Berlin (pte017/30.11.2012/10:15) - Forscher
des Max-Planck-Instituts haben nachgewiesen, dass die Nervenzentren von
zwei Gehirnen eine gemeinsame Handlung koordinieren können. Was sich
etwas futuristisch anhört, haben die Forscher mit einem Experiment
belegt. Sie haben die Hirnwellen von Gitarristen mit Hilfe von
Elektroden verfolgt, während diese ein Duett spielten. Dabei sind sie
auf deutliche Unterschiede in der Hirnaktivität der Musiker gestoßen, je
nachdem ob diese den Ton angaben oder sich am Rhythmus ihrer Kameraden
orientierten.
Synchrone Gehirne bestätigt
Damit geht der Impuls für das eigene Handeln
nicht vom Geist des Einzelnen alleine aus, er kann vielmehr durch die
koordinierte Aktivität der Gruppe gesteuert werden. Beim gemeinsamen
Musizieren bilden sich hirnübergreifende Netzwerke aus. "Wir haben zwar
an Musikern geforscht - ich nehme aber an, dass diese hirnübergreifende
Vernetzung auch bei anderen Handlungen passieren kann", sagt
Studienautorin Johanna Sänger gegenüber pressetext.
"Wir gehen davon aus, dass Hirnwellen
unterschiedlicher Personen sich auch dann synchronisieren, wenn Menschen
ihr Handeln auf andere Weise koordinieren, etwa beim Sport oder wenn wir
miteinander kommunizieren", sagt Sänger. Um ihre Hypothese zu
überprüfen, dass zwei Gehirne sich synchronisieren können, teilten die
Psychologen 32 geübte Gitarristen in 16 Duettpaare ein. Sie schlossen
jeden der Musiker an 64 Elektroden an. Damit leiteten die Forscher über
den ganzen Schädel verteilt die Aktivität der Hirnwellen in den
einzelnen Regionen ab.
Gleichschaltung der Hirnwellen
Die Probanden sollten insgesamt 60 Mal eine
Rondo-Sequenz aus der Sonate in G-Dur von Christian Gottlieb Scheidler
wiederholen. Die Aufgaben der zwei Musiker unterschieden sich ganz
leicht: Sie sollten jeweils unterschiedliche Stimmen spielen. Einer der
beiden war dafür verantwortlich, dass beide gemeinsam einsetzten und ein
gemeinsames Spieltempo einhielten. Dieser übernahm also eine
Führungsrolle, während der Mitspieler folgte. Dieser Unterschied
spiegelte sich in den Ergebnissen der Hirnstrommessungen wider.
"Die Gleichschaltung der Hirnwellen, die wir
an einer einzelnen Elektrode gemessen haben, waren beim anführenden
Spieler stärker ausgeprägt und im Gegensatz zum Folgespieler vor allem
schon vor dem Spielanfang vorhanden", sagt Sänger. Dies könne die
Entscheidung des anführenden Spielers reflektieren, jetzt mit dem
Spielen anzufangen. Auch die Kohärenz der Signale zwischen verschiedenen
Elektroden eines Duettpaares analysierten die Wissenschaftler und kamen
zu einem bemerkenswerten Ergebnis.
Die Signale der frontalen und der zentralen
Elektroden zeigten einen Zusammenhang während der Phasen, in denen die
Musiker ihre Aktivität koordinieren mussten - und zwar nicht nur
innerhalb des Kopfes eines einzelnen Spielers, sondern auch zwischen den
Köpfen der beiden Duettpartner. "Wenn Menschen Handlungen miteinander
koordinieren, entstehen kleine Netzwerke innerhalb des Gehirns und auch
zwischen den Gehirnen - besonders dann, wenn die gegenseitige Abstimmung
wichtig ist, zum Beispiel beim gemeinsamen Spielbeginn", weiß Sänger.
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