diese Erkenntnis geht aus einer aktuellen Studie des
Universitätsklinikums Bonn für Psychiatrie hervor. Oxytocin verstärkt
bekanntlich die Bindung zwischen Eltern und Kindern sowie zwischen
Partnern in Liebesbeziehungen. Das Hormon steigert zudem das Vertrauen
zu den Mitmenschen. In der Studie stellte sich heraus, dass die
vergebenen Männer, denen Oxytocin verabreicht wurde, beim Nähern einer
unbekannten attraktiven Frau einen größeren Abstand hielten als
diejenigen, die ein Placebo erhielten. Auf Single-Männer hatte das
Hormon hingegen keinerlei Wirkung.
Natürliche Produktion
Interessant in dieser Hinsicht ist, wann das
Hormon auch auf natürliche Weise produziert wird. "Ein erhöhter Spiegel
lässt sich während des Geschlechtsaktes feststellen und trägt zur
starken Bindung zwischen den Geschlechtspartnern bei", erläutert René
Hurlemann, Oberarzt am Psychiatrischen Uniklinikum Bonn und Leiter der
Arbeitsgruppe Nemo Research Group, im Interview mit pressetext.
"Auch am Anfang einer Beziehung ist Oxytocin
peripher im Blut messbar", so der Experte. Für die Studie wurde den
Männern das Hormon per Nasenspray verabreicht, wodurch die Substanz in
das Gehirn gelangen konnte.
Unerwartetes Ergebnis
Oxytocin ist für seine Wirkung von
prosozialen Persönlichkeitsmerkmalen wie Vertrauen oder Großzügigkeit
bekannt. "Wir hatten bei der Untersuchung mit dem Gegenteil gerechnet,
da das Hormon das Vertrauen zu Mitmenschen verstärkt", sagt der
Fachmann. Es wurde demnach erwartet, dass die Männer mit erhöhtem
Oxytocin-Spiegel sich den fremden Frauen vielmehr nähern als abwenden
würden.
"Warum es zu dieser Distanz gekommen ist,
lässt sich nicht gänzlich erklären. Es kann aber daran liegen, dass die
Bindung zur Partnerin in dem Moment verstärkt wird oder der Proband sich
zur fremden Frau hingezogen fühlt, jedoch in einem moralischen Dilemma
steckt", erklärt Hurlemann. Das Handeln der Männer passierte jedenfalls
unbewusst.
Andere Wirkung bei Frauen
Wie das Hormon bei Frauen in einer ähnlichen
Situation wirkt, lässt sich schwer prognostizieren. "Es gibt mehrere
Studien zu Oxytocin, die unterschiedliche Ergebnisse bei Frauen und
Männern liefern", so der Spezialist.
Der weibliche Organismus sei dahingehend für
das Gebären und Stillen gebaut und das Hormon hat somit eine andere
Wirkung. Es wird bei Frauen unter anderem während des
Entbindungsprozesses sowie beim Stillen produziert, um einerseits Wehen
auszulösen und andererseits den Milchfluss zu erleichtern. |