Stanford (pte027/06.07.2011/13:56) - Relativeren oder Ablenken - so
lauten die beiden Strategien, die Menschen am häufigsten bei negativen
Gefühlen anwenden. Das Relativieren und Neudeuten einer Situation
funktioniert jedoch nur bis zu einer bestimmten Grenze, haben
Forscher aus Stanford
http://stanford.edu und Groningen nun herausgefunden. Wird
die Emotion zu stark, lenken sich die meisten ab und verdrängen ihr
Gefühl dadurch, berichten sie in der Zeitschrift "Psychological
Science".
Geheimnis der
Illustrierten
Viele Menschen haben Angst vor dem Zahnarzt - weshalb die Forscher ihn
als Beispiel heranziehen. "Viele lenken sich im Wartezimmer vom Gedanken
an die Behandlung ab, indem sie Klatschzeitschriften durchblättern - was
deren Beliebtheit auch erklären dürfte. Oder sie reden sich selbst etwa
zu: Nun gut, ich muss die Wurzelbehandlung hinter mich bringen, hab aber
schon Schlimmeres hinter mir und lebe immer noch", so Studienleiter Gal
Sheppes.
Welche Taktik wann zum Einsatz kommt, wurde in zwei Experimenten
sichtbar. Freiwilligen zeigte man zunächst Bilder von unterschiedlicher
Bedrohlichkeit - etwa von Schlangen, die entweder im Gras lagen oder den
Mund zum Angriff öffneten. Schließlich bereitete man sie darauf vor,
Elektroschocks zu empfangen, die unterschiedlich schmerzhaft ausfallen
sollten. Die Probanden berichteten gleichzeitig, ob sie mit ihrer Angst
durch Relativieren oder Verdrängen begegnete - beide Strategien hatte
man mit ihnen zuvor trainiert.
Trainieren statt
Kreiseln
Neudeutung und Relativieren ist
die am häufigsten angewandte Strategie, allerdings nur bei schwach
negativen Gefühlen. Bei großer Angst flüchten die meisten ins Verdrängen
und Ablenkung, zeigte die Auswertung. Für die Forscher ein
Hinweis, der wertvoll für die Therapie sein kann. "Gefühle sind nützlich
und schützen uns, da sie auf Flucht oder Kampf vorbereiten. Menschen mit
Depression oder Phobien schaffen es allerdings kaum, angemessen auf ihre
Gefühle zu reagieren. Spezielles Training könnte hier helfen", so
Sheppes. |