Toronto/Hannover
(pte004/15.09.2011/06:05) - Wer selbst Musik macht, erspart sich später
Gehörprobleme. Das behaupten kanadische Forscher in der Zeitschrift "Psychology
and Ageing". "Musiker hören im
Alter besser als Nicht-Musiker. Scheinbar verschlechtert sich bei ihnen
die zentrale auditive Verarbeitung im Gehirn langsamer. Das Motto
'Use it or lose it' gilt auch hier", so Studienautor Benjamin Rich
Zendel vom Baycrest's Rotman Research Institute
http://research.baycrest.org
.
Gehör gleich, Verarbeitung besser
Die Forscher untersuchten 74 Menschen, die
in ihrem Leben mindestens sechs Jahre lang Musikunterricht genommen
hatten, sowie zur Vergleich auch 89 Menschen, die nie ein Instrument
gespielt hatten. Vier verschiedene Hörtests galt es zu durchlaufen,
wobei leise Töne wahrgenommen, Lücken in Tonabfolgen und Beziehung von
Tonfrequenzen erkannt oder Sprache bei Geräuschen im Hintergrund
verstanden werden sollten.
Bei der vom Ohr abhängenden
Geräuschwahrnehmung zeigten sich keine Unterschiede. Enormen Vorsprung
hatten die Musiker jedoch bei den anderen Aufgaben, die alle auf die
Geräuschverarbeitung im Gehirn zurückgehen. Die Unterscheidung der Sprache
von anderen Geräuschen - das im Alter immer größere
"Cocktailparty-Problem" - gelang etwa den 70-Jährigen Musikern so gut
wie den 50-jährigen Nicht-Musikern.
Effekt ab Kindesalter
Ähnliches konnte vor einigen Jahren
auch die US-Gehirnforscherin Nina Kraus bei Kindern zeigen.
Musik verbessert schon bei den Jüngsten die Fähigkeit zur auditiven
Musteranalyse. "Musizierende Kinder sind weit eher in der Lage,
sinnhafte von sinnlosen Mustern zu unterscheiden und somit Sprachreize
von Rauschen zu trennen", erklärt Eckart Altenmüller, Direktor
des Instituts für Musikphysiologie und Musikermedizin der Hochschule für
Musik und Theater Hannover
http://www.immm.hmtm-hannover.de
, gegenüber pressetext.
Musik ist aus mehrerer Hinsicht
eine ideale Gehirnschulung. Professionelle Musiker erreichen das
Optimum an Feinmotorik (pressetext berichtete:
http://pressetext.com/news/20090801003
), zudem steigert Musik auch das räumlich-visuelle Gedächtnis, die
Fähigkeit für Objektbezeichnungen oder die Anpassungsfähigkeit an neue
Informationen (pressetext berichtete:
http://pressetext.com/news/20110422002
). Für die Therapie nutzbar, spricht Musik sonst unerreichbare
Gehirnareale an und beeinflusst den Hormonhaushalt.
Zweifel am Hörschaden
Es gibt aber auch die gegenteilige Ansicht,
dass laute Musik Hörschäden auslöst. In der Forschung wird dies
zunehmend angezweifelt, berichtet Altenmüller. "Es stimmt, dass
Rockmusiker im Alter eher Probleme beim Hören von Hochfrequenzen haben.
Dennoch sind frühere Prognosen, dass wir durch die Kopfhörer zu einer
Nation der Schwerhörigen werden, nicht eingetreten. Neue Erkenntnisse
legen nahe, dass eine positive
emotionale Bewertung lauter Geräusche das Gehirn vor Schäden schützt",
so der Musikermediziner. |