Konstanz
(pte017/20.07.2011/11:10) - Der
Stress einer Mutter kann sich auf ihr Kind in der Gebärmutter übertragen
und anhaltende Auswirkungen haben. Zu diesem Ergebnis ist eine
Studie der Universität Konstanz
http://www.uni-konstanz.de
gekommen. Ein Rezeptor für
Stresshormone scheint beim Ungeborenen eine biologische Veränderung
durchzumachen, wenn die Mutter zum Beispiel durch einen gewalttätigen
Partner sehr unter Stress steht. Diese Veränderung könnte dazu führen,
dass das Kind später in seinem Leben schlechter mit Stress umgehen kann.
Frühere Studien haben bereits Zusammenhänge mit psychischen Erkrankungen
und Verhaltensproblemen hergestellt.
An der in
Translational Psychiatry
http://www.nature.com/tp/index.html
veröffentlichten Studie nahmen 25 Frauen und ihre Kinder teil. Sie sind
heute zwischen zehn und 19 Jahre alt. Das Team um Thomas Elbert betont,
dass diese Frauen unter außergewöhnlichen Umständen lebten und die
meisten Schwangeren auf die Dauer keiner derartigen Belastung durch
Stress ausgesetzt sind. Zusätzlich seien diese Studienergebnisse nicht
endgültig. Viele andere Faktoren wie das soziale Umfeld während der
Kindheit dürfen ebenfalls eine Rolle spielen.
Genetische
Veränderungen
Die Forscher
gehen aber dennoch davon aus, dass die Zeit im Mutterleib von
entscheidender Bedeutung ist. Sie untersuchten die Gene von Müttern und
ihren heranwachsenden Kindern auf unübliche Muster. Einige der Teenager verfügten
bei einem bestimmten Gen über Veränderungen, dem Glucocorticoidrezeptor
(GR), der hilft, die hormonelle Reaktion des Körpers auf Stress zu
regulieren. Derartige genetische Veränderungen können noch im Mutterleib
stattfinden. Das Team nimmt an, dass sie durch den emotional schlechten
Zustand der Mutter während der Schwangerschaft ausgelöst werden.
Alle
teilnehmenden Frauen hatten mit der dauernden Bedrohung durch
gewalttätige Partner oder Ehemänner gelebt. Es scheint so, als habe
dieser dauernde Stress Auswirkungen auf die Schwangerschaft gehabt. Die Kinder verfügten als
Heranwachsende über Veränderungen in der Genetik des
Glucocorticoidrezeptor, die bei anderen Jugendlichen nicht nachgewiesen
werden konnten. Diese Methylierung des GR scheint die Menschen besser
auf Stress einzustellen oder ihn empfindlicher dafür zu machen. Das
bedeutet, dass sie mental und hormonell rascher reagieren.
Als
Individuen neigen sie dazu,
impulsiver zu sein und mehr mit ihren Gefühlen zu kämpfen,
erläutern die Forscher, die mit den Teenagern ausführliche Interviews
machten. Elbert erklärte, dass
Kinder, die von ihrer Mutter Signale erhalten, dass sie in eine
gefährliche Welt geboren werden, rascher reagieren. "Ihre Stressschwelle
ist niedriger und zusätzlich scheinen sie in diesem Bereich
empfindlicher zu sein." Die Wissenschaftler planen derzeit
weitere Studien mit mehr Teilnehmern. Ziel ist es, die Annahmen der
aktuellen Studie zu überprüfen. |